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Verneinung und Behauptung

Aus der Juli 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Leute, die sich für die Christian Science interessieren, richten zuweilen an Schüler dieser Wissenschaft die Frage, was sie bei ihrer Arbeit für das Wichtigere hielten: das Verneinen des Irrtums oder das Behaupten der Wahrheit. Diese Frage ist kaum zulässig, da sie die Annahme andeutet, ein und dieselbe Methode könne in allen Fällen angewandt werden, ungeachtet der Zustände, mit denen man es zu tun hat. Manche vertreten sogar die Ansicht, das Verneinen sei überhaupt entbehrlich, da die Behauptung oder Affirmation der Allumfassenheit der göttlichen Wahrheit jeden sich bietenden Fall decke. Diese Erklärung ist allerdings im endgültigen Sinne wahr, aber ihrer vollen Bedeutung wird man sich nur bewußt durch das fortgesetzte und ernstliche Bestreben, über die menschliche Annahme, daß materielle Zustände wirklich und unvermeidlich seien, sich zu erheben. Es wäre daher verfehlt anzunehmen, daß man beim Ausarbeiten der menschlichen Probleme in allen Fällen die gleiche Methode anwenden könne, da dies die Menschen dazu führen würde, sich auf Formeln zu verlassen und den Buchstaben der Wissenschaft über ihren Geist zu stellen. Damit soll aber nicht gesagt sein, daß der Buchstabe nichts zu bedeuten habe. Durch eine bessere Kenntnis des Buchstabens von „Science and Health“ würde in den meisten Fällen der Fehler vermieden werden, die klaren Darlegungen unsres Lehrbuches, welche in genauer Übereinstimmung mit der Lehre Christi Jesu stehen, durch die eignen, zum Teil unreifen Ansichten ersetzen zu wollen. Allerdings scheint an gewissen Punkten der Entfaltung des Schülers das Verneinen des Irrtums wirksamer zu sein als das Behaupten der Wahrheit. Ferner ist es Tatsache, daß selbst in Fällen, wo ein vorgeschrittener Arbeiter die Hilfeleistung übernommen hat, die Verneinung zuweilen die beste Waffe bildet. Die Verfahrungsweise eines Menschen sollte jedoch nicht zur Grundlage der Arbeit des andern gemacht werden. Jeder Arbeiter sollte sich direkt an das Prinzip wenden und die umfassenden und unpersönlichen Lehren von „Science and Health“ in Verbindung mit der Heiligen Schrift eingehend studieren. Man sollte stets bedenken, daß eine Verneinung des Irrtums, wenn sie vom Verneinenden richtig verstanden wird, in Wirklichkeit einer Behauptung der Allheit Gottes, der Allerhabenheit des Guten, gleichkommt, während andrerseits eine Behauptung der Allheit Gottes, von geistigem Verständnis begleitet, für jede Erscheinungsform des Irrtums eine zweischneidiges Schwert ist. Man muß jedoch sowohl den mentalen und moralischen Zustand des Hilfesuchenden als auch den des Beweisführers der Wahrheit der Christian Science in Betracht ziehen. Wir sollten uns selbst prüfen, wie uns Paulus ermahnt, um zu sehen, ob nicht in unserm sterblichen Bewußtsein das materielle Element überwiegend ist. Wenn dies der Fall ist, muß es verneint und ausgetrieben werden. Wir lesen, daß Petrus einstmals Anstoß nahm, als der Meister einen Irrtum aufdeckte, und daß er dafür einen wohlverdienten Verweis erhielt, worauf die allgemeine Ermahnung folgte: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.”

In Übereinstimmung hiermit sagt Mrs. Eddy: „Das Verneinen der materiellen Selbstheit hilft zu der Erkenntnis der geistigen und ewigen Individualität des Menschen, und es zerstört das irrige Wissen, das wir von der Materie oder durch das, was die materiellen Sinne genannt wird, erworben haben” („Science and Health“, S. 81). Viele ähnliche Stellen finden sich in den Schriften unsrer Führerin. Wenn wir den Irrtum verneinen, in welcher Gestalt er auch auftreten möge, so folgen wir nur dem Beispiel unsres Meisters. Sogar angesichts des Todes sprach er: „Das Mägdlein ist nicht tot”, und dann gebot er ihr aufzustehen und bewies dadurch die Allheit des Lebens. Als er an die Jünger, welche einen Schiffbruch fürchteten, die Frage richtete: „Wie seid ihr so furchtsam?”, so war das gleichbedeutend mit einer Verneinung der scheinbaren Macht des Windes und der Wellen.

Die Form unsrer Behauptungen der Wahrheit sollte den jeweiligen menschlichen Bedürfnissen entsprechen. Die göttliche Führung ist uns jederzeit sicher. Wir mögen zwar nicht immer wissen, „was wir beten sollen”; „regieret [uns] aber der Geist”, so werden unsre Behauptungen dem Willen Gottes gemäß sein, und gute Resultate werden nicht ausbleiben.

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