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Enthaltsamkeit

Aus der September 1912-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Alle denkenden Menschen machen früher oder später die Entdeckung, daß man Selbstverleugnung im weitesten Sinn üben muß, wenn man in irgendeiner Richtung wahren und dauernden Fortschritt erzielen will. Unter den Christen sind manche in der Übung dieser Art von Selbstzucht, soweit sie äußere Dinge betraf, sehr weit gegangen und haben dadurch eine unrichtige Auffassung der hierauf bezüglichen Lehren des Meisters bekundet. Im siebzehnten Kapitel des Matthäus findet sich die Erzählung von der Heilung eines mondsüchtigen und epileptischen Knaben durch Christus Jesus, nachdem seine Jünger nicht vermocht hatten, in diesem Fall Heilung zu bewirken. Dieses Begebnis machte offenbar auf die Jünger einen großen Eindruck, denn außer dem Bericht des Matthäus finden sich weitere Angaben über den Fall bei Markus und Lukas. Diese Verfasser berichten alle, daß Jesus die Heilung kurz nach seiner Verklärung vollbrachte, und Markus erwähnt die ungünstigen Umstände, unter denen die Jünger dem geplagten Knaben Hilfe zu bringen versucht hatten: es war „viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen befrageten.” Auf die Frage, die Jesus bezüglich der Krankheit stellte, wurde ihm der Bescheid, der Fall sei ein chronischer und reiche bis in die Kindheit des Knaben zurück. Markus bezeichnet die Annahme als einen „unsaubern Geist”, was mit der Erklärung des Lukas übereinstimmt. Nachdem die wunderbare Heilung des Knaben vollbracht war, fragten die Jünger natürlicherweise nach der Ursache ihres Mißlingens, und als Antwort forderte Jesus von ihnen mehr Glauben an Gott — eine Mahnung, deren auch wir Zeit unsres Lebens eingedenk sein sollten. Er sagte: „So ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so möget ihr sagen zu diesem Berge: Heb dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.” Hierauf folgen die bedeutungsvollen Worte: „Aber diese Art fähret nicht aus denn durch Beten und Fasten”, ein Ausspruch, der unter Bibellesern, einschließlich der Christian Scientisten, viel erörtert worden ist.

Die Menschen fragen nach dem Sinn des Fastens, von dem hier die Rede ist. Bedeutet es eine gelegentliche Enthaltsamkeit von Speise oder weltlichen Genüssen? Eine erleuchtende Antwort auf diese Frage enthalten die Worte des Petrus: „Lieben Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilgrime: enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten.” Hatte doch sein Meister, der auch unser Meister ist, gesagt, daß schon ein Blick, hinter dem sich ein unreiner Gedanke verbirgt, Ehebruch sei. Wie kann also jemand ein körperliches, durch „unsauberes” Denken verursachtes Leiden heilen, es sei denn, er halte sich selber frei von all solchem Denken? Ein Heilen ist unter solchen Umständen ebenso unmöglich wie das Fasten ohne die Art des „Gebets”, die Jesus fordert, wenn er sagt: „Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein, und schleuß die Tür zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen.” Dieses Gebet meint auch unsre verehrte Führerin, wenn sie sagt: „In dem stillen Heiligtum ernsten Sehnens müssen wir die Sünde leugnen und die Allheit Gottes geltend machen” („Science and Health“, S. 15). Wenn wir dies „ohne Unterlaß” tun, so werden wir uns jeglicher Unreinheit des Denkens, Redens und Handelns, jeglichen Gefühls des Zweifels und der Ungewißheit enthalten und anfangen den Glauben kundzutun, der Berge versetzt und Krankheit jeder Art heilt.

Hier ist zu bemerken, daß die geistige Forderung dem Patienten wie dem ausübenden Vertreter gilt. Der arme bekümmerte Vater sprach zu Jesus: „Kannst du aber was, so erbarme dich unser”, worauf Jesus erwiderte, „Wenn du könntest glauben”, und sogleich flehte der Mann unter Tränen um Hilfe, damit er dieses Erfordernis zu erfüllen vermöchte. Diejenigen, die Gesundheit von der materiellen Basis aus suchen, sind wie die Leute, die den großen Lehrer umgaben — ein „ungläubiges Geschlecht”. Alle, die „geistliche Gaben” erlangen wollen, müssen ihre Hände und Herzen reinigen, um heilen und geheilt werden zu können. Sie müssen sich der „Unsauberkeit” der modernen Abgötterei mit ihrem intensiven Bewußtsein körperlicher Schmerzen und Freuden enthalten — jener Abgötterei, in der die Ermahnung „außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn”, keinen Raum findet. Wir müssen uns alles dessen enthalten, was dazu angetan ist, unser geistiges Wachstum zu hindern; dann werden wir finden, daß Gott „kein Gutes mangeln” läßt „den Frommen.”

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