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„Und schleuß die Tür zu”

Aus der November 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Offenbarung Johannes lesen wir: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird, und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen”. Dieser apokalyptische Ruf weist nicht nur hin auf das Erbarmen der göttlichen Liebe, sondern auch auf die Notwendigkeit der Empfänglichkeit für die Wahrheit seitens aller derer, die selig werden wollen. Andrerseits verlangt die Ermahnung des Meisters: „Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schleuß die Tür zu”, daß man sich von dem Irrtum vollständig abwende. Um dies tun zu können, muß man sich der Wahrheit unterordnen und in Übereinstimmung mit derselben denken und handeln.

Die Anforderungen eines wahrhaft christlichen Lebens erscheinen denen sehr streng, die einer gewissen Art des Liberalismus huldigen — die geneigt sind, das Gute, das sie zu sehen vermeinen, anzuerkennen, und die wegen dieser angeblichen Liebe zum Guten sich berechtigt fühlen, ihr Denken vielem zu öffnen, was irrig und schädlich ist und sie dann beherrscht. Es ist leicht genug, dem die Tür zu verschließen, was von dem allgemeinen Brauch abweicht oder was gar abstoßend ist; um aber althergebrachten Anschauungen oder Neigungen und Begierden, denen man sich seit längerer Zeit und vielleicht nur zu gerne hingegeben hat, den Zutritt zu verweigern, ist eine bestimmte, unentwegte Behauptung des Christus-Ideals und eine unerschütterliche Treue gegen dasselbe nötig. Der sterbliche Sinn sucht die Menschen zu überzeugen, daß dieses Christus-Ideal zu hohe Anforderungen an sie stelle. Wenn man jedoch über diese Anforderungen des Meisters nachdenkt, die Mrs. Eddy mit den Worten: „Stehe Wache an der Tür des Gedankens” („Science and Health“, S. 392) so treffend zum Ausdruck gebracht hat, so erkennt man sie nicht nur als gerecht, sondern als geradezu notwendig. Jeder vernünftige und fortschrittliche Mensch wird ihnen gerne Gehör schenken.

Wir wenden uns unwillkürlich mit Widerwillen von einem Müllhaufen ab und bemitleiden diejenigen, welche die Not dazu treibt, dessen übelriechende Bestandteile zu durchwühlen. Der geistig Gesinnte wird ein ähnliches Gefühl des Widerwillens gegen die noch in höherem Grade widerlichen Abfälle des sterblichen Denkens verspüren. Nichtsdestoweniger gibt es hochangesehene Leute, die mit ihren zarten Fingern nie etwas Unreines berühren würden, die sich aber nicht scheuen ihr „Kämmerlein”, den inneren Raum ihres Denkens, dem Spülicht des materiellen Sinnes zu öffnen! „Schleuß die Tür zu”! Jawohl! Eine andre Handlungsweise wäre unziemlich und erniedrigend. Wie können nur sogenannte anständige Leute mit Wohlgefallen in solchem Sumpf herumwaten! „Schleuß die Tür zu”! Tue dies um alles dessen willen, was vernünftig und heilsam ist, damit du dein mentales Heim lieblich, rein und heilig erhalten mögest. Dies ist nur einer der Anfänge zu besserem täglichen Handeln, die zum wahren Studium der Christian Science gehören und zum Verständnis derselben führen. Die Christian Scientisten sind auf das Abstoßende alles Irrigen hingewiesen worden und kennen die Gefahr, der sie sich aussetzen, wenn sie dem Irrtum Einlaß gewähren. Sie müssen sich besonders vor Unterhaltungen über Krankheit hüten. Unlängst erschien in einer unsrer Zeitschriften das Zeugnis einer Frau, die als Kind die Einzelheiten eines traurigen Krankheitsfalles erzählen hörte, der mit dem Tode endigte. Die Schilderungen erfüllten sie damals mit Angst und Schrecken, und als sie im mittleren Alter stand, befiel sie die gleiche schreckliche Krankheit, von der die Christian Science sie dann befreite, nachdem alle andern Mittel versagt hatten. Wir können uns nicht anmaßen, diejenigen zu richten, die auf Grund des Gesetzes der Erblichkeit und wegen ihrer falschen Erziehung für jede Versuchung des sterblichen Sinnes empfänglich sind. Wir aber, die wir wissen, wie verhängnisvoll es ist, dem Irrtum Einlaß zu gewähren und Herrschaft einzuräumen, haben keine Entschuldigung, wenn wir für das nicht Ideale die Tür offen lassen. Die abweisende Haltung dem Irrtum gegenüber ist gleichbedeutend mit der Empfänglichkeit für die Wahrheit. Wir können nicht mit Recht behaupten, der Wahrheit nur im Geringsten treu zu sein, wenn wir dem Irrtum bewußterweise die Tür öffnen.

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