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Beständiger Fortschritt

Aus der September 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für jeden, der an der Lösung des Lebensproblems arbeitet, kommt eine Zeit, da eine so eindringliche Aufforderung zu weiterem Fortschritt an ihn ergeht, daß der menschliche Sinn vor der ihm gestellten Aufgabe zurückschreckt. Vielleicht erleidet er sogar anscheinend einen Verlust an Zutrauen, Sicherheit und Klarheit des Blicks, deren er sich kurz zuvor erfreut hatte, und dazu tritt wohl noch ein Gefühl der Furcht, des Zögerns und Zweifelns, ob der eingeschlagene Weg wohl der richtige sei. Wenn man zu solchen Zeiten den Gründen des persönlichen Sinnes Gehör schenkte, würde sich zweifellos ein Gefühl der Entmutigung einstellen. In solchen Fällen sei man der Worte unsrer Führerin eingedenk: „Angesichts der unendlichen Aufgaben der Wahrheit halten wir inne — warten auf Gott. Dann dringen wir vorwärts, bis der schrankenlose Gedanke voll Entzücken dahinwandelt, und der unbeschränkte Begriff sich beschwingt, damit er die göttliche Herrlichkeit erreiche” („Science and Health“, S. 323). Wir werden dann finden, daß, solange wir ehrlich und aufrichtig nach der Gerechtigkeit streben, nichts unsern Fortschritt hindern kann, Mrs. Eddy sagt: „Wenn er [der Schüler] ehrlich ist, wird er es von Anfang an ernst nehmen und jeden Tag ein wenig in der rechten Richtung gewinnen” (S. 21). Ist die erforderliche Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit bei uns vorhanden, dann dürfen wir mit Hoffnung und Zuversicht vorwärtsstreben, denn auf einen Fortschritt, den wir durch Verständnis gewonnen haben, kann unmöglich ein Rückschritt folgen.

Man bedenke ferner, daß der Stand unsrer Gefühle keine Norm ist, nach der wir unser Wachstum bemessen können. Nicht auf das Maß unsrer Gefühle, sondern auf das Maß unsrer Erkenntnis kommt es an. Unsre Gefühle können sich mit jeder Gedankenwendung ändern, unsre Erkenntnis aber ist beständig. Eine neue mathematische Regel gemeistert zu haben gereicht dem Schüler zur Befriedigung, während ihm eine höhere Regel unter Umständen Sorgen macht und er sich zunächst nicht zurechtfindet. Sein Verständnis der ersten Regel wird aber dadurch nicht beeinträchtigt, auch geht aus dem Umstand, daß er in solchen Augenblicken nicht über dieselbe Klarheit des Denkens verfügt, nicht hervor, daß sein Verständnis von der Mathematik geringer geworden ist. Er befindet sich vielmehr in einem Zustand intellektueller Entwicklung; der Ruf ergeht an ihn, sich mit schwierigeren Aufgaben zu befassen. Es fehlt ihm nicht an der nötigen Fähigkeit, wennschon sein Gefühl das Gegenteil bezeugen möchte. Vielleicht gibt es gar Dinge, die wir verlernen müssen, was noch mehr zu unsrer Verwirrung beiträgt. Hat man sich von gewissen Dingen einen falschen Begriff gemacht, so ist das Beseitigen desselben, um zur richtigen Anschauung zu gelangen, eine gesunde, wenn auch keine leichte Aufgabe.

Eine Erfahrung, die ich als Knabe machte, dürfte zur Veranschaulichung dieses Gegenstandes dienlich sein. Ich wollte auf einen Hügel hinauf und glaubte anfangs, einen stetigen Aufstieg vor mir zu haben, fand aber, daß der scheinbar ununterbrochene Abhang in Wirklichkeit aus einer Reihe von kleineren Hügeln und Tälern bestand. Kaum hatte ich einen Gipfel erreicht, so mußte ich durch eine Vertiefung, ehe ich mit dem Aufstieg der nächsten, steileren Höhe beginnen konnte. Es schien entmutigend, nach Ersteigung eines steilen Abhangs wieder in eine Senkung hinab zu müssen. Dennoch war ein steter Fortschritt zu verzeichnen, denn wenn ich auch nicht immer steigen konnte, so kam ich doch dem Ziele stetig näher. Jede folgende Vertiefung war höher gelegen als die vorhergehende und jede Hügelspitze höher als die vorige, bis der höchste Punkt erreicht war. Schließlich hatte also doch ein stetiger Aufstieg und Fortschritt stattgefunden. Um unser höchstes Ziel zu erreichen, müssen wir alle den Hügel andauernden Strebens ersteigen. Dabei erreichen wir vielleicht Punkte, wo wir uns scheinbar eines klareren Blicks erfreuen und eine schönere Aussicht sich uns bietet; dann aber müssen wir beweisen, daß wir auch wirklich verstehen, was uns solche Erfahrungen lehren. Wohl mag uns der Gipfel der Wahrnehmung begeistern; befriedigender und heilsamer ist jedoch das Flachland der Demonstration.

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