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Arbeit und Ruhe

Aus der Januar 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das vierte Gebot entspringt einem tiefen menschlichen Bedürfnis, dem Bedürfnis der Menschheit nach genügender Zeit, um Gott und Sein Gesetz kennen zu lernen und ein immer größeres Verständnis von dem Segen zu erlangen, den das Befolgen dieses Gesetzes mit sich bringt. Bei der Betrachtung dieses Themas findet man, daß die heutige Zeit kaum noch daran denkt, die Forderungen dieses Gebotes mit den menschlichen Bedürfnissen in Beziehung zu bringen, und daß sie mit leicht bereiter Nachsicht gegen den materiellen Sinn, der den geistigen Sinn verdrängen möchte, an ihnen vorübergeht.

Unsre weitblickende Führerin, Mrs. Eddy, hat jedoch im Handbuch Der Mutter-Kirche (s. Artikel XX, Abschnitt 1—3) besondere Satzungen aufgestellt im Interesse der Kinder, die in den Lehren der Christlichen Wissenschaft auferzogen werden. Danach werden in allen Sonntagsschulen der Christlichen Wissenschaft als erstes die Zehn Gebote gelehrt. Es wird ganz besonders darauf geachtet, daß dem sich entfaltenden Bewußtsein des Kindes und der Jugend die Notwendigkeit eingeprägt wird, dem göttlichen Gesetz zu gehorchen, und daß den Schülern erklärt wird, wie ihnen dieser Gehorsam zu allen Zeiten und unter allen Umständen Schutz bietet. Wenn es auch wahr ist, daß die Kinder die im zwanzigsten Kapitel des zweiten Buches Mose enthaltenen Gebote studieren und wiederholen müssen, so wird doch ihr Gedanke emporgehoben über die einschränkende Auffassung, die so oft mit dem „Du sollst nicht” des Buchstabens verbunden ist, und zu den sicheren Ergebnissen geführt, die der Erkenntnis Gottes, der unendlichen Liebe, und dem Gehorsam gegen Ihn stets folgen, denn Sein Gesetz wirkt allezeit liebevoll und beschützend.

Das vierte Gebot beginnt mit der Ermahnung: „Gedenke des Sabbattags, daß du ihn heiligest.” Obschon es über die Tragweite dieses Gebotes wohl ebensoviele Meinungen gibt, wie es Sterbliche gibt, so sollte doch die Belohnung, zu der ein verständiges Befolgen des göttlichen Gesetzes führt, alle erklärten Christen veranlassen, über dessen Bedeutung oft nachzudenken. Niemand wird bestreiten, am wenigsten die Christlichen Wissenschafter, daß ein richtiges Feiern des Sabbattages unfehlbar zur Vergeistigung des Denkens und Handelns während der ganzen Woche führt, sowie zu den Ergebnissen, die dem jüdischen Volk in den älteren Bibelbüchern verheißen werden, als es auf seiner Wanderung durch die Wüste zum erstenmal zur Heiligung des Sabbattages angehalten wird. Niemand weiß besser als die Christlichen Wissenschafter, wie beständig wir uns alle dem Druck des Glaubens an materielle Gesetze widersetzen müssen, sowie der hinfälligen Behauptung, daß wir nickt genug Zeit haben, das Gute zu sagen und zu tun, das, wie wir wissen, zu sagen und zu tun ist. Es ist jedoch Tatsache, daß es da keine Zeitvergeudung gibt, wo diese Annahme durch ein besseres Verständnis des göttlichen Gesetzes überwunden worden ist; denn auch die freie Zeit wird richtigem Denken gewidmet sein, sodaß Gottesverehrung, Arbeit und Vergnügen von dem Gesetz des Lebens und der Wahrheit regiert werden, dessen Befolgung stets zu Gesundheit, Harmonie und Gedeihen führt.

Dem unvermittelten Gedankenübergang zwischen dem ersten und zweiten Satz des vierten Gebotes schenken wohl die wenigsten Bibelleser die ihm gebührende Beachtung. Der zweite Satz lautet: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken.” Bei genauer Betrachtung findet man, daß die beiden Sätze in wechselseitiger Beziehung zu einander stehen; gleichwohl ist der auf die täglichen Pflichten sich beziehende Satz nicht weniger göttlichen Ursprungs als der erste, der gewöhnlich ausschließlich auf die Religion bezogen wird. Die meisten Christen geben wohl ohne weiteres zu, daß, wenn der Sabbattag nicht richtig gehalten wird, die wöchentliche Arbeit darunter leidet. Anstatt des Friedens und der neuen Kraft, zu denen ein Befolgen des ersten Teils des Gebotes stets führt, empfindet man geistige und physische Müdigkeit und eine Abgeneigtheit, an die Pflichten der Woche beherzt heranzutreten. Umgekehrt kann man auch sagen, daß, wenn die göttliche Forderung: „Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken” nicht befolgt wird, weder eine wahre Heiligung des Sabbattages noch ein Teilhaben an den Segnungen möglich ist, die für alle vorhanden sind, die infolge ihres erweckten Denkens die beschützende Macht des göttlichen Gesetzes erkennen.

In der Christlichen Wissenschaft hat die Arbeit eine sehr hohe Bedeutung. Wie alle wesentlichen Dinge muß auch sie vom geistigen Standpunkt aus betrachtet werden. Die tägliche Arbeit muß also damit beginnen, daß man sein Denken über das Materielle hinaus in das geistige Reich emporhebt eingedenk der Worte unsres Meisters: „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch.” Die Christlichen Wissenschafter lieben es, sich Gott als das den Menschen und das Weltall regierende eine Gemüt vorzustellen, das unaufhörlich tätig ist; denn wie der Psalmist so schön sagt: „Der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.” Sie werden nie bestreiten, daß die Vorbedingung zu aller rechtmäßigen Tätigkeit, selbst auf der sogenannten materiellen Bewußtseinsstufe, richtiges Denken ist; und so sprechen die Christlichen Wissenschafter von ihrem Morgenstudium der Bibel und der Werke ihrer Führerin sowie von ihren Gebeten oder Wahrheits-erklärungen als von ihrer Arbeit; und wohin auch die tägliche Arbeit den einzelnen führen mag, die wahre Arbeit ist mental und geistig. Der weise Salomo sagt: „Alles, was dir vor Handen kommt zu tun, das tue frisch;” und wenn das Denken allezeit den Forderungen des göttlichen Prinzips Rechnung trägt, dann werden Hände und Füße, Augen und Ohren der Macht des Gemüts gehorchen, es in ihrer Tätigkeit wiederspiegeln und dazu beitragen, das zu vollbringen, was nützlich ist. Mrs. Eddy gibt dem auf Seite 166 von Miscellaneous Writings in wunderbarer Weise Ausdruck, wenn sie sagt: „Man hat beobachtet, daß dieses Wirken der göttlichen Energie, sogar wenn es nicht anerkannt wird, die reichsten Segnungen verbreitet. Diese geistige Idee, der Christus, kam in jedem kleinsten Umstand im Leben des persönlichen Jesus zum Ausdruck. Sie machte ihn zu einem ehrlichen Menschen, zu einem guten Zimmermann und zu einem guten Menschen, ehe sie ihn zu dem Verklärten machen konnte.”

Anläßlich der jährlichen Wiederkehr des Arbeiterfeiertags (Labor Day) tun wir alle gut, welcher Art die Stellung auch sei, die wir im Leben einnehmen, über die beiden ersten Sätze des vierten Gebotes nachzudenken: „Gedenke des Sabbattags, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken.” Nur zu oft kommen wir in Versuchung, uns als Arbeitstiere zu betrachten, wogegen wir uns die Worte des Dichters ins Gedächtnis rufen sollten: „Ich, der Erbe aller Zeiten, in dem ersten Glied der Zeit.” Ohne Zweifel beabsichtigte unser Meister, Verdrießlichkeit bei seinen Jüngern zu rügen, als er sagte: „Dieser säet, der andere schneidet. Ich habe euch gesandt, zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen.” Zu oft denken wir nur an die Arbeit, die zur Vorbereitung des Bodens und zum Säen des Samens notwendig ist, während doch Saat und Ernte auf jeden Tag mindestens gleich verteilt sind, d. h. für die, die Augen haben, zu sehen. Wir in Neu-England können mit ehrfürchtiger Dankbarkeit alles dessen gedenken, was die Pilgerväter in den ersten Jahren ihrer Niederlassung in diesem Lande vollbracht haben. Ihre harte Arbeit, ihre Opferwilligkeit und Rechtschaffenheit sollten uns ein Ansporn sein zu hohem und selbstlosem Streben. Und wenn wir der Pilgerväter gedenken, so müssen wir auch an das Lebenswerk Mrs. Eddys denken, die zu den würdigsten ihrer Nachkommen gehört. Sie war ein Bahnbrecher im wahrsten Sinne. Sie überwand Schwierigkeiten und Gefahren, die nicht weniger groß waren als die, die den Männern und Frauen entgegentraten, die hierher kamen, um sich unter dem Banner der bürgerlichen und religiösen Freiheit niederzulassen und zu arbeiten. Die langen Jahre ihrer selbstlosen unermüdlichen Arbeit bei der Begründung und Aufrechterhaltung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung sollten jeden ihrer Nachfolger zum Schweigen bringen, der etwa in Versuchung kommt, sich über die Anforderungen der gegenwärtigen Zeit zu beklagen. Jemand hat die weise Bemerkung gemacht, daß derjenige, der glaubt, ein Opfer gebracht zu haben, damit nur den Grad seiner Unvollkommenheit kundtut.

Es ist wahr, daß jeder Tag neue Anforderungen an unsre Kraft und Weisheit stellt; doch wir können ihnen allen nachkommen, wenn wir uns nicht nur zeitweilig, sondern stündlich und beständig der Tatsache bewußt bleiben, daß wir mit Gott zusammen arbeiten in der Errichtung Seines Reiches auf Erden, in dem es keine unbelohnte Arbeit gibt; denn die Verheißung lautet: „Mein Lohn [ist] mit mir, zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sein werden.”

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