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„Mir wird nichts mangeln”

Aus der Juli 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Volkswirtschaftliche Fragen in Bezug auf Angebot und Nachfrage sind für das menschliche Dasein von hoher Bedeutung. Ein jedes Mitglied des Menschengeschlechtes steht dem Problem gegenüber, wie es sich seinen Lebensunterhalt verdienen soll. Von dem Materialisten an, der offen zugibt, daß es ihm um das Sammeln von irdischen Schätzen zu tun ist, bis zum Idealisten, der eine vornehme Gleichgültigkeit gegen die kleinlichen finanziellen Probleme zur Schau trägt, müssen alle Sterblichen, dem Gesetz des menschlichen Wahnes gemäß, ihr Brot im Schweiße ihres Angesichtes essen. Tatsächlich ist dies eines der ersten Strafgesetze, die der Adams-Allegorie gemäß verordnet wurden. Seitdem bewahrheitet es sich bei allen, die „in Adam” sind, daß sie mühselig arbeiten müssen, um den materiellen Begriff vom Dasein aufrecht zu erhalten.

Der Kampf ums Dasein stellt ein zusammengesetztes Bild dar, welches alle Züge des menschlichen Charakters enthält. Selbstsucht, Habsucht, Ungerechtigkeit, Neid, Haß, Rachsucht, Furcht und Besorgnis — alle diese Eigenschaften spielen ihre Rolle im täglichen Geschäftsleben. Dieser Kampf ist schon seit vielen hundert Jahren im Gange, scheinbar ohne irgend welche Veränderung, ausgenommen, daß die Abstufungen im menschlichen Begriff von Reichtum und Armut jetzt schärfer bezeichnet sind und mehr hervortreten als früher. Die Sterblichen haben sich durch ihr rasendes Streben, das Leben zu erhalten und ein Vermögen zusammenzuscharren, Krankheit und Tod zugezogen. Es gibt kein Verbrechen, das nicht aus Habsucht begangen worden wäre; deshalb erklärt der Apostel: „Geiz ist eine Wurzel alles Übels”.

„Die Bibel enthält das Rezept, welches alle Leiden heilt”, schreibt Mrs. Eddy („Science and Health“, S. 406). Es ist den Sterblichen nicht eingefallen, in diesem Buch aller Bücher nach einer befriedigenden Lösung der Existenzfrage zu suchen, bis Mrs. Eddy unerschrocken erklärte, die Wissenschaft des Christentums allein könne die schwierigen volkswirtschaftlichen Probleme lösen. Christian Science kündigt sich an als die Offenbarung der Wahrheit, und als solche muß sie jede Art des Irrtums berichtigen können. Es folgt daher, daß „gleich wie sie in Adam [im Irrtum] alle sterben”— und ehe sie sterben mit mehr oder weniger Erfolg sich abmühen Schätze zu sammeln, „da sie die Motten und der Rost fressen”—„also werden sie in Christo [in der Wahrheit] alle lebendig gemacht werden”, und gleichzeitig wird es ihnen allen klar werden, daß des Menschen Existenz vom göttlichen Prinzip erhalten wird, und zwar reichlich, harmonisch, ohne Einschränkung oder Begrenzung, ohne entkräftende Anstrengung, ohne Entmutigung und Enttäuschung, ohne die Möglichkeit eines Fehlschlags oder Verlustes.

Dies ist die Lehre, die uns die Christian Science bringt. Dieselbe hat bereits einen bemerkbaren Einfluß ausgeübt, indem sie die Gier, die um des Reichtums willen nach Reichtum strebt, gemäßigt und die auf dieses Streben folgenden sündhaften und krankhaften Zustände verbessert hat. Die Mythologie des Altertums erzählt uns von einem Mann Namens Sisyphus, der in der Unterwelt einen schweren Stein (die menschlichen Errungenschaften) auf einen steilen Berg hinaufwälzen mußte, von dem aber derselbe immer wieder herabrollte. Sisyphus mußte daher das schwere Werk stets von neuem beginnen, ohne es je zu Ende zu führen. Der Prophet sprach sich über diesen Punkt sehr treffend aus, als er sagte: „Warum zählet ihr Geld dar, da kein Brot ist, und tut Arbeit, da ihr nicht satt von werden könnet?” Die Christian Science zeigt uns, daß der wirkliche Mensch, der allein wahre Mensch von Gott erhalten wird; daß er alles besitzt, was die Unendlichkeit zu bieten hat; daß es ihm nicht an Hilfsmitteln und günstigen Gelegenheiten fehlt; daß sein himmlischer Vater ihn unendlich liebt und ihm „dargibt reichlich allerlei zu genießen”; daß Er ihn ausrüstet, ihn mit allem Nötigen versieht, ihn erhält, führt und leitet. Paulus sagt: „Alles ist euer”. Die Christian Science fordert die Welt auf, dies zu glauben, in dem Bewußtsein zu leben, daß es wahr ist, und es dadurch zur Verwirklichung zu bringen.

Indem die Christian Science die Irrtümer berichtigt, die der menschlichen Ansicht von Versorgung anhaften, gibt sie uns einen ganz andern Begriff von Substanz, als wir ihn bisher gehabt haben. Ferner sagt sie uns die Wahrheit in Bezug auf den Ursprung der Versorgung des Menschen. Das, was der Mensch besitzt — die Substanz seiner Versorgung — erscheint dem Menschen vonwegen seines Irrglaubens in falscher Form und wird von ihm mißverstanden. Er nennt es daher materiell. Die Christian Science erklärt, daß Geist (Mind) den Menschen erschaffen hat und ihn ausrüstet, und daß er daher reichlich mit richtigen Ideen versehen ist. Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (S. 307): „Gott gibt euch Seine geistigen Ideen, und sie geben euch dafür eure tägliche Versorgung.”

Es ist klar, daß nichts als ein Mangel an geistiger Wahrnehmung uns verhindert, unsre Versorgung so zu sehen, wie sie wirklich ist, nämlich als substanzielle Ideen. Je mehr sich unsre Gedanken durch das Studium der Christian Science über den beschränkten Begriff von Versorgung erheben, desto mehr werden wir den wissenschaftlichen Charakter der folgenden Erklärung Jesu verstehen: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.” Mit andern Worten: wir sollen aus materieller Versorgung oder materiellem Reichtum keinen Gott machen; das Sammeln von materieller Substanz darf nicht der Hauptzweck unsres Lebens sein. Wenn wir mit Hilfe der Christian Science die wahre Beschaffenheit der Substanz erkannt haben, werden wir lernen nach dem zu trachten, „das droben ist”; dann wird uns „solches alles zufallen”, weil wir die Wahrheit über Substanz und Versorgung erkannt haben.

Die Lehre der Christian Science in Bezug auf das Wesen unsrer Versorgung und deren Ursprung ist nicht so schwer faßlich, wie auf den ersten Blick erscheint. Daß sie sehr praktisch ist und die täglichen Bedürfnisse befriedigt, bewies Jesus, als er die Fünftausend speiste. Die Bibel erzählt, das Volk habe ihn gejammert; deshalb schickte er sich an, ihre nächstliegenden Bedürfnisse zu befriedigen, und da Geist die Quelle der Versorgung war, aus der er schöpfte, so war dieselbe naturgemäß unerschöpflich. Wenn er sich auf den sichtbaren, materiellen Vorrat verlassen hätte, so wäre die Menge an jenem denkwürdigen Tage hungrig nach Hause gegangen. Er bewies die Wahrheit der Worte des Psalmisten: „Die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut.” Jesus dachte im täglichen Leben in erster Linie an ganz andre Dinge als an Nahrung, Kleidung und Obdach; und doch litt er keinen Mangel. Er fragte seine Jünger einstmals: „So oft ich euch ausgesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt?” Sie sprachen: „Nie keinen.”

Als Paulus in seinem ersten Brief an den Timotheus den himmlischen Vater als einen Gott bezeichnete, „der uns dargibt reichlich allerlei zu genießen”, bewies er mit diesen Worten, daß er weder Gottes Bereitwilligkeit, Seine Gaben auszuteilen, noch unsre Fähigkeit, Gottes Gaben zu empfangen, für begrenzt hielt. Ferner ist es klar, daß die Verschiedenartigkeit der Dinge, die uns Gott gibt, ebenfalls unbegrenzt ist. Paulus sagt an andrer Stelle, Gott könne „überschwenglich tun ... über alles, das wir bitten oder verstehen”; ferner: „Gott aber kann machen, daß allerlei Gnade unter euch reichlich sei, daß ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.”

So lange die Sterblichen in dem Irrtum befangen sind, daß in der Materie Leben sei, wird der falsche Sinn Substanz und Versorgung immer in materieller Weise deuten. Es wird den Sterblichen fortwährend an materieller Substanz mangeln, sie werden fortfahren zu glauben, daß sie nicht genug haben, werden stets den Reichtum Gottes und Seine Güte bezweifeln. Die Christian Science ändert dies alles vermittelst ihrer erleuchteten Lehre in Bezug auf Gott und den Menschen. Infolgedessen hat die Welt einen großen Teil ihrer Furcht verloren und Glauben, Vertrauen und Seelenfrieden sind an deren Stelle getreten. In Tausenden von Fällen sind die Leidenschaften überwunden oder wenigstens vermindert worden, von welchen die Sterblichen in ihrem Kampf ums tägliche Brot beherrscht wurden. Viele Menschen, die ihre Existenz durch ihren falschen Begriff vom Sein verunstaltet hatten, sind nun glücklich und zufrieden.

Lange ehe die Christian Science erschienen war, haben die Menschen Gelegenheit gehabt sich zu überzeugen, daß Reichtum im besten Fall nur ein relativer Begriff ist. Der Philosoph Emerson hatte dies eingesehen, als er sagte, ein armer Mann sei ein Mann, der den Wunsch habe reich zu sein. Ein andrer Autor erklärt: „Keine bestimmte Summe Geldes, keine bestimmte Größe des Reichtums kann als Maßstab dienen, um zu bestimmen, ob ein Mensch reich sei, denn der Wunsch nach mehr bedeutet Mangel, und Mangel bedeutet Armut.” Im Ebräerbrief lesen wir: „Lasset euch genügen an dem, das da ist. Denn er hat gesagt: ‚Ich will dich nicht verlassen noch versäumen‘”. Die Christian Science lehrt die Sterblichen, was wahrer Reichtum ist und wie man denselben erlangen kann.

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