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Freiheit und Knechtschaft

Aus der Oktober 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn wir die Worte des Apostels Paulus lesen: „Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig machet in Christo Jesu, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes”, so tun wir wohl daran, die Tatsache zu erwägen, daß unter allen Worten, die der sterbliche Sinn geprägt hat, um uns irre zu führen, das Wort „Freiheit” wohl das verlockendste und arglistigste ist. Es sieht gar unschuldig aus und klingt so ehrlich. Der gewöhnliche Begriff von Freiheit ist jedoch die reinste Täuschung — ein Blendwerk, das zwar anziehend aussieht, aber unwirklich und unbefriedigend ist. Selbst ein flüchtiger Blick auf die Geschichte läßt ersehen, daß Ehrgeiz, Habsucht und Selbstgerechtigkeit, als Freiheit verkleidet, sehr oft mit ihren verführerischen Worten selbst edelgesinnte und gottessürchtige Leute um ihre Fahne versammelt haben. Hingegen ist es nicht immer so einfach, die Tatsache zu erkennen, daß auch wir uns oft in der gleichen Weise betrügen lassen, indem wir der Stimme der Wahrheit unser Ohr verschließen und eine falsche Freiheit suchen.

Vom materiellen Standpunkte aus betrachtet ist Freiheit ja nur ein relativer Begriff, denn als absolute Tatsache besteht sie nicht im sterblichen Bewußtsein. Selbst unsre höchste sterbliche Vorstellung von Freiheit ist nichts weiter als Unterwerfung, so widersprechend das auch klingen mag. Je eher wir diese Tatsache einsehen, desto mehr werden wir fähig sein, die vollkommene Ordnung und Harmonie des Weltalls zu demonstrieren. Nach menschlichem Ermessen sind wir der Wirkung vieler verschiedener Gesetze unterworfen, und in unserm Streben, unrechtmäßige Zustände zu berichtigen, rufen wir den Namen der Freiheit an, ohne zu erkennen, daß wir eine Art der Knechtschaft gegen eine andre austauschen; daß wir uns in einem endlosen Kreis falscher Annahmen, törichter Furcht und bitterer Leiden bewegen. Bei unsrer alltäglichen Arbeit, beim Reden und Handeln tun wir wohl daran, uns die Frage vorzulegen: „Stehe ich unter der Leitung des einen Geistes (Mind), oder bin ich irgendeiner falschen Vorstellung des menschlichen Denkens unterworfen.” Mrs. Eddy erklärt: „Falsches Denken spiegelt sich in falschen Handlungen wieder” („Science and Health“, S. 550). Unser falscher Begriff von Freiheit ist an vielen unsrer Leiden schuld.

Wie aus der Geschichte zu ersehen ist, sind viele Leiden dadurch entstanden, daß man Nebensachen für die endgültige Wahrheit angesehen hat. In den meisten Kämpfen handelte es sich um die Sache, die man gerade vertrat, nicht um ein grundlegendes Gesetz. Es ist dies dem heimlichen Wirken des sterblichen Sinnes zuzuschreiben, welcher betrügt und betrogen wird. Die Menschen streben nach Reichtum, um von der Armut frei zu sein, werden aber sofort die Sklaven des Stolzes und der Habsucht. Sie beten um Freiheit in der Form von Gesundheit, und wenn sie dieselbe dann erlangt haben, werden sie von der Furcht vor neuen Krankheitsanfällen und von allerlei Vorbeugungsmitteln, an die sie sich anklammern, in Banden gehalten. Die Gerechtigkeit, nach welcher sie trachten, erlangen sie nicht, weil sie sich von Haß und Neid beherrschen lassen. Sie vergeuden ihre Zeit in Untätigkeit und Selbstsucht und beschleunigen dadurch den Tod, dem sie zu entrinnen suchen. Und warum das alles? Einfach, weil sie kein Verständnis vom wahren Sein besitzen; weil sie die Tatsache nicht erkannt haben, daß sie der Widerschein einer ewigen Kraft sind.

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