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„Gebt, so wird euch gegeben”

Aus der Juli 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele von denen, die die Lehren der Christian Science annehmen, sind, während sie die Anfangs-Erfahrungen auf diesem Gebiete sammeln, geneigt zu denken, das erste, worauf sie ihre geringe Kenntnis der Christian Science verwenden müßten, sei, sich mit deren Hilfe eine Fülle materieller Dinge, die sogenannten Bedürfnisse dieses Lebens zu erwerben. Nicht selten hört man einen jungen Anhänger der Christian Science sagen: „Ich muß mehr Geld demonstrieren” oder dergl., während in Wahrheit materielle Dinge nicht demonstriert werden können. Demonstrieren heißt „beweisen”, und wir können durch die Macht der Christian Science nicht das als wirklich beweisen, was die Christian Science als unwirklich hingestellt hat, nämlich das Materielle oder die Materie. Christian Science folgt den Lehren des Meisters und heißt uns zuerst „nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” trachten, dann, aber auch nur dann, wird uns „solches alles zufallen.” Das Suchen um der Brote und Fische willen wird uns niemals zu jener beweisbaren Kenntnis Gottes verhelfen, von der Jesus sagte, daß sie ewiges Leben bedeute. Und diese Kenntnis müssen wir uns erworben haben, ehe wir das Recht der Kindschaft in Anspruch nehmen können. Nur wenn wir uns aufmachen und zu unserm Vater gehen — durch geistiges Verständnis —, werden wir es für uns zur Tatsache machen können, daß alles was der Vater hat, unser ist.

Ein Schüler der Christian Science wird sein Problem der Überwindung des anscheinenden Mangels oder der Begrenzung bei weitem leichter lösen, wenn er selbst von dem gibt, was er hat und die Neigung „aufzuspeichern” überwindet, als wenn er ein beständiges Verlangen nach mehr in seinem Innern pflegt. In der Regel fühlen wir keine Verpflichtung zu geben, bevor es uns nicht durch das Zeugnis der Sinne bewiesen ist, daß unsre Mittel es uns erlauben, während wir zuallererst geben sollten — geben, selbst wenn der Augenschein uns glauben machen will, daß unsre Mittel es uns nicht erlauben, oder daß es töricht von uns sein würde. Geben geht allemal dem Nehmen voraus. Jesus sagte nicht, daß wir geben sollten, wenn wir dächten, unsre Mittel erlaubten es. Er sagte: „Gebt, so wird euch gegeben.”

Ein gewisser Schriftsteller hat von sich gesagt, er könne das am besten behalten, was er durch Mitteilen erhalten habe, und einer der englischen Dichter, der die Tugenden eines idealen Charakters aufzählt, führt u. a. an: „Je mehr er ausgab, desto mehr hatte er.” Auf dem Grunde solcher Aussagen ruht die scientifische Tatsache, daß wir nur in dem Maße besitzen wie wir geben. Die geschlossene Hand kann nichts empfangen, noch kann es die sich verschließende Seele. Dagegen macht uns Geben empfänglich, denn es bedeutet die Wiederspiegelung der Gottesliebe, und Lieben wird niemals des Lohnes verlustig gehen. Der Schreiber dieser Zeilen weiß von sogenannten unheilbaren Krankheitsfällen, die in dem Augenblick vollkommen geheilt waren, da der Kranke gelernt hatte von seinen materiellen Mitteln zu geben und nicht mehr „für den morgenden Tag” zu sorgen.

Das Nichtgebenwollen entspringt aus der Furcht, daß unsre augenblicklichen oder künftigen Bedürfnisse nicht befriedigt werden möchten. Wir überwinden diese Furcht nur, wenn wir begreifen lernen, daß Gott die einzige Wesenheit, die Quelle unsrer Versorgung ist, daß Er derselbe ist „gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit”, und daß Er darum zu allen Zeiten die stets zugängliche und nie versagende Hilfsquelle für uns sein wird — in fünfzig Jahren genau so wie heute. Warum also sollten wir aufspeichern? Nur wenn wir uns von dem Vater abwenden und von den Trebern des Materiellen uns nähren, nur dann werden wir in Mangel geraten, und wir brauchen nur zu unserm Vater zurückzukehren, zu dem Geber aller guten und aller vollkommenen Gabe, um in jeder Not Abhilfe zu erlangen. Selbstsucht allein ist das Hindernis, das wir beseitigen müssen, damit wir von all unsern Gebrechen geheilt werden und zu Seinem Ebenbild und Gleichnis erwachen können. Eines der besten Mittel, um dieses Hindernis zu beseitigen, ist, daß wir uns selbst dazu erziehen, ohne Murren, ohne Widerstreben zu geben.

Oft erfordert das einen Kampf, einen mächtigen Kampf mit dem Selbst, ehe wir uns von dem trennen, was wir mit so großem Wohlgefallen unser eigen nennen. Aber der Lohn wird niemals ausbleiben, wenn wir geben, denn „einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.”

Jedoch lehrt die Christian Science keineswegs ein planloses Geben, was an und für sich schon irrtümlich ist und dazu dient, Selbstsucht in dem Empfänger zu begünstigen; ebensowenig lehrt Christian Science, daß das materielle Gut alles ist, was wir zu geben haben. Aber bis der Schüler imstande ist weise zu unterscheiden, hat er oft Gelegenheiten da zu geben, wo er die volle Überzeugung hat, daß dies den bestehenden Umständen nach das Richtige ist.

Christian Scientisten werden nicht irre gehen, wenn sie mit ihrer Zeit, mit ihren Gedanken und materiellen Mitteln zu der Unterstützung und Förderung der Christian Science Sache in all ihren Zweigen beitragen. Wenn wir die Beiträge zu unsrer Kirche und zur Mutterkirche bezahlen, sind wir nicht genötigt uns auf das Minimum zu beschränken, vielmehr steht es uns frei, mit offener Hand von dem zu geben, womit der Herr uns gesegnet hat.

Es werden fortwährend Zweigkirchen errichtet und wir haben immer Gelegenheit, für diesen Zweck beizusteuern und damit der üblen Einflüsterung zu begegnen, daß es schon viele Kirchen gebe, und daß wir unser Geld nötiger brauchten als die Kirche. Die Zeitschriften, die die Christian Science Verlagsanstalt herausgibt, tun mehr für das Wohl der Menschheit, als wir imstande sind zu ermessen, und wir haben das Vorrecht zu ihrer Förderung mit beizutragen, indem wir auf sie abonnieren. Wir beweisen damit zugleich unsern Gehorsam gegen unsre Führerin, die sagt: „Es soll das Vorrecht und die Pflicht eines jeden Mitgliedes sein, dessen Mittel es ihm erlauben, auf die Zeitschriften zu abonnieren, die die Organe der Kirche sind” („Manual“, S. 44). Bei unsern Sonntagsgottesdiensten haben wir nicht allein das Vorrecht zu der Kollekte beizusteuern, sondern wir können und sollen auch den Gottesdiensten und Lesern unsre geistige Mithilfe nicht versagen. Wenn wir den Lesern genau folgen und wenn unsre Gedanken mit den Wahrheiten, die die Bibel und das Christian Science Textbuch aussprechen, eins sind, dann tun wir unser Teil an dem Werke der Heilungen, die in unsern Gottesdiensten geschehen sollten und tatsächlich auch geschehen. Ebenso ist es an den Mittwochabenden unser Recht und unsre Pflicht, von den Segnungen in unsern Erfahrungen den andern mitzuteilen, indem wir für die heilende Macht der Christian Science zeugen, oder in andrer Weise zur hilfreichen Wirkung unsrer Versammlungen beitragen; auch können wir mit unsern Gedanken diejenigen ermutigen und unterstützen, die ein Zeugnis abgeben.

In der Tat, die Möglichkeiten, weise und gerecht zu geben, sind unbegrenzt, und wenn wir dieselben ausnutzen, werden wir bald erkennen lernen, daß „Geben seliger ist denn Nehmen.” Wenn es unser inneres Verlangen ist, so viel als nur möglich von unsrer Zeit, unsern Gedanken und unsern äußeren Mitteln für die Förderung der Christian Science Sache zu geben, und dann dies Verlangen in die Tat umsetzen, werden wir keine Ursache haben, uns darüber zu beklagen, daß unsre Not nicht gestillt wird und daß wir nicht an Verständnis zunehmen, denn die Verheißung dessen, der da sagte: „Gebt, so wird euch gegeben”, wird niemals unerfüllt bleiben. Im Propheten Maleachi lesen wir: „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinem Hause Speise sei; und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde, und Segen herabschütten die Fülle.”

Die Christian Scientisten sind auf dem Wege das Wort verstehen zu lernen: „Bringet die Zehnten ganz in mein Kornhaus”— die Zehnten von ihrer Zeit, ihren Gedanken und ihren äußeren Mitteln. In dem Maße, wie sie das tun, werden sie in ihrem Leben die Worte aus „Science and Health“ (S. 494) verwirklichen: „Die göttliche Liebe hat stets jedes menschliche Bedürfnis befriedigt und wird es stets befriedigen.”

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