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Der Reichtum Gottes

Aus der Dezember 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Christian Science Monitor


Jesus sagte einstmals zu seinen Zuhörern: „Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euern Leib, was ihr anziehen werdet”, und wies dann darauf hin, daß Gott den Menschen ebensowohl kleiden und speisen kann, wie Er die Lilien und die Vögel speist und kleidet. Ein solcher Begriff von der Macht Gottes ist weit entfernt von dem heute vorherrschenden Begriff, und selbst die Bibel erklärt, der über Adam ausgesprochene Fluch bestehe darin, daß er sein Brot im Schweiße seines Angesichts essen müsse. Die Lehren Jesu und sein Beispiel weisen jedoch darauf hin, daß in Wirklichkeit Gott und nicht des Menschen eigne Anstrengung die Bedürfnisse des täglichen Lebens befriedigt.

Wie läßt sich nun die ideale Anschauung, daß Gott fähig und willens ist, Seinen Kindern alles Nötige mitzuteilen, mit der Tatsache vereinbaren, daß die Erfordernisse des täglichen Lebens oft nicht befriedigt sind? Die Christliche Wissenschaft erfüllt die Aufgabe, den scheinbaren Widerspruch zwischen den Anforderungen des göttlichen Idealismus und dem Materialismus des Alltagslebens zu beseitigen. Sie lehrt uns vor allem, daß nicht die äußeren Zustände, sondern unser eignes Denken uns regiert. Äußere Dinge reflektieren mehr oder weniger bestimmt unsre Denkgewohnheit sowie die tiefgewurzelten Überzeugungen des sterblichen Gemüts, welche, wie es den Sterblichen erscheint, das Erbteil der ganzen Menschheit sind. Glauben wir an Überfluß, so sehen wir um uns her Überfluß, d.h. wenn unser Glaube an Überfluß die rechte Grundlage hat. Stützt sich der Glaube an Überfluß auf eine materielle Auffassung von den Dingen, dann schlägt er sehr leicht ins Gegenteil über, so daß Armut herrscht, wo vorher Reichtum zu sehen war. Sind wir hingegen tiefinnig überzeugt, daß Gott die eine unendliche schöpferische Macht, der unerschöpfliche Quell alles Guten ist, dann werden wir sicherlich in unsern äußeren Umständen Überfluß sehen. Das menschliche Empfinden des Mangels, wie es heutzutage allenthalben in der Klage über den hohen Preis der Nahrungsmittel und andrer Lebensbedürfnisse zum Ausdruck kommt, muß als ein Irrtum im Denken erkannt und als solcher berichtigt werden, ehe der Überfluß des Guten, auf den Jesus hinwies, offenbar werden kann.

Der Verfasser erinnert sich hier einer Erfahrung zur Zeit des großen Kohlenmangels vor einigen Jahren. Es hatte jemand so laut gerufen: „Der Wolf kommt”, hatte mit solcher Bestimmtheit einen allgemeinen Mangel an Lebensbedürfnissen prophezeit, daß die Furcht in das Bewußtsein des Verfassers eindrang und er dem Gedanken Raum gab, sein Lebensunterhalt würde ihm in der darauffolgenden Jahreszeit abgeschnitten werden, weil seine Geschäftsfreunde und Kunden wegen der scheinbar schlechten finanziellen Aussichten in einem Zustand der Bestürzung waren. Das Ergebnis dieser Furcht war, daß sich das Befürchtete sofort einstellte. Eine nahezu völlige Geschäftsstockung trat ein.

Das Problem wurde nun in christlich-wissenschaftlicher Weise in Angriff genommen. Die Fülle des Reichtums Gottes wurde standhaft behauptet. Gott, das göttliche Gemüt, wurde als der Quell der Versorgung und die Stütze des Menschen anerkannt, und alles Vertrauen auf Menschenhilfe wurde ausgetrieben. Das Ergebnis war, daß sofort Versorgung demonstriert wurde, und zwar schien es ein bloßer Zufall zu sein. Es war ein Ereignis, das sich wohl kaum in einem Fall aus hundert ähnlichen Fällen zuträgt; aber gerade diesmal trug es sich zu, so daß sofortige Versorgung offenbar wurde. Dies beseitigte das Gefühl der Besorgnis in dem Maße, daß das übrige leicht war. Die Arbeit während des Winters brachte einen größeren finanziellen Gewinn denn je zuvor.

Dies ist wissenschaftliche Demonstration. Sie ist einem jedem möglich, der sich über die persönliche Auffassung der Dinge erheben kann. Man muß Gottes Fähigkeit mehr vertrauen, als man seiner eignen Unfähigkeit mißtraut. Wir glauben sehr oft nicht, daß das, was wir zum Wohl der Menschheit zu tun imstande sind, ein gutes Einkommen wert ist. Hierin liegt die Hauptschwierigkeit. Wir richten unsern Blick auf unsre menschlichen, beschränkten Fähigkeiten und bestärken uns in dem Glauben an diese Beschränkungen, während wir uns doch von menschlichen Beschränkungen abwenden und standhaft behaupten sollten, daß der Mensch, den Gott aussendet, der höchsten Leistungen fähig ist; daß er imstande ist, irgendwelche Pflichten, die ihm die unendliche Liebe auferlegt, zu erfüllen; ja mehr als das: wir müssen uns vergegenwärtigen, daß Gottes Werk bereits getan ist.

Die Vergegenwärtigung, daß das göttliche Gemüt auf ewig alle Dinge vollkommen und vollständig in sich schließt, macht die menschlichen Kräfte frei. Die Arbeiter am Werke der Christlichen Wissenschaft wissen aus Erfahrung, daß durch ihr tägliches Bestreben, Gott als den Ursprung aller wahren Tätigkeit zu erkennen, alle ihre Fähigkeiten und Kräfte zu höherem und freierem Ausdruck kommen. Dies beseitigt das Gefühl der eignen Verantwortung und der Besorgnis. Wir müssen bloß das göttliche Gemüt durch uns wirken lassen, oder, besser gesagt, wir müssen das göttliche Denken in uns aufdämmern lassen, dann werden wir mit Klarheit und Kraft handeln, und unser Werk wird in gewissem Maße das zum Ausdruck bringen, was die Welt Genie nennt.

Wer geniale Regungen in sich verspürt, verrichtet seine Arbeit spielend. Wer seine Arbeit liebt und daher leicht, ungezwungen und verständnisvoll arbeitet, ist kein Sklave. Wenn einem Menschen die Arbeit zum Spiel geworden ist, so ist der Fluch über Adam von ihm genommen. Das praktische Ergebnis dieser Umwandlung im Denken des Arbeitenden besteht darin, daß seine Arbeit sofort für seinen Mitmenschen wertvoller wird; und bringt diese höhere individuelle Freiheit und Macht eine noch tiefere Überzeugung mit sich, daß Gott immer allmächtig und immer bereit ist, den Menschen alles Gute mitzuteilen, dann findet der Arbeitende, daß ihm von allen Seiten eine Fülle des Guten zuströmt.

Wenn man, von selbstsüchtigen Beweggründen getrieben und mit Anwendung von persönlicher Willenskraft die finanziellen Einschränkungen durchbricht, so ist das keine christlich-wissenschaftliche Demonstration. Jesus sagt, wir sollten „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” trachten, so werde uns „solches alles zufallen”. Nur wenn es bei uns dahin gekommen ist, daß sich das Herz nach der Erkenntnis des göttlichen Lebens und der Mittel und Wege des göttlichen Waltens sehnt, werden wir unser finanzielles Problem wirklich lösen.

Solange wir uns materielle Dinge als Quell des Guten und der Glückseligkeit denken und um ihrer selbst willen nach ihnen trachten, anstatt sie als mitfolgende Zeichen des Erscheinens des geistig Guten zu erkennen, solange werden wir wohl bei unserm Bemühen, unsre Bedürfnisse zu demonstrieren, Schwierigkeit haben. Wir müssen uns über den Gedanken erheben, daß irgend etwas Materielles unser Glück fördern oder hindern kann. Ein jeder von uns kann sich der Tatsache vergewissern, daß nur geistiges Glück wahres Glück ist. Wir müssen über die sinnlichen Freuden und weltlichen Interessen emporsteigen und uns an dem für die materiellen Sinne unsichtbaren geistig Guten freuen, das uns nicht genommen, das nicht zerstört werden kann. Wenn wir dies tun, dann werden die niedreren Dinge als Begleiterscheinungen der geistigen Erkenntnis uns „zufallen”; dann werden Harmonie und Überfluß an Stelle von Disharmonie und Armut treten.

Wenn wir nach ehrlichem Bemühen, im Sinne der Christlichen Wissenschaft unser finanzielles Problem zu lösen, uns dennoch scheinbar in einem Zustand der Einschränkung befinden, so tun wir wohl daran, unsre Gedanken zu erforschen, um festzustellen, ob wir uns nicht doch noch für unser Glück und unser Leben auf die Materie verlassen. Der Sieg über die Materie und ihre Einschränkungen wird nur dadurch erreicht, daß man sich der Nichtigkeit der Materie und der Allheit Gottes bewußt wird. Die Christlichen Wissenschafter haben die Beweise, daß Gottes Reichtum des geistig Guten sich von dein Herzen des rechten Denkers aus in seinem äußeren Dasein wiederspiegelt.

Man pflege daher die Erkenntnis, daß Gott in keiner Hinsicht begrenzt sein kann, und daß deshalb der Mensch, Sein Bildnis und Gleichnis, es auch nicht ist. Wir können keine klare Erkenntnis dieser Tatsache erlangen, solange wir uns materiellen Wünschen und Freuden hingeben; wenn wir hingegen geistige Dinge als Reichtum anzusehen gelernt haben, wird sich unser innerer Reichtum äußerlich durch die Befriedigung aller unsrer Bedürfnisse kundtun.

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