Im siebenunddreißigsten Psalm lesen wir: „Hoffe auf den Herrn und tue Gutes; bleibe im Lande und nähre dich redlich. Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet. Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; er wird's wohl machen.“ Einer der hinterlistigsten Irrtümer, welcher sich denen entgegenstellt, die die Wahrheit über jedes Problem vom Standpunkt der Christian Science aus auszuarbeiten suchen, ist das Umgrenzen. Auf Seite 1 von unserem Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ sagt Mrs. Eddy: „Verlangen ist Gebet; und kein Verlust kann uns daraus erwachsen, daß wir Gott unsere Wünsche anheimstellen, damit sie gemodelt und geläutert werden möchten, ehe sie in Worten und Taten Gestalt annehmen.“ Auf Seite 591 desselben Buches, unter der Definition von Gemüt, finden wir: „Gemüt. Das einzige Ich oder Uns; der einzige Geist, die einzige Seele, göttliches Prinzip, Substanz, Leben, Wahrheit, Liebe; der eine Gott; nicht das, was in dem Menschen ist, sondern das göttliche Prinzip oder Gott, dessen voller und vollkommener Ausdruck der Mensch ist; die Gottheit, welche umgrenzt, welche aber nicht umgrenzt ist.“
Wenn er um Behandlung eines Krankheitszustandes angefragt wird, mag sich der Praktiker unversehens von dem scheinbaren Zustande ein mentales Bild machen und dann die Art und Weise, in welcher der Zustand überwunden werden soll, ausmalen; ob er sofort verschwinden wird oder sich nach und nach entfernt oder auflöst. Nachdem wir die Wirklichkeit des Zustandes zugegeben und dann entworfen wie er überwunden werden müsse, erwarten wir vom göttlichen Gemüt, daß es die Krankheit heile — wie wenn das unendliche Gemüt einfach unseren endlichen Plänen gemäß arbeitete. Auf Seite 395 von Wissenschaft und Gesundheit finden wir folgendes: „Es ist mentale Quacksalberei, aus der Krankheit eine Wirklichkeit zu machen — sie für etwas zu halten, das man sehen und fühlen kann — und dann zu versuchen sie durch Gemüt zu heilen. Es ist genau so irrig, daß du an das wirkliche Vorhandensein von einem Gewächs, von Krebs oder von zersetzten Lungen glaubst, während du gegen deren Wirklichkeit argumentierst, wie daß dein Patient, der physischen Annahme gemäß, diese Übel fühlt. Die mentale Praxis, welche Krankheit für eine Wirklichkeit hält, heftet die Krankheit dem Patienten auf, so daß sie möglicherweise in einer beunruhigenderen Form auftritt.“
Wenn jemand durch Demonstration seinen Platz zu finden sucht, kann er nicht im voraus entwerfen wo er sein möchte oder, seiner Ansicht nach, sein sollte, und dann vom göttlichen Gemüt erwarten ihn an diesen Platz zu befördern. Vielmehr Sollten wir unsere Gedanken in liebevoller Dankbarkeit zu Gott erheben, weil Er dem Menschen schon „alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe“ gegeben hat; denn Gottes Arbeit ist getan und sie ist vollkommen. Die göttliche Liebe versucht uns nicht mit etwas Gutem, das wir uns wünschen, nur um es dann von uns zurückzuhalten; wie man ein Kind mit einem Spielzeug lockt und es dann, wenn das Kind die Hände danach ausstreckt, wieder zurückzieht. Es ist die Begierde des sterblichen Gemütes welche uns versucht. „Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand,“ sagt der Apostel Jakobus.
Bisweilen hört man Christian Scientisten sagen: „Ich habe mir eine Stelle, ein Heim oder ein Automobil demonstriert.“ Geist demonstriert keine Materie. Das einzige was demonstrierbar ist, ist geistiges Bewußtsein. Wir können nur das, was wirklich wahr, das, was eine wissenschaftliche Tatsache ist, demonstrieren. Wie wir in der Mathematik nicht beweisen können, daß zwei und zwei fünf sind, weil es nicht so ist, so können wir in der Christian Science nur das, was wahr ist, was immer wahr gewesen ist und immer wahr sein wird beweisen. Wir können uns vergegenwärtigen, daß der Mensch, Gottes geistige Idee, an seinem rechten Platz ist, weil er seinen Platz im Gemüt hat, daß er immer im Gemüt gewesen und immer im Gemüt sein wird, und daß darum ein jedes seiner Bedürfnisse von seinem liebenden Vater-Mutter Gott schon gestillt worden ist. Diese Verwirklichung wird das, was ihm Not zu tun scheint, sei es eine Stellung, ein Heim oder die nötigen Mittel um in dem, was des Vaters ist, tätig zu sein, in seine Erfahrung bringen. Die Tatsache, daß alle unsere Bedürfnisse vom göttlichen Prinzip gestillt werden, ist große Ursache zur Dankbarkeit. Wir können unser Herz nicht an irgendein materielles Ding oder einen materiellen Zustand hängen und uns selbst zu dem Glauben mesmerisieren, daß wir es haben müssen, einfach weil wir es wünschen, und dann vom göttlichen Gemüt erwarten es für uns zu verschaffen. Durch die Vergeistigung unserer Gedanken werden unsere Wünsche „gemodelt und geläutert“ und wir können sie ruhig Ihm überlassen, der alles wohl macht.
Eine vor einigen Jahren gemachte Erfahrung illustriert diesen Punkt. In unserem Hause wohnte eine junge Dame die scheinbar nicht schlafen konnte. Sie begab sich zwischen zehn und zwölf Uhr nachts zur Ruhe und lag bis fünf oder sechs Uhr wach, ehe sie für eine oder zwei Stunden einschlafen konnte. Sie bat um Hilfe im Sinne der Christian Science. Die Demonstration wurde mit dem Gedanken es müsse ihr zum Schlafen verholfen werden umgrenzt, und es wurde zu diesem Ende hin gearbeitet, aber ohne Erfolg. Der Zustand blieb derselbe. Es war offensichtlich, daß etwas an der Arbeitsweise unrichtig war und als der Irrtum erkannt worden, wurde die Arbeitsweise umgekehrt und dadurch „das Netz zur Rechten des Schiffs“ geworfen. Ein sehr klares Verständnis der Worte aus dem 121. Psalm: „Der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht,“ ermöglichte die Verwirklichung der Tatsache, daß, da Gott nicht schläft, Gottes Bild und Gleichnis auch nicht schläft, des Schlafes nicht bedarf. Das zeigte, daß des Menschen Harmonie nicht vom Schlaf abhängig ist, weil das göttliche Gemüt dem Menschen alle wahre Ruhe gibt. Der Zustand wurde nun sofort überwunden; und zwar nicht durch Annahme des materiellen Sinnenzeugnisses sondern durch Zurückweisung.
Der Irrtum scheint nicht nur zur Umgrenzung zu verführen, er verleitet uns auch dazu alles in die Zukunft zu verschieben; zu einer anderen Zeit, Morgen, nächsten Monat oder nächstes Jahr werden wir mehr haben, mehr wissen, oder besser sein, während in Wahrheit das Jetzt die einzige Zeit ist, die es gibt. Die Vergangenheit gehört uns nicht, sie ist vergangen. Die Zukunft gehört Gott, und Er wird sich ihrer annehmen. Unsere Arbeit ist das zu wissen und Ihm ohne Furchtgedanken zu vertrauen; dies befähigt uns in unsere Zukunft sowohl als in unsere gegenwärtige Erfahrung Harmonie zu bringen. Wenn wir dem Irrtum gestatten das Gute, das wir heute erfahren möchten, auf eine zukünftige Zeit hinauszuschieben, erfüllen wir das Verlangen des Irrtums und lassen uns von ihm regieren. Umgrenzung ist eine der schlechten Gewohnheiten, die wir im Laufe des sterblichen Lebens angenommen haben. Wir sollten höchst dankbar sein, daß uns die Christian Science lehrt diese schlechte Gewohnheit abzulegen, und die gute Gewohnheit dem Herrn unsere Wege anzuvertrauen, anzunehmen. Wir können getrost sein, daß, wie die Bibel sagt, was Er denket, „das tue ich auch.“