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Die Seligpreisungen

Aus der Juli 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Die Christenheit hat seit Jahrhunderten die Versöhnung dahin ausgelegt, daß Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben einen erzürnten Gott mit der Menschheit ausgesöhnt habe. Man hat ihn für das Sühnopfer gehalten, welches den Menschen nach dem Tode von den Banden der Sünde befreien würde. Die Christian Science erklärt, daß er durch sein Vorbild der Erlöser geworden ist. Sein Leben hier auf Erden, seine Kreuzigung und Auferstehung gaben den Beweis, daß Gott und der Mensch eins sind. Seine Worte und Werke zeigten, wie man Gottes geistigen und vollkommenen Menschen ans Licht bringen kann. Nun mag aber der eine oder der andre einwenden, der Meister sei ja doch göttlicher Natur gewesen Allerdings; er teilte jedoch unser Sinnenbewußtsein und arbeitete sich erst nach und nach zum vollkommenen geistigen Bewußtsein empor. In seiner erhabenen Bergpredigt erklärte er in den unsterblichen Worten, die als die Seligpreisungen bekannt sind, jeden Schritt auf dem Erlösungs-Wege, von der Sünde zur Heiligkeit, vom Verweslichen zum Unverweslichen, vom Leben zum Tode. Er beschreibt die geistigen Entwicklungsstufen, die zum beseligenden Bewußtsein der ewigen Harmonie, zum Himmel emporführen.

Den ersten Schritt tut der Mensch, wenn ein Verlangen nach geistigen Dingen in ihm erwacht. Daher die Worte: „Selig sind, die da geistlich arm sind.” Wohl keine Menschen nehmen die Wahrheit bereitwilliger an als diejenigen, die alle guten Dinge dieser Welt gekostet haben und mit Salomo zu der Überzeugung gekommen sind, daß es „alles eitel und Haschen nach Wind” war. Die Schlange im Paradiese verführte den Menschen dadurch, daß sie ihm die „Erkenntnis des Guten und Bösen” anbot. Das dargebotene Gute war die verlockende Erscheinungsform der Lüge. Alle, die es gekostet haben, sind gar bald zu der Einsicht gekommen, daß es mit dem Bösen Hand in Hand geht und nichts als Kummer und Pein erzeugt. Es ist seiner Natur nach zeitlich und nimmt stets ein Ende mit Schrecken. Der Philosoph Emerson erklärt: „Strafe ist eine Frucht, die unvermerkt innerhalb der Blume sündhafter Freuden, die sie verbirgt, zur Reife kommt.”

Von denen, die das Bedürfnis des unvergänglich Guten fühlen, wie es die Welt weder geben noch nehmen kann; die bereit sind, dem Materiellen und Zeitlichen den Rücken zu kehren und das Leben in Gott, dem ewigen Geist zu suchen — von denen sagt Jesus: „Das Himmelreich ist ihr.” Nachdem sich im Menschen dieses Gefühl der geistigen Armut geregt hat, fängt er an von dem materiellen Traum zu erwachen und die Irrtümer der Sinnenwelt einzusehen. Wohl denen, die dann ihre Sünden und Fehler bereuen. Auf diese Stufe der Entwicklung weist Jesus mit den Worten hin: „Selig sind, die da Leid tragen”, denn sie haben durch die Erkenntnis der Wahrheit die Unwirklichkeit der Sünde eingesehen, haben die Macht der göttlichen Liebe erkannt und sind überzeugt, daß die göttliche Liebe ihre Neigung zur Sünde und ihre Furcht vor derselben zerstören kann. Deshalb sollen sie „getröstet werden.”

Der sterbliche Mensch beginnt dann seine eigne Nichtigkeit einzusehen. Der Stolz ist überwunden, Selbstsucht und Eigenwille sind zunichte gemacht und der Mensch erreicht die dritte Stufe, in Bezug auf welche es heißt: „Selig sind die Sanftmütigen”. Wer diesen Zustand des Bewußtseins erreicht hat, ist bereit, sich dem wahren Quell aller Segnungen zuzuwenden und sich hinsichtlich aller zeitlichen wie ewigen Bedürfnisse auf Gott zu verlassen. Deshalb wird er „das Erdreich besitzen.” Nun ist das gedemütigte und erleuchtete Bewußtsein bereit, die Wahrheit über Gott und den Menschen zu suchen und zu finden; daher die ermutigende Zusage: „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.” Mrs. Eddy erklärt: „Suchen genügt nicht; ernstliches Ringen allein ermöglicht uns das Eintreten” („Science and Health“, S. 10). Man hat das Wort Gerechtigkeit als rechtes Denken, rechtes Reden und rechtes Handeln definiert. Jeder rechte Gedanke, jedes rechte Wort, jede rechte Tat entspringt der Liebe. Die Christian Science lehrt uns, den Menschen als Gottes vollkommene Idee zu erkennen, so daß wir „ein recht Gericht” richten können. Dies bringt uns zu der nächsten Seligpreisung: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.” Diese Worte stimmen mit einer andern Erklärung des Meisters überein: „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.” Welcher Art der Begriff auch sein mag, den wir uns von unserm Bruder machen — derselbe wird uns immer wirklich erscheinen und wir werden ihn zum Ausdruck bringen. Der rechte Begriff vom Menschen befreit uns von der Neigung zur Tadelsucht und abfälligen Kritik, zum Haß, Neid und Groll. „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.” Sie werden nur das Gute sehen. Dieses geistige Bewußtsein kann nichts andres als Frieden stiften, wo auch immer sein Einfluß sich fühlbar macht; und Sünde, Kummer und Leiden verschwinden. „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.”

Wenn sich das Bewußtsein so weit erhoben hat, daß es die Nichtigkeit der fleischlichen Gesinnung erkennt und dieselbe beweisen kann, dann beginnt diese fleischliche und sterbliche Gesinnung, die „eine Feindschaft wider Gott” und „dem Gesetze Gottes nicht untertan” ist, sich mit aller Macht zu widersetzen. Der Meister sagte deshalb: „Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolget werden; denn das Himmelreich ist ihr.” Aller Widerstand der fleischlichen Gesinnung ist nichtig, wenn wir uns den rechten Sinn für Harmonie wahren und uns nicht fürchten. Wer dies im Auge behält, wird an diejenigen hinanreichen, die diesen Weg vor uns gegangen sind und bewiesen haben, daß er der richtige ist — die die Welt, das Fleisch und den Teufel überwunden haben.

Unser großer Meister war uns darin ein Vorbild. Er ging diesen Weg bis ans Ende. Während er ihn zurücklegte, kämpfte er „nicht mit Fleisch und Blut ..., sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.” Aber er gewann den Sieg — einen solch glänzenden Sieg, daß er den Haß und Neid überwand, der ihn auf einige Tage ins Grab gelegt hatte. Er erstand im Geiste der Liebe und eilte zu seinen ungläubigen Jüngern, um sie noch mehr zu überzeugen. Es waren dieselben Jünger, zu denen er gesagt hatte: „Sehet, ich habe euch Macht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch geschehen.”

„Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen, und reden allerlei Übels wider euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnet werden. Denn also haben sie verfolget die Propheten, die vor euch gewesen sind.” Unser glorreiches Vorbild erhob sich vollständig über die materiellen Sinne und hinterließ uns diese Worte: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue”.

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