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Ärgernis durch das Ohr

Aus der Oktober 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Neigung, sich den selbst in guter Gesellschaft üblichen Klatschereien hinzugeben und diesen Irrtum fortzupflanzen, nimmt beim Menschen nur zu leicht überhand. Wenn man nun bedenkt, zu wie viel Mißverständnis, Streit, falschem Urteil und Entfremdung dies führt, so wundert man sich, daß es überhaupt einen vernünftigen Menschen, geschweige denn einen Christen geben kann, der die zerstörende Wirkung dieses Irrtums nicht erkannt und sich nicht vorgenommen hat, ihm fortwährend und in entschiedener Weise zu widerstehen.

Gar mancher, der in Gesellschaft instinktiv davor zurückschrecken würde, das Gespräch auf Dinge zu führen, die diesem Übel Vorschub leisten könnten, ist bisweilen zu oberflächlich höflich oder zu feige, um einem unwürdigen Gespräch, das ein andrer begonnen hat, ein Hindernis in den Weg zu legen. Da er nicht den Mut hat, ein Daniel zu sein, ist er zuerst unfreiwilliger Hörer, gewöhnt sich dann allmählich an derartige Gespräche und nimmt schließlich selber an denselben teil. Früher oder später entdeckt er die bösen Folgen der Gewohnheit, Irrtum zu äußern, und faßt dann Wohl den Entschluß, dieselbe abzulegen. Nun gelingt es ihm vielleicht auch, sich selber im Zaume zu halten; wenn er aber nicht bestrebt ist, diese Neigung auch bei andern zu unterdrücken, indem er sich weigert, auf müßiges Gerede zu hören oder es zu dulden, so werden seinen ehrlichen Absichten, sich in dieser Hinsicht zu bessern, große Hindernisse entgegenstehen.

Es sagte jemand: „Ich habe die traurigen Folgen dieser Gewohnheit gesehen und versichere Sie, daß ich mich in letzter Zeit immer mäuschenstill verhalten habe.” „Das will ich gern glauben”, war die Antwort; „aus unserm heutigen Gespräch geht aber hervor, daß Ihre Selbsterziehung in dieser Hinsicht noch nicht halb vollendet ist, denn was Sie mir soeben mitteilten, ist mir ein Beweis, daß, wenn sie auch nichts gesagt haben, Sie doch ein aufmerksamer Zuhörer gewesen sind. Weigern Sie sich hingegen auf das zu hören, was besser ungeäußert geblieben wäre, so schenken Sie Ihre Aufmerksamkeit der Ursache und nicht der Wirkung. Wenn Sie keinen üblen Reden Einlaß gewähren, so haben Sie keine Neuigkeiten an Hand, die den Stempel Ihres Vorurteils tragen, von demselben vielleicht entstellt sind und in dieser Form weiter gegeben werden.”

Es wird den Christian Scientisten eingeschärft, der Tätigkeit oder dem Mesmerismus einer geschwätzigen Zunge keine Gastfreundschaft zu erweisen. „Lerne erkennen, was in deiner eignen Mentalität dem ‚Gesalbten‘ nicht ähnlich ist”, schreibt Mrs. Eddy, „und treibe es aus” („Miscellaneous Writings“, S. 355). Dies wird sich als eine sehr lohnende Beschäftigung erweisen. „Das mentale Heim als ein Heiligtum zu achten, ... unbefleckt und rein”, wie sich jemand ausgedrückt hat, heißt gewiß, sich auf das Entschiedenste zu weigern, dasselbe als Schutt-Abladeplatz benutzen zu lassen.

Wer sich weigert, dem Irrtum Gehör zu schenken, wird reichlich belohnt. Diese Weigerung fördert den Geist der Wachsamkeit hinsichtlich der eignen Äußerungen, und vermindert sowohl die Wahrscheinlichkeit, wie die Möglichkeit, selbst zum Träger des Wels zu werden. Wer von der göttlichen Liebe beseelt wird, erteilt dem unbedachten Zuträger einen Verweis, der ihn nicht verletzt. Wenn alle Menschen in dieser Weise handelten, so würde das in manchem Heim und in manchem Gemeinwesen eine wohltätige Umwandlung herbeiführen.

Es mag zuweilen nötig sein, üble Zustände zu erforschen, um zu einem richtigen Urteil zu gelangen. Solche Fälle sind jedoch selten, und wenn sie eintreten, halten wir uns am besten an die Ermahnung unsrer Führerin in „Science and Health“ (S. 452): „Atme nie in einer unmoralischen Luft, es sei denn, du wollest sie reinigen.” Man bedenke, wie viel wir in Bezug auf diese Frage durch eine entschlossene Haltung zur Förderung des Guten beitragen könnten; welcher Achtung jeder von uns würdig wäre, wenn er allen Gerüchten und Aussagen, die sich mit dem Geiste der Christian Science nicht vereinbaren lassen, sein Ohr verschließen würde. Der Ruf, den wir dann genießen würden — nämlich in dieser Hinsicht unsern eignen Weg zu gehen — wäre für unsre Sache von ungeheuer praktischem Wert und würde mit unserm Gelübde und Bekenntnis völlig im Einklang stehen. „Sehet zu”, sprach der Meister, „was ihr höret!”

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