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„Der Mensch prüfe aber sich selbst”

Aus der Dezember 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft ist der Welt erschienen, um ihr durch Lehre und Beispiel den wahren, den geistigen Begriff von Gott und Seinem Weltall, einschließlich des Menschen, zu bringen. Sie verweist uns erstens auf die Bibelstelle, welche erklärt: „Gott ist Liebe”, und dann auf zwei andre Stellen, wo es heißt: „Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn”; „Alle Dinge sind durch dasselbige [Gott, das Wort] gemacht, und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.” Mit diesen Worten zeigt die Christliche Wissenschaft klar und folgerichtig, daß alles Geist und die Idee, der Ausdruck, des Geistes ist, oder, um es in den Worten unsres Lehrbuchs Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auszudrücken: „Alles ist unendliches Gemüt und Seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem” (S. 468).

Mit dieser kurzen aber klaren und wirksamen Erklärung der Wahrheit des Seins, der Wahrheit über Gott, den Menschen und alles, was in der Schöpfung besteht, beginnt der intelligente, aufrichtige und wohlmeinende Schüler der Christlichen Wissenschaft das Studium und die Demonstration dieser Lehre. Diese Erklärung zeigt ihm, daß, weil Gott Geist, weil der Mensch Gottes Bild, Gleichnis oder Ausdruck ist, und weil alles, was überhaupt besteht, das Erzeugnis Seiner Weisheit und Macht ist, es in Wirklichkeit nichts geben kann, als was geistig ist, was Gott wiederspiegelt und von Ihm regiert wird. In der Bibel ist fortwährend von der Güte und Liebe und Vollkommenheit Gottes die Rede. Auch lesen wir im Propheten Habakuk: „Deine [Gottes] Augen sind rein, daß du Übels nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen.” Sind nun die Menschen, wie überhaupt alle Seine Ideen, geistig, und spiegeln sie Seine untrügliche Macht und Weisheit wieder, so sind sie gut, vollkommen, harmonisch und ewig.

Wenn die Christlichen Wissenschafter über diese Tatsachen nachdenken, einen klareren Ausblick auf die Schöpfung gewinnen und die Dinge so sehen, wie sie wirklich sind, und nicht, wie sie den materiellen Sinnen erscheinen, dann erkennen sie deutlicher als je, daß sie durch das Beseitigen von falschen Begriffen und Annahmen ihre Seligkeit schaffen müssen, gemäß dem Beispiele Jesu und dessen richtiger Auslegung durch die Christliche Wissenschaft. Sie sehen ein, daß sie nur auf diese Weise die Wahrheit, welche freimacht, erkennen und den Frieden, der höher ist, denn alle Vernunft, erlangen können. Sie sehen die sogenannten materiellen Dinge samt ihren Begleiterscheinungen, Disharmonie, Krankheit und Tod genannt, nicht mehr als wirklich, d. h. als gotterschaffen an, sondern als unwirklich, unnatürlich und unberechtigt. Sie erkennen die Wahrheit der Worte des Predigers: „Ich habe gefunden, daß Gott den Menschen hat aufrichtig gemacht; aber sie suchen viele Künste”, materielle Künste oder Erfindungen, „andre Götter”, die sich allenthalben dem Gott, „der allein weise ist”, widersetzen, und die erklären. Er verursache Gutes wie Böses, Überfluß wie Mangel, Harmonie wie Disharmonie, Freude wie Trauer, Gesundheit wie Krankheit, Leben wie Tod, oder Er lasse diese Gegensätze wenigstens zu.

Um in der Christlichen Wissenschaft Fortschritt zu machen, um ihren Geist zu erfassen, müssen die Schüler ihr Verständnis von dieser Lehre im täglichen Leben praktisch verwerten. Wenn sie anfangen diese Notwendigkeit zu erkennen (und hierin liegt das ganze Geheimnis des Fortschritts und Erfolgs in der Christlichen Wissenschaft), wenn sie bereit sind, sich dem hohen und heiligen Dienst zu weihen, nämlich dem Werk der Demonstration der Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit Gottes, des Guten, dann erkennen sie die volle Bedeutung der strengen Anforderung, die Paulus stellt, wenn er sagt: „Der Mensch prüfe aber sich selbst”.

Es hat wohl noch nie einen Menschen gegeben, der klarer erkannt hat als Paulus, was es heißt, sich selbst zu prüfen. Seine erste wichtige Probe kam an dem Tage, da er als Saul von Tarsus auf der Straße nach Damaskus dahinzog, von den Hohenpriestern mit Vollmacht ausgestattet, in die Synagogen einzudringen, die Christen, die er finden würde, gefangen zu nehmen und sie „gebunden nach Jerusalem” zu bringen. Jeder Bibelkenner weiß, was geschah, als er in die Nähe der Stadt kam. Es „umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel”, und als er am Wegesrand niedersank und sich ernsten Betrachtungen hingab, hörte er „eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgest du mich? Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgest.” Wie der verlorene Sohn, der sich weit von seines Vaters Haus entfernt hatte, so kam auch Saulus zu sich. Er nahm zum erstenmal eine wirkliche Selbstprüfung vor, eine wirkliche Zerlegung seiner Denkart. Nun erkannte er plötzlich das große Unrecht, das er im Namen des allmächtigen Gottes begangen hatte, und zum erstenmal sah er, wie inkonsequent, fruchtlos und hoffnungslos die bestehenden Glaubenslehren und religiösen Bräuche waren, die er zu stützen suchte und die doch zum größten Teil auf Stolz, Vorurteil, Scheinheiligkeit, Unwissenheit, Aberglauben und Unduldsamkeit beruhten. Und sofort entschloß er sich, von neuem geboren zu werden und der „himmlischen Erscheinung nicht ungläubig” zu sein. Er erkannte, daß er sein möglichstes tun müßte, um fleischliche, materielle und ungerechte Neigungen und Wünsche zu überwinden und die Vergangenheit auszutilgen —„die Toten ihre Toten begraben” zu lassen.

Welch eine auffallende Umwandlung hatte hier stattgefunden! Welche Stärke, welchen Mut, welche Entschiedenheit der Überzeugung brachte sie dem Saulus! Es war ihm von oben her eine herrliche Inspiration, ein geistiger Antrieb zuteil worden, vermöge dessen er ein noch klareres, praktischeres und befriedigenderes Verständnis von Gott, dem Menschen und allen erschaffenen Dingen suchen und finden sollte. So begann er denn unverzüglich seine neue Laufbahn, und zwar in der rechten Weise. In Sanftmut und Demut, die jedem, der nach Gerechtigkeit trachtet, zum Vorbilde dienen kann, und die unvergessen bleiben wird, solange individuelle Umwandlung und Wiedergeburt nötig ist, „nahm er den neuen Namen Paulus an” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 326), „und alsbald”, so erzählt die Bibel, „predigte er Christum in den Schulen, daß derselbige Gottes Sohn sei.”

Die erweckende, belebende und umwandelnde Macht des göttlichen Geistes und Lebens, wie die Christliche Wissenschaft sie dem Bewußtsein offenbart, hat vielen denkenden Menschen ähnliche Erfahrungen gebracht, wie dem Apostel. Sie sind zu der Erkenntnis gelangt, daß das Gottgleichsein, welches die Heilige Schrift, das Buch der Bücher, so entschieden von uns verlangt, ein Gleichsein mit der Wahrheit, mit der Liebe, mit dem Guten bedeutet, und daß nichts Geringeres angeht. Viele sind nur nach langjährigem blindem und störrigem, wenn auch wohlgemeintem Abmühen, „wider den Stachel” zu „löcken”, ernstlich bestrebt, den alten Menschen abzulegen und den neuen anzuziehen, indem sie ihre frühere unwissenderweise eigenwillige und schädliche Verfahrungsart für die erneuernde und erlösende Verfahrungsart umtauschen, welche die Christliche Wissenschaft wieder zur Geltung gebracht hat und welche sich allerorts als gerade die Verfahrungsart erweist, die die Zustimmung Gottes und Seines Christus hat.

Ein aufrichtiges Streben, die eigne Mentalität und Geistigkeit zu erneuern, zu erheben und aufzubauen, bedingt stets eine rückhaltslose und strenge Selbstprüfung, ein echtes In-sich-hineinschauen, das nur zur Aufdeckung und schließlichen Vernichtung jedes falschen Gedankens und Beweggrundes, jedes unrechten Strebens und Verfahrens beitragen kann. Was auch immer an Stolz, Neid, Eifersucht, Haß, Bosheit, Ungerechtigkeit, Selbstsucht und Lieblosigkeit das Bewußtsein erfüllt, ja was auch immer in demselben zu finden ist, das im geringsten der Güte, Lauterkeit und Heiligkeit Gottes ungleich ist und nicht dem vollkommenen Maßstab gleichkommt, den uns der große Wegweiser, Christus Jesus, gegeben hat, muß zuerst erkannt, dann bloßgestellt und zuletzt zerstört werden — muß angesehen werden als eine Falschheit, ein Traum, eine Illusion, die beansprucht etwas zu sein, obschon sie nichts ist als „ein Lügner und ein Vater derselbigen.”

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