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„Richtet nicht”

Aus der Oktober 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Epistel Pauli an die Römer lesen wir: „Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet; denn worinnen du einen andern richtest, verdammst du dich selbst; sintemal du eben dasselbige tust, das du richtest.” Einer der listigsten Irrtümer, in welchem die Sterblichen oft befangen sind, ist die Neigung, den Mitmenschen zu richten und zu verdammen. Wir sehen einen Fehler oder ein Schwäche bei einem andern so deutlich, daß, wenn wir nicht sehr auf der Hut sind, wir gar zu leicht in die Sünde der Tadelsucht verfallen, auf welche Paulus hinweist und die er mit so scharfen Worten rügt. Wenn wir andre richten, so zeugt das von Selbst- gerechtigkeit in uns selber. Wir gleichen dann dem Pharisäer, indem wir Gott danken, daß wir nicht sind „wie die andern Leute”. Paulus sagt uns, daß diejenigen, welche andre richten, eben dasselbige tun. Dies scheint auf den ersten Blick „eine harte Rede” zu sein, und wir sind geneigt, sie als eine bloße Redefigur zu betrachten, und ihr deshalb nur wenig Beachtung zu schenken; mit Hilfe des Scheinwerfers der Christian Science vermögen wir den Sinn der Worte des Apostels zu erkennen.

Die Christian Science lehrt uns, daß alles Übel ein Irrglaube, ein falscher Zustand des Bewußtseins ist. Mrs. Eddy schreibt in „Science and Health“ (S. 71): „Das Übel hat keine Wirklichkeit. Es ist weder eine Person, ein Ort noch eine Sache, sondern eine bloße Annahme, ein Wahnbild des materiellen Sinnes.” Wendet sich ein Hilfesuchender an uns um Beistand, in physischer oder moralischer Hinsicht, so müssen wir die Allheit Gottes, des Guten, sowie die Nichtigkeit der scheinbaren Krankheit und Sünde klar erkennen. Unsre Ausgabe besteht darin, die Allmacht und Allgegenwart der Wahrheit für uns selbst und für den Hilfesuchenden mit aller Bestimmtheit zu behaupten, auf daß der Irrtum durch die Wahrheit zerstört werde, wie das Licht die Dunkelheit verscheucht. Im Umgang mit unserm Mitmenschen lassen wir uns leider nur zu oft durch den Irrtum verleiten, in ganz andrer Weise zu handeln. Die kleinen Schwächen und Fehler unsres Nächsten scheinen uns oft sehr wirklich zu sein. Wir erwähnen sie gar zu leicht andern Leuten gegenüber, ärgern uns über dieselben und vergessen dabei, daß wir sie mit denselben Augen ansehen, wie unser Bruder, der die Disharmonie zum Ausdruck bringt. Die Disharmonie erscheint uns ebenso wirklich wie ihm, und wir haben uns also gegenseitig nichts vorzuwerfen.

Im Evangelium Matthäus lesen wir: „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Denn mit welcherlei Gerichte ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.” Jede Sünde, welche wir bei unsern Nächsten als eine Wirklichkeit ansehen, wird früher oder später unser Bewußtsein zur Ausführung ihrer üblen Absichten benutzen. Der Pfad der Christian Science ist gerade, und wir dürfen auch nicht um eine Haaresbreite von demselben abweichen, weil wir sonst den zurückgelegten Weg zurückgehen müssen, und zwar oft mit dem Gefühl der Neue und des Kummers. Der ernste Schüler ist stets auf der Warte. Er läßt sein Bewußtsein unter keinen Umständen unbewacht; er ist stets vor dem heimlichen, schleichenden Irrtum auf der Hut.

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