Der Herbst ist die Zeit, da der Landmann als Belohnung für monatelange schwere Arbeit und geduldiges Warten den Ertrag seiner Felder einheimst. Als Vorbereitung auf dieses Ereignis mußte der Boden gepflügt und der Same gesät werden, worauf dann die zarten Sprossen erschienen und sich nach und nach zu vollen Ähren entwickelten. Glücklich ist derjenige, der sich nach Arbeitern umgesehen hat, damit die Frucht nicht auf dem Felde verderbe.
Im neunten Kapitel des Evangeliums Matthäus sind eine Reihe von wunderbaren Taten verzeichnet, die Jesus in seiner eignen Stadt und offenbar innerhalb weniger Stunden vollbrachte. Er war soeben mit seinen Jüngern aus dem Lande der Gergesener, wo er zwei Besessene geheilt hatte, nach Kapernaum gekommen, und kaum war er in die Stadt eingetreten, als sie einen Gichtbrüchigen zu ihm brachten, dessen Glaube, daß er geheilt werden könnte, einen solch tiefen Eindruck auf Jesum machte, daß dieser ihm befahl, sein Bett aufzunehmen und heimzugehen. Sodann kam ein Oberster und bat den Meister, seine Tochter vom Todesschlaf zu erwecken. Auf dem Wege zum Hause dieses Mannes trat eine Frau zu ihm, die zwölf Jahre lang an einer Krankheit gelitten hatte, und berührte den Saum seines Kleides, in der Hoffnung, dadurch geheilt zu werden. Wie zärtlich und liebevoll müssen doch die darauffolgenden Worte des Meisters geklungen haben: „Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen”! Dann ging er weiter und erweckte die Tochter des Obersten, öffnete einem Blinden die Augen und löste einem Stummen die Zunge, in rascher Aufeinanderfolge.
Die Menge sah diese Werke Tag für Tag und wunderte sich; und als der Meister von Ort zu Ort ging und das Evangelium vom Kommen des Reiches Gottes predigte, brachten sie ihre Kranken, damit er sie „heilete ... von allerlei Seuche und Krankheit”. Ist es ein Wunder, daß, als der Meister das hilfsbedürftige Volk sah, es ihn „jammerte” und er den Mangel an solchen, die helfen konnten, beklagte? Er sah, daß wohl die Ernte groß war, daß es aber sehr an Arbeitern fehlte. So sandte er denn alle diejenigen aus, die bereit waren, und rüstete sie aus mit der Macht, Krankheit jeder Art zu heilen.
In unsern Tagen gibt es zahllose Leidende, welche der Kunde so sehr bedürfen, daß durch die Entdeckung der Christian Science die Christus-Heilmethode wiederum für die Menschen anwendbar geworden ist; daß des Meisters Verheißung: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue”, heute in Erfüllung gehen; daß die Kranken geheilt, die schwachen Glieder gestärkt, die blinden Augen und tauben Ohren geöffnet werden; daß die Opfer erniedrigender Gewohnheiten durch das Gebet des Glaubens, welches der Allmacht Gottes unbedingt vertraut, ihre Freiheit erlangen; daß die Menschheit durch „das Gesetz des Geistes, der da lebendig machet in Christo Jesu”, frei wird von den Banden der Sünde und des Leidens. Weil die Christian Science ein volles Evangelium, den ungeteilten Rock der Wahrheit, die Heilung der Krankheit sowohl wie der Sünde darbietet, haben sich ihr zahllose Tausende zugewandt. Sie haben in ihren Lehren den verheißenen Tröster gefunden — die Erkenntnis, daß Gott Leben, Wahrheit und Liebe ist, wodurch sie in alle Wahrheit, zu ihrem unveräußerlichen Erbe der Freiheit geführt worden sind.
Diejenigen unter uns, die so großen Gewinn von Mrs. Eddys Arbeit gehabt haben, verstehen in gewissem Maße, was ihr die Welt für die Entdeckung und Begründung der Christian Science schuldet. Sie war es, die die scharfe Pflugschar der Wahrheit in den durch jahrhundertelange Vernachlässigung gehärteten Boden senkte; die mit vollen Händen den kostbaren Samen aussäte — etliches auf das Steinige, und, Gott sei Dank, etliches auf fruchtbaren Boden. Sie war es, die das wachsende Pflänzlein pflegte, bis die Kirche der Christian Science, wie das Senfkorn im Gleichnis des Meisters, zum mächtigen Baum wurde, dessen ausgebreitete Zweige über alle Teile der Erde reichen. Die Welt wird niemals verstehen, wie viele Gebete und Tränen, wieviel Mühe und Arbeit dies gekostet hat; aber sie hat ein Recht, von uns zu erwarten, daß wir unsre Aufgabe erfüllen — daß wir unser Erbe nicht verrosten und vermodern lassen, sondern es getreulich anwenden.
Wir brauchen bloß unsre Augen aufzuheben, um zu sehen, daß das Feld „schon weiß zur Ernte ist”; daß Scharen von Menschen das „Brot des Lebens”, das „lebendige Wasser” von uns erwarten. Wer will dem Ruf unsrer Führerin folgen und mithelfen, die Erntezeit herbeizuführen —„jenen Tag der Glückseligkeit, da alle Menschen die Wissenschaft des Christus erkennen und ihren Nächsten lieben werden wie sich selbst; da sie Gottes Allmacht und die Heilkraft der Wahrheit in dem sehen werden, was sie für die Menschheit getan hat und noch tut” („Science and Health“, S. 55)!
 
    
