Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Vergebung

Aus der April 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer fleißig in seinem Neuen Testament gelesen hat, wird das Vergeben als eine der wichtigsten Christenpflichten erkennen. Jesus erklärte gleich zu Anfang seiner Erdenmission: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht kommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.” Aber gleich darauf wies er auf den großen Unterschied hin zwischen seinem Begriff und dem allgemeinen Begriff von dem, was in sittlicher und geistiger Hinsicht von den Menschen verlangt wird. Er verwarf das Gesetz, welches „Auge um Auge, Zahn um Zahn” fordert, und erklärte, daß wir nicht nur unsern Feinden in dem gewöhnlichen Sinn des Wortes vergeben müssen, sondern daß es auch unsre Pflicht ist, sie zu lieben und ihnen Gutes zu tun. Als Grund dafür wies er auf die unparteiische Liebe unsres himmlischen Vaters hin, der den Gerechten sowohl wie den Ungerechten Regen und Sonnenschein sendet, obschon die Sterblichen Seine Wohltaten nicht zu würdigen wissen. Je weiter Jesus sein großes Werk zur Erlösung der Menschheit führte, und je länger er andre unterwies, wie sie es fortsetzen sollten, desto mehr Gewicht legte er auf das Vergeben. Petrus fragte ihn einst, wie oft er seinem Bruder, der an ihm gesündigt hatte, vergeben solle, worauf ihm Jesus antwortete, „siebenmal” sei nicht genug, sondern „siebenzigmal siebenmal” müsse er vergeben. Wohl durften die Jünger nach einer solchen Ermahnung den Meister bitten: „Stärke uns den Glauben”!

Die Christliche Wissenschaft vereinfacht die Frage des Vergebens beträchtlich, indem sie lehrt, daß das Übel nicht von Gott kommt und daher unwirklich ist. Wer sich eines Vergehens gegen Gott oder eines Seiner Kinder zu schulden kommen läßt, tut es aus Unwissenheit in bezug auf das Gesetz Gottes. Er fügt sich selbst den größten Schaden zu und braucht daher unser Mitleid und sodann unsre Hilfe, falls er bereit ist, sie anzunehmen. Es wird jedoch weder von uns verlangt, daß wir die Sünde, noch daß wir den Sünder lieben sollen, da beide nicht von Gott kommen; vielmehr müssen wir unentwegt an der Allgegenwart Gottes und Seiner Idee, dem wahren Menschen, festhalten — müssen diese Idee mit einer solchen Innigkeit lieben, daß die ganze sterbliche Täuschung hinsichtlich der Sünde und des Sünders vertrieben wird. Wenn wir Gott und Seine Idee, wie die Wissenschaft sie uns offenbart, wahrhaft lieben, dann werden wir erkennen, daß der Bruder die gleiche Liebe hätte, wenn er aus dem Sinnentraum erwacht wäre.

Bei dem, der die Gebote zu halten sucht, handelt es sich vor allem um den Einfluß, den das Vergeben auf ihn selber ausübt. Wie wir im elften Kapitel des Markus-Evangeliums lesen, sagte Jesus zu seinen Jüngern, der lebendige Glaube könne selbst Berge des Irrtums beseitigen. Dieser Erklärung fügte er jedoch eine Bedingung hinzu, die sehr oft von seinen erklärten Nachfolgern vergessen wird. Sie lautet: „Wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Fehle. Wenn ihr aber nicht vergeben werdet, so wird euch euer Vater, der im Himmel ist, eure Fehle nicht vergeben.” Erklären diese Worte nicht den Grund, warum in manchen Fällen die Heilung sich verzögert? Beeinflußt nicht die oben angeführte falsche Denkart zuweilen den ausübenden Vertreter, oder den Kranken, oder gar beide? Wo genug Glaube und Liebe ist, fehlt es nicht an der Fähigkeit, „Berge” zu versetzen.

Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen

Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus diese Ausgabe / April 1913

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.