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Die Vorsehung der Liebe

Aus der November 1911-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Alle Christen stimmen der Erklärung des Paulus bei, daß die Gabe Gottes das ewige Leben ist. Trotzdem aber haben viele der Frömmsten unter den Gläubigen der Schwierigkeit gegenübergestanden, sich „einen Lebensunterhalt zu erwerben”. Wenn nun das Leben eine Gabe ist, so kann sich der Mensch dessen Unterhalt nicht verdienen; und doch sehen wir, daß er die einfachste Pflicht seines Daseins nicht erfüllt, wenn er sich nicht nützlich macht und nicht sein Teil an Arbeit in der Welt leistet. Die Christian Scientisten fangen an, das Rätsel dieser leidensvollen Erde zu lösen, indem sie ernstlich nach der Erkenntnis des göttlichen Prinzips trachten, das in den folgenden Worten ausgedrückt ist: „Der Mensch lebt nicht allein vom Brot, sondern von einem jeglichen Wort Gottes.” In dem Lichte dieser wissenschaftlichen Wahrheit bringen sie das verwirrte Gewebe irdischer Sorgen in Ordnung und haben das wohlgeordnete Gewebe der Nützlichkeit und Schönheit vor Augen.

Um in wissenschaftlicher Weise zu demonstrieren, daß Gott den Menschen erhält und ihn versorgt, muß man vor allem den Entschluß fassen, sich nicht zu fürchten. Hinter unsrer Angst und unsern sorgenvollen Bemühungen, einen Lebensunterhalt zu erwerben, steht die Furcht vor dem Verhungern. Ehe die Christian Scientisten die Höhe erreicht haben, wo sie die absolute Tatsache erkennen, die Jesus in folgenden Worten ausdrückte: „Wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben”, wappnen sie sich gegen die Schlingen und Pfeile der menschlichen Erfahrungen durch die Erkenntnis der Tatsache, daß das ewige Leben, das von Gott gegebene, Leben — niemals von den Wechselfällen des sogenannten sterblichen Lebens berührt wird.

Emerson zitiert ein Wort kühnen Mannesmutes aus einem alten Drama. Indem ein tapferer Mann von dem, der ihn gefangen genommen hatte, mit den Worten bedroht wird: „Es liegt in meiner Macht, dich zu hängen”, erwidert er: „Es liegt in meiner Macht, mich erhängen zu lassen, um deiner zu spotten.” Wenn wir die Höhe erreicht haben, wo wir uns nicht mehr dem Schicksal unterwerfen, welcher Art es auch sei, weil wir gewiß sind, daß unser geistiges Leben dem scheinbaren materiellen Leben und seinen Forderungen und Gefahren überlegen ist, so werden wir finden, daß wir dies in unsern äußeren Erlebnissen demonstrieren. Die „Zeichen” folgen dann, wie Jesus es verheißen hat. Die Furcht ist verschwunden, und die natürliche Freude an der Tätigkeit fängt an, uns zu durchströmen. Wir finden neuen Genuß und neue Freude an den allergewöhnlichsten Aufgaben. Wir drehen nun die alte Ordnung um. Anstatt zu arbeiten, um zu leben, fangen wir an einzusehen, daß wir leben, um zu arbeiten. Arbeit — nützliche Tätigkeit — ist der natürliche Ausdruck unsrer uns von Gott gegebenen Kräfte, und unsre Freude liegt in der Ausübung derselben.

Leben ist nicht Stillstand. Leben bedeutet Tätigkeit. Wie oft hören wir bei einem Bravourstück bei Turnübungen sagen: „Wenn man gezwungen wäre, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen, welch furchtbar schwere Arbeit wäre dies!” Die Tatsache ist die, daß die Anstrengung deshalb gemacht wird, weil man sich daran freut, und weil der Mensch Verlangen darnach trägt, seine Kräfte zu beweisen. Dies macht den Sport so reizvoll. Wenn wir nicht mehr von einem selbstsüchtigen Empfinden eigner Not angetrieben werden, freuen wir uns, daß unsre Arbeit andern eine Hilfe ist. Tun wir unsre Arbeit mit dem Wunsch, nützlich und tätig zu sein, so ist dieselbe besser an Qualität, und sie wird uns leichter. Dies führt natürlicherweise zu sogenanntem weltlichem Fortschritt. Jeder Arbeitgeber betrachtet es als das Merkmal eines guten Arbeiters, wenn dieser bereit ist, mehr zu tun, als der bloße Buchstabe der geschäftlichen Abmachung verlangt. Es hat jemand gesagt, daß, wenn ein Mensch nicht mehr tut, als das, wofür er bezahlt wird, er nie höhere Bezahlung für das bekommen werde, was er tut. Dieser Ausspruch erkennt die Tatsache an, daß alle gute Arbeit Befriedigung bringt, daß sie aus Liebe getan werden muß, nicht bloß des „Lebenserwerbs” halber.

Der Mensch, der mit Freude an seine Arbeit gegangen ist und dadurch vorwärts kommt, findet, daß manche mühsame Arbeit für ihn aufhört. Es werden ihm höhere und interessantere Arten von Arbeit aufgetragen. Die Lehre, daß ihm Gott ein freudevolles, nicht ein sorgenvolles Leben gegeben hat, wird als wahr erwiesen. Er sieht in der praktischen Erfahrung das verkörpert, was anfänglich nur ein Ideal gewesen sein mag.

Die Verfasserin, die ihre Geschäfts-Laufbahn damit begann, Seifeninserate auf einer Schreibmaschine zu schreiben, fing später an, in gewissem Maße durch die Lehre der Christian Science zu verstehen, was es bedeutet, ein Kind Gottes zu sein, das im Besitz des unangreifbaren ewigen Lebens, der Gabe der göttlichen Liebe, ist. Nach einigen Jahren geduldiger Arbeit, in mehr oder weniger anstrengenden, aber immer höheren Fächern, fand sie, daß sie imstande war, einfach durch die Ausübung eines künstlerischen Talents ein gutes Einkommen zu verdienen. Wenn nicht die Christian Science ihr gezeigt hätte, daß ihr Leben die Widerspiegelung des unendlichen Lebens ist, würde es ihr nie im Traum eingefallen sein, diese kleine Gabe zu verwerten. Als sie anfing dies zu verstehen, fand sie, daß ohne große Anstrengung ihrerseits, nur durch eine normale Tätigkeit, diese Gabe zum Nutzen für andre erblüht war und nun der Befriedigung ihrer eignen Notdurft diente. Es schien ihr nicht länger, daß sie arbeitete, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie tat das, was sie gerne tat, das, worauf sie früher ihre Mußestunden verwandt hatte. So wurde ihr bewiesen, daß der Mensch sein Brot nicht mühselig zu verdienen braucht. Das Leben und alles, was dazu gehört, ist die Gabe Gottes, und somit ist alles, was Gottes Liebe und Vorsehung für Seine Kinder ausdrückt, Seine Gabe.

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