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Kein „Wechsel des Lichts und der Finsternis”

Aus der September 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Man hört bisweilen die Frage: Wenn das Leben und die Lehren Christi Jesu göttlich inspiriert waren und den Zweck hatten, den Sterblichen den Weg des Heils zu zeigen und die Wiedergeburt des Menschengeschlechts herbeizuführen, warum wurde dann der Weg verfehlt und warum mußte das ursprüngliche Christentum verhältnismäßig kurz nach Abschluß der Erdenlaufbahn des Wegweisers in den Pfuhl irriger Anschauungen versinken? Wie durfte es zu einem solchen scheinbaren Fehlschlag kommen? Wie durfte eine Trübung des Leuchtfeuers eintreten, die zwar keine vollständige Finsternis verursachte, aber doch eine Dämmerung erzeugte, in welcher die Wahrheit nicht mehr klar erkannt wurde.

Das Wort „scheinbar” in der Frage selbst liefert die Antwort hierfür. So überzeugend auch die Schwierigkeit sich unsern Sinnen darstellen mochte, so war sie doch nur eine Scheinbarkeit; so trübe auch das Licht den Kurzsichtigen erscheinen mochte, so war es doch vorhanden und für diejenigen sichtbar, die unverwandt vorwärts blickten und sich durch die in ihrer näheren Umgebung befindlichen falschen Lichter, welche das Wahre in den Schatten zu stellen oder den Blick davon abzulenken suchten, nicht blenden ließen. Prunk und Pracht des materiellen Elements im Staatswesen und in der Religion, sowie das hochentwickelte Formenwesen der Kirche hat bei nicht denkenden und weltlich gesinnten Menschen seine Wirkung anscheinend nicht verfehlt; niemals ist es aber dieser Scheinherrlichkeit gelungen, die da und dort vorhandenen ernsten Sucher nach Wahrheit irre zu führen. Die Treue solcher Menschen wurde durch eine höhere, geistige Erkenntnis belohnt, welche nicht nur die reinen Lehren des Christentums vor der Vergessenheit bewahrt, sondern auch deren weitere Entwicklung gewährleistet hat.

So Haben sich im Laufe der Jahrhunderte, seit der Zeit des Erlösers bis auf den heutigen Tag, ganze Reihen von treugesinnten Nachfolgern des Meisters erhoben, die auf die eigentlichen Pharaone hingewiesen und die Menschheit vor den Abwegen des Aberglaubens und falschen Wesens gewarnt haben, welche von dem wahren Verständnis hinwegführen. Geschichtliche Ereignisse wiederholen sich. Genau wie vor der Ankunft Christi Jesu der Boden für den Samen, den er säen sollte, von einer Reihe von Propheten sorgsam vorbereitet worden war (von Männern, deren Begriff von Gott allmählich von dem einer mit allen menschlichen Schwächen behafteten bloßen Stammesgottheit bis zu dem einer fast ebenso vollkommenen göttlichen Vorsehung, wie der uns durch Jesus offenbarten, emporstieg), so ist seit Beginn der Gründung des Christentums das menschliche Denken für die Wiederverkündung der herrlichen Botschaft vorbereitet worden, die das gegenwärtige Zeitalter zu vernehmen sich glücklich preisen darf.

Wenn weiter gefragt wird, warum die leidende Menschheit so lange auf die abermalige Verkündung der Worte der Hoffnung und der Liebe hat warten müssen, braucht man nach einer einfachen und überzeugenden Erklärung nicht weit zu suchen. Zum ersten hat der Unendliche keine Kenntnis von dem sterblichen Zeitbegriff, und wenn es auch der beschränkten sterblichen Erkenntnis und dem begrenzten Sinn erscheinen mag, als habe die Entfaltung der göttlichen Absichten zu Zeiten eine Unterbrechung erfahren, so ist sich doch Gott selbst, bei dem tausend Zeitalter einem Augenblick gleichen, keines Stillstandes bewußt gewesen; d. h. Wahrheit, Leben und Liebe hat sich unausgesetzt entfaltet. Sodann wird der Geschichtsforscher die Beobachtung machen, daß eine neue Offenbarung stets in dem Augenblick kam, da sie willkommen geheißen wurde. Aus dem ferneren Entwicklungsgang wird man ersehen, daß die große heilende Wahrheit, die dem menschlichen Sinn nach durch falsche Annahmen jeder Art so lange verdunkelt gewesen war, das menschliche Bewußtsein erst wieder zu erleuchten begann, als dasselbe für ihren Empfang bereit war.

Dieses Verständnis von dem bestimmenden Verhältnis zwischen menschlicher Empfänglichkeit und göttlicher Offenbarwerdung beantwortet alle Fragen über Zeit und Bedingungen des Erscheinens der Wahrheit. Die göttliche Wahrheit ist ihrem Wesen nach unendlich. Der Psalmist schreibt: „Ehedenn die Berge wurden, und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist Du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit, ... Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.” Der wesentliche, für die Menschen in Betracht kommende Moment ist jedoch der Moment des Erwachens aus dem sterblichen Traum — der Punkt, da sie durch die Kenntnis Gottes das Joch des Unterdrückers von sich werfen und die von Jesus verheißene Freiheit erlangen.

Mrs. Eddys Ansicht hierüber tritt in dem Werke „Pulpit and Press“ (S. 22) zutage, wo sie schreibt: „Ich sage voraus, daß, wenn das Leben der Christian Scientisten für ihre Treue gegen die Wahrheit ein Zeugnis ablegt, im zwanzigsten Jahrhundert eine jede christliche Kirche in unserm Lande und einige in fernen Ländern sich dem Verständnis der Christian Science hinreichend genähert haben werden, um die Kranken in seinem Namen heilen zu können. Christus wird der Christenheit seinen neuen Namen verleihen, und die Christenheit wird zum großen Teil aus Anhängern der Christian Science bestehen.”

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