Unter den vielen weisen und segenbringenden Aussprüchen des großen Meisters ist keiner von größerer Bedeutung, als der folgende: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch.” Ein Studium dieses Gegenstandes, wie er in den vier Evangelien sowie in den Episteln dargelegt ist, belohnt uns reichlich für die denselben gewidmete Zeit. Christus Jesus sowie mehrere seiner nächsten Nachfolger geben uns Aufschluß über so ziemlich alles, was wir über das Wesen des Reichs Gottes wissen können. Paulus sagt, es sei nicht „Essen und Trinken”, auch könnten weder die Ungerechten noch die Räuber noch die Unreinen hineinkommen, und er fügt hinzu, „Fleisch und Blut” könnten es nicht „ererben”. Lukas berichtet uns in eindrucksvollen Worten, wie Jesus zu dem Volk, das sich in der „Wüste” um ihn gesammelt hatte, über diesen Gegenstand sprach und diejenigen gesund machte, „die es bedurften”.
Wie in jener Zeit, so besteht in unsern Tagen das Bedürfnis der Menschen nicht allein darin, von quälenden mentalen und physischen Zuständen befreit zu werden, sondern es ist weit wichtiger für sie, das Reich Gottes „inwendig” zu erkennen — sich bewußt zu werden, daß das göttliche Prinzip allein Macht hat und daß Seine Gesetze absolut gerecht sind. Solange wir glauben, das Reich Gottes liege in weiter Ferne, entweder in einem örtlich bestimmten Himmel oder in irgendeinem besseren Ort, als der, an welchem wir uns befinden, so beschränken wir uns selber und erkennen nicht die uns von Gott verliehenen herrlichen Gelegenheiten, bis wir die Unrichtigkeit dieser Auffassung erkannt haben. Wir können nie an einem Ort sein, wo uns Gott näher ist als gerade da, wo wir uns jeden Augenblick befinden, da Er, wie die Bibel erklärt, Himmel und Erde erfüllet. Wenn wir nicht in unserm Bewußtsein die absolute Herrschaft des göttlichen Prinzips erkennen, werden wir außerhalb vergeblich nach dem Reich Gottes suchen.
Wer die göttliche Gerechtigkeit in Frage stellt, sieht nicht ein, daß er selbst die Gerechtigkeit „inwendig” als die Macht anerkennen muß, vor welcher jeder kleinliche Eigennutz sich beugt. Dadurch eignet er sich in höherem Maße die Fähigkeit an, richtig zu handeln und richtig zu denken, und er erkennt, daß Gott sich „nicht spotten” läßt und daß deshalb die Gottesidee, welche er liebt und lebt, nicht durch die Anmaßung der prahlerischen sterblichen Annahme verspottet werden kann. Wir werden vielleicht auf eine vollständige Demonstration warten müssen; dies hat aber darin seinen Grund, daß das Himmelreich noch nicht völlig in uns gegründet ist. Vor alters sang der Psalmist: „Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich”. Wir haben also allen Grund, uns tagtäglich zu freuen, denn wenn der Herr in uns König ist, so kann uns kein Feind Schaden zufügen, noch können wir der Sünde, der Krankheit und dem Tod unterworfen sein. Sind wir doch dem Geiste unterworfen, der das Weltall lenkt — dem Einen, der die Sterne beim Namen nennt, der der stolzen Welle der Bedrängnis zuruft: „Bis hierher und nicht weiter” („Science and Health“, S. 124).
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