Die große Frage, welche alle wahren Christian Scientisten beschäftigt, welche alle ausgesprochenen Nachfolger des Meisters beschäftigen sollte und welche sich diejenigen, die sie lange unbeachtet gelassen haben, schließlich mit Zittern und Beben vorlegen werden, ist dieselbe, welche jener Kerkermeister an Paulus und Silas richtete: „Was soll ich tun, daß ich selig werde?” Ihre Antwort war bestimmt und klar: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig.”
Jeder Christ wird natürlich sofort erklären, er stimme dieser Antwort der Jünger vollständig bei. Dieses Beistimmen mag viel oder wenig Wert haben, je nach dem Gesichtspunkt der betreffenden Person. Mit andern Worten: es kommt darauf an, was man sich unter den Worten „Glaube an den Herrn Jesum Christum” denkt. Wenn sie bloß den Glauben ausdrücken, daß Christus Jesus vor neunzehnhundert Jahren in Palästina gelebt habe und daß er und seine Nachfolger die ihnen zugeschriebenen Heilungen vollbracht hätten, daß aber diese „großen Taten” und diese Gabe des Heilens nur für jene Zeit und Generation bestimmt gewesen seien — wenn das seinen Glauben ausmacht, so genügt derselbe nicht, um ihn vor den Erscheinungsformen des Übels zu erlösen, in Bezug auf welche der Meister sagte, sie würden denen nicht schaden, „die da glauben”.
Jesu eigne Worte, wie Markus sie aufgezeichnet hat, geben volle Klarheit über diesen Punkt. Er sagte, seine Nachfolger müßten gewisse „Zeichen” aufzuweisen haben, um die Echtheit ihres Glaubens festzustellen. Sie sollten nicht nur in seinem Namen Teufel (das sündhafte Empfinden) austreiben und die Kranken heilen, sondern es würde ihnen auch möglich sein, ohne böse Folgen Schlangen anzufassen (wie es Paulus mehrere Jahre später tat), und falls sie etwas „Tödliches trinken” sollten, so würde es ihnen nicht schaden. Diese Zusicherungen gelten also „denen, die da glauben”— nicht nur in jenen Tagen, sondern in allen Zeiten!” Es ist jedoch mehr nötig als ein passiver Glaube, mehr, als ein Anerkennen der Tatsache, daß Christus als der Sohn Gottes auf diese Erde kam, um die Menschen zu erlösen. Die Christen haben einen tätigen, lebendigen Glauben nötig, der sie befähigt, die Heilungswerke zu tun, die er tat; ja „größere denn diese”, wie er verheißen hat.
Der große Unterschied zwischen den Christian Scientisten und andern ausgesprochenen Christen liegt darin, daß erstere die obige von Jesu festgestellte Probe als für alle Zeiten gültig anerkennen. Für denjenigen, der „das inspirierte Wort der Bibel” als seinen „Führer zum ewigen Leben” anerkennt („Science and Health“, S. 497), bedeuten die Worte „Glaube an den Herrn Jesum Christum” weit mehr, als eine bloße Ermahnung, sich zu dem Meister zu bekennen; auch glaubt ein solcher nicht, daß die Seligkeit, nach welcher der Kerkermeister verlangte und welche ihm Paulus und sein Gefährte zusicherten, erst nach dem Tode erlangt werden könne. Er weiß vielmehr, daß er nur dann „selig” wird, wenn er in den Fußtapfen des Meisters wandelt — wenn er die Werke tut, die Jesus tat und seinen Nachfolgern anempfahl. Dank der wunderbaren Entdeckung, welche Mrs. Eddy vor fünfundvierzig Jahren machte — einer Entdeckung, welche sie durch Demonstration der heilenden Kraft der Wahrheit wiederholt bestätigte — weiß er, daß diese Werke jetzt und zu allen Zeiten möglich sind, und auch er demonstriert seinen verständnisvollen Glauben an den Herrn Jesum, damit sowohl er wie seine Nebenmenschen durch die Erkenntnis der Wahrheit, welche frei macht, die Seligkeit erlangen mögen.
Es gibt keine Christian Scientisten, die nicht in gewissem Maße die heilende Berührung des Christus erfahren hätten, und es ist daher die Pflicht eines jeden von ihnen, die gute Botschaft andern mitzuteilen. Sie haben reichlich empfangen und sollten daher reichlich geben, wie es Paulus und Silas taten, als sie die gute Botschaft sogar demjenigen mitteilten, der sie „in das innerste Gefängnis” warf — in die Gefangenschaft, welche ihnen die falschen, materiellen Sinne auferlegten, aus welcher sie aber ihr Gebet befreite.
Wir sollten also ernstlich darüber nachdenken, ob unser Glaube an den Herrn Jesum Christum auf der rechten Grundlage, auf dem vollen Evangelium des Meisters beruht, denn nichts andres hilft uns in Zeiten der Not. Unsre Führerin hat uns erklärt, wie wir feststellen können, ob unser Glaube rechter Art ist, indem sie sagt, wir sollten uns die Frage vorlegen: „Führe ich den Lebenswandel, der dem höchsten Guten gleichkommt? Demonstriere ich die heilende Macht der göttlichen Liebe?” Und sie versichert uns, wenn wir die Gebote des Meisters halten, würde „der Weg immer heller werden ‚bis auf den vollen Tag.‘” Unsre Früchte, erklärt sie, würden dann beweisen, „was die Erkenntnis Gottes den Menschen bringt” (Ibid., S. 496).
 
    
