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Der Glaube an den Tod unlogisch

Aus der Oktober 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt wohl keinen Glauben, der so tief im Bewußtsein der Menschen wurzelt, wie der Glaube, daß der Tod unabwendbar sei. Wenn man eine Anzahl Leute fragen würde, ob es möglich sei, unter Umständen dem Tod zu entgehen, so bekäme man wohl von den meisten ein entschiedenes Nein zur Antwort. Auf die weitere Frage, warum dies ihre Meinung sei, würden wohl die meisten erwidern, es sei dies das Schicksal der Menschheit in vergangenen Zeiten gewesen. Der Tod sei offenbar das Erbteil der Reichen wie der Armen, der Hohen wie der Niedrigen, der Gerechten wie der Ungerechten — kurzum, aller lebenden Wesen.

Wie uns nach einigem Nachdenken klar wird, beruht der Glaube an die Unabwendbarkeit des Todes auf der Tatsache, daß er bis jetzt die Regel gewesen ist. Wenn ein Ereignis sehr oft stattfindet und nichts imstande zu sein scheint, es zu verhindern, so ist die menschliche Vernunft geneigt, es als unabänderlich und der ganzen Menschheit geltend zu betrachten. Die fortwährende Wiederkehr von Erscheinungen bildet die Grundlage zu gar verschiedenen Theorien. Der bloße Umstand, daß sich ein Ereignis unzähligemal wiederholt hat, gibt uns keine Basis zu Schlußfolgerungen. Andrerseits ist es vorgekommen, daß ein einziges Ereignis die Basis zu absolut richtigen Folgerungen lieferte. Diese Verschiedenheit in dem Wesen der Ereignisse oder Erscheinungen wird von den Logikern anerkannt. Der berühmte Engländer John Stuart Mill schreibt hierüber sehr ausführlich in seinem „System der Logik”. Über die Torheit, auf Grund von zahllosen Vorkommnissen Schlüsse zu ziehen, äußert er sich wie folgt: „Sämtliche Beobachtungen seit Anfang der Welt, welche die Ansicht bestätigen, daß alle Krähen schwarz seien, würden das Zeugnis eines einzigen glaubwürdigen Menschen, welcher behauptet, eine weiße Krähe gefangen und untersucht zu haben, nicht umstoßen können.”

Zahlreiche Beispiele dieser Art könnten angeführt werden. So glaubte man z. B. jahrhundertelang, die Erde sei flach, und westlich von Europa gäbe es kein Festland mehr. Und warum diese Annahme? Weil eben niemand das Gegenteil bewiesen hatte, wie es Kolumbus später tat, als er mutig nach Westen segelte, Amerika entdeckte und somit den Gesichtskreis der Menschen ungemein erweiterte. Die eine Seefahrt des Kolumbus widerlegte die bisherigen Anschauungen über die Gestalt der Erde vollständig, so daß alle Erdkarten der Welt abgeändert werden mußten. Als Kopernikus bewies, daß sich die Himmelskörper um die Sonne und nicht um die Erde drehen, führte er eine völlige Umwandlung der Ansichten in Bezug auf das Sonnensystem herbei, und brachte Ordnung in das Chaos, obgleich das gesamte sogenannte Beweismaterial, über das die Astronomen damals verfügten, die alten Anschauungen zu bestätigen schien. Ebenso ist uns vollkommen klar, daß die Gerade die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist. Die Richtigkeit dieses Satzes ist nach dem ersten Beweis ebenso sicher festgestellt, wie nach dem tausendsten; er drückt eine Wahrheit aus, die überall und unter allen Umständen anwendbar ist.

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