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Friede

Aus der Oktober 1921-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Idee der Welt über Friede ist zu oft nur eine sinnliche Ruhe, und das Beste, das wohl darüber gesagt werden kann, ist, daß er irgendeine Form des Wohlseins der Sinne darstellt. Der Grund dafür ist des gewöhnlichen Menschen fester Glaube an die Wirklichkeit der Materie, der ihn natürlich veranlaßt alles nach einem materiellem Standpunkt zu bemessen. So schrie der Besessene aus den Gräbern: „Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?“ Der Besessene wie auch der Besitzer der Schweine wollten Frieden im Namen der materiellen Sinne. Doch, wie die meisten Leute, die den Frieden auf einer solchen Grundlage suchen, wird er früher oder später erwachen und, wie Abou Ben Adhem, entdecken, daß ein solcher Friede ein Traum ist.

In den Blättern der Bibel findet man keine solche Idee von Frieden. Dort ist Friede immer das Ergebnis geistigen Verständnisses. Christus Jesus erklärte das mit wunderbarem Nachdruck auf seinem Weg nach Gethsemane. „Den Frieden lasse ich euch,“ sagte er zu seinen Jüngern, „meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Sicher wollte er damit sagen, daß der Welt Idee über Friede eine falsche Idee ist, und daß der Friede, den er geben wollte, nicht ein Friede ist wie ihn die Welt gibt. Wenn seine Jünger nicht zu der Entdeckung erwachen wollten, daß der Friede den sie hatten ein Traum war, dann mußten sie seinen Frieden in der geistigen Erkenntnis — dem einzigen Orte, wo er nicht zerstört werden kann — suchen. Der Friede den Jesus anbot kam dem, was die Welt Krieg nannte, äußerst nahe. Er war in der Tat ein Krieg mit sich selbst. Er bedeutete den täglichen Kampf mit ihrer eigenen Fleischlichkeit, denn nur in deren Zerstörung konnten sie das geistige Verständnis von dem Frieden der allen Verstand übersteigt erlangen.

In der Gesellschaft Jesu und unter seiner Leitung gingen sie hinaus um die Welt, das Fleisch und den Teufel zu bekämpfen. Er hatte sie aus ihrem Heim gerufen und sie, ohne Geld in ihren Taschen, hinaus gesandt, zum Kampfe mit der Welt. Er hatte sie allen Leidenschaften der Orthodoxie, ihrem Zorn und ihrer Verachtung, ausgesetzt und bevor er ganz von ihnen wegging sagte er zu ihnen, daß das Predigen des Evangeliums sogar ihr Leben gefährden würde. Es ist daher kein Wunder, daß er ihnen bei einer anderen Gelegenheit mitteilte, daß er nicht gekommen sei um Friede sondern um ein Schwert zu bringen, und daß seine eigenen Hausgenossen eines Menschen Feinde sein werden. Das Schwert des Geistes konnte für die menschlichen Sinne nichts anderes als Krieg erzeugen. Sein einziger Nutzen war: alles Sinnliche und Materielle im menschlichen Bewußtsein zu zerstören. Das war der Friede den Jesus seinen Jüngern gab, doch war es nicht ein Friede wie ihn die Welt gibt. Aber erst wenn der heilige Krieg gefochten und Sinnlichkeit überwunden worden, konnte der einzelne auf jenen geistigen Frieden hoffen, welcher nie zerstört werden kann.

Doch war Christus Jesus der Weg, und er sagte, daß alle die in den Schafstall hineingehen und dort Sicherheit finden wollten, in seinen Fußtapfen wandeln mußten. Es ist nutzlos sich einzubilden, daß man geistigen Frieden finden könne solange man nach den Begierden des Fleisches strebt. Der Friede dieser Welt ist auf allen Seiten von Gefahren bedroht; solange aber eines Menschen Friede gestört werden kann, beweist das, daß er noch nicht auf dem Standpunkte angelangt ist, wo er versteht, was Friede eigentlich bedeutet. Derjenige jedoch, der wirklich versteht wie der Friede errungen wird, kann, selbst wenn die Welt rings um ihn herum in der Hölle zu sein scheint, Friede finden. Das ist es auf was Mrs. Eddy verwiesen hat als sie auf Seite 96 von Wissenschaft und Gesundheit schrieb: „Schon heute wird diese materielle Welt zum Kampfplatz widerstreitender Gewalten. Auf der einen Seite wird Disharmonie und Schrecken sein, auf der andern Wissenschaft und Friede.“ Auch Jesaja sah sehr deutlich, daß, vom materiellen Standpunkte aus betrachtet, das Schwert des Geistes das Böse erzeugt. Darum schrieb er: „Der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der Herr, der solches alles tut.“ Jedermann mit irgendwelcher Kenntnis der Metaphysik ist sich bewußt, daß das unendlich Gute das Böse weder kennt noch versteht, und daß Jesaja nicht sagen wollte, daß Friede Krieg schafft. Das, was er sagen wollte war, daß ein klares Verständnis der geistigen Wahrheit, wenn in einer geeigneten materiellen Umgebung, eine Chemikalisation hervorbringen werde, die einem Kriege ähnlich sei. Denn, wie Mrs. Eddy schreibt auf Seite 401 von Wissenschaft und Gesundheit: „Das, was ich Chemikalisation nenne, ist die Umwälzung, die entsteht, wenn die unsterbliche Wahrheit die irrige sterbliche Annahme zerstört. Die mentale Chemikalisation bringt Sünde und Krankheit an die Oberfläche und zwingt die Unreinheiten zu vergehen, gerade wie es bei einer gährenden Flüssigkeit der Fall ist.“

Es gibt absolut keine Hoffnung, daß irgendein materielles Wesen diesem Kampf mit den Sinnen entrinnen könne. Die Frage ist: wieviel oder wie wenig wird der einzelne während der Dauer dieses Kampfes leiden? Die Antwort liegt ganz mit ihm selbst. Jedesmal wenn er für die Materie ein gutes Wort einlegt tut er es, weil er Gefallen an der Materie hat, und er gründet sie dadurch fester in seinem eigenen Bewußtsein. Doch bevor er den geistigen Frieden erfahren kann muß diese Materialtät zerstört werden. Die Macht, die die Materie über ihn hatte, kann nach ihrer Fähigkeit ihn seines Friedens zu berauben bemessen werden. Das Leiden kommt nicht vom Geist, sondern durch den Widerstand gegen Geist. Der Mensch, dem der Friede weggenommen werden kann, kann den Halt, den die Materialität an ihm hat, nicht nur ungefähr berechnen. Die Theorie, daß Jesus für die Sünden der Welt gelitten habe, gibt keine Befriedigung. Jesus litt für die Sünden der Welt weil er selbst ohne Sünde war. Das Leiden, das er erduldete, war darum ganz verschieden von dem Leiden, das von persönlicher Sünde erzeugt wird. Friede, erklärte Paulus den Galatern, ist die Frucht des Geistes, und er wird gerade in dem Verhältnis, in dem ein Mensch getreu in den Fußtapfen Christi geht oder sich erlaubt davon abzuweichen, dauernd oder unbeständig sein.

Die ganze Frage ist für den einzelnen äußerst praktisch. Jeden Tag und jede Stunde seines materiellen Daseins erfreut er sich der Gelegenheit, seinen Halt an der Wahrheit nach dem Sinn des Friedens in seiner Umgebung zu prüfen. Inwiefern dieser Sinn des Friedens auf den Sinnen beruht, kann er ganz leicht für sich selbst beurteilen, bei dem Halt den diese Sinne über ihn haben, wie er auch völlig fähig ist zu wissen ob dieser Friede die Frucht des Geistes ist. Das alles hatte Jesus seinen Jüngern alle Zeit erklärt und darum konnte er zu ihnen sagen: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“ Er wußte vollkommen, daß Furcht das allererste Symptom der Materialität ist, und daß eines Menschen Herz genau in dem Verhältnis zu der Macht, die er materiellen Dingen zuschreibt erschrickt. Der Weg auf dem man von Furcht befreit wird, der Weg auf dem man dem Schrecken entrinnt, ist entschlossen die Begierden des Fleisches leugnen und sich zu bestreben so gesinnet zu sein wie Jesus Christus auch war. Das und das allein kann den Frieden Gottes geben der allen Verstand übersteigt.

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