In den Kirchen der Christian Science singen wir ein Lied von Bowring, in welchem von den sel’gen Regionen und von einer neuen Macht die Rede ist und in welchem folgende Strophen vorkommen:
So zeigt uns Wahrheit das vollkommene Ganze,
Und füllt die Welt mit ihrem Strahlenglanze.
Als dies einst in einem unsrer Gottesdienste gesungen wurde, sah ich so klar, wie die Christian Science uns durch die Erkenntnis der Macht des Guten ein klareres Bewußtsein von den „sel’gen Regionen” gibt.
Ein oder zwei Tage darauf ging ich auf meinem Wege zur Arbeit durch die Straßen Londons und genoß in vollen Zügen die Herrlichkeiten eines Frühlingsmorgens. Ich ging am Saume eines der großen Stadt-Parke entlang, wo die Zweige der hohen Bäume leise vom Winde hin und her bewegt wurden und die Vögel sich auf ihren Zweigen wiegten und ihre frohes Morgenlied erschallen ließen. Laut tönte der freudige Ruf der Drossel, des Buchfinks, der Amsel. Unter den hochragenden mächtigen Bäumen blühte der Flieder, und über ihn hinaus schaute der Goldregen in seiner Fülle, während der süße Duft, der blütenreichen Bäume die Luft würzig durchzog. Ich ging über eine der hübschesten Brücken der Themse und sah das Wasser wirbelnd und brausend um die schwarze Boje inmitten des Stromes fließen, sah die Sonnenstrahlen in seinem schäumenden Gewande glitzern.
Nachdem ich das Ufer auf der andern Seite erreicht hatte, ging ich durch den kleinen Garten in der Mitte der Straße, wo die blauen Iris hoch aus dem Rasen emporschössen, und wo die Vögel herumhüpften, um sich ihr Frühstück zu suchen. Als ich dann weiter zur Bahnstation wanderte, kam mir plötzlich der Gedanke, wie ganz anders mir dieser Weg zu meiner Arbeit jetzt erschien, als früher, da ich noch nichts von der Christian Science wußte. Damals ging ich nur deshalb zur Arbeit, weil ich keinen andern Weg kannte, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Gewöhnlich verschob ich mein Fortgehen bis zum letzten Augenblick und eilte dann schlaftrunken durch die Straßen. Die Umgebung stimmte mit meinen Gedanken überein, denn alle Schönheit um mich her erschien mir als eine große Dissonanz. Ich tat meine Arbeit nur, um Geld zu verdienen. Meine Stellung zu meinen Arbeitgebern und den Geschäftsführern war die, daß ich etwas gab, weil ich etwas empfing. Obwohl ich noch nicht alle Probleme gelöst habe, so fange ich doch dank der Christian Science an, Freude an meiner täglichen Arbeit zu finden. Ich freue mich, den Tag über jemand helfen zu können, und kehre am Abend mit frohem Gefühl heim, da ich nun verstehe, in richtiger Weise für meinen Unterhalt zu arbeiten.
Man hört viel vom „Recht zu arbeiten”. Die Christian Science lehrt mich, daß mein Recht zu arbeiten das Recht ist, ehrlich zu arbeiten, freudig zu arbeiten, selbstlos zu arbeiten — kurzum, ein Mensch zu sein. In dem Maße, wie ich dies demonstriere, schwindet die Furcht, daß es mir nicht gelingen möchte, mich zu ernähren, denn ich weiß nun aus Erfahrung, daß das Prinzip, „das Gute”, allen rechten Bestrebungen ihren Lohn gibt.