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Der geliebte Sohn

Aus der Dezember 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir dürfen wohl voraussetzen, daß die meisten Menschen, die sich um geistige Erleuchtung oder um Heilung an die Bibel und an die Lehren der Christlichen Wissenschaft wenden, die grundlegenden Tatsachen von des Menschen Wesen und Ursprung freudig annehmen. Fangen wir an, den Menschen als den geliebten Sohn Gottes anzusehen, so empfinden wir ein Gefühl der Erleichterung und der Ruhe, was für einen Begriff wir früher auch von ihm gehabt haben. Wenn wir dann den Menschen als geistig, sündlos, vollkommen, harmonisch und ewig betrachten, so belebt dies die Hoffnung und den Glauben, wenn auch die Wahrheit über unser wahres Selbst zuerst unklar und unbegreiflich zu sein scheint; denn das ernstliche Verlangen und Bemühen, die Fähigkeit geistigen Unterscheidens zu erlangen, wird den verdunkelten Sinn nach und nach vertreiben. Je klarere Lichtblicke wir von der Wirklichkeit erlangen, um so mehr wird unser Denken erleuchtet und es uns ermöglicht, uns über die vielen Begrenzungen und Bedingungen der irrigen menschlichen Annahme zu erheben.

Jede Darlegung, die Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, in ihren von Gott eingegebenen Schriften uns von des Menschen geistigem Selbst gibt, wird durch die Bibel bestätigt. Im siebzehnten Kapitel des Matthäus-Evangeliums lesen wir: „Jesus [nahm] zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. Und er ward verklärt vor ihnen.” Aus der lichten Wolke, die sie überschattete, sprach eine Stimme: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!” Diese Verwandlung bewies, daß die Materie nicht einmal zeitliche Substanz ist, und daß es eine Seele, die den Körper verläßt, um ein geistiger Mensch zu werden, nicht gibt. Durch ein erhabenes Bewußtsein allein kann das geistige Dasein wahrgenommen und dann bewiesen werden.

Die Annahme, daß die körperliche Erscheinung in Wirklichkeit den wahren Menschen ausmache, hat sich so hartnäckig behauptet, daß die Sterblichen die Aufrichtung des Himmelreichs auf Erden und ihr eignes Freisein von kummervollen Erfahrungen vorsätzlich verhindert haben. Als der Meister auf seine wirkliche Wesenheit mit den Worten hinwies: „Ehe denn Abraham ward, bin ich,” wurden die Juden so aufgebracht, daß sie sofort zu zerstören versuchten, was sie für den Menschen hielten, nämlich den materiellen Körper. Als sie später den Leib unsres teuren Herrn kreuzigen konnten, empfanden sie tiefe Genugtuung darüber. Sogar Jesu treu ergebene Nachfolger teilten die Ansicht der Welt über ihn. Daß sie Salben und Spezereien zum Grabe brachten, ist bezeichnend für die Denkweise, die den Menschen für ein materielles Wesen hält und ihn infolge dieses falschen Begriffs vom Dasein und aus Furcht und Traurigkeit in diesem Zustand festhalten möchte. Die beiden Engel, die die Frauen am Grabe erblickten, sprachen zu ihnen: „Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier; er ist auferstanden.” Der geliebte Sohn Gottes offenbart sich nicht in den lähmenden Annahmen von Glaubensbekenntnissen, Kirchenlehren, Geheimwissenschaften oder materiellen Lehren: der Mensch weilt ewig im Reiche des Geistes, daher die Worte des Jüngers, den Jesus lieb hatte: „Darum kennt euch die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.”

Der junge Schüler der Christlichen Wissenschaft meint wohl zu verstehen, wie es dem Meister gelang, sich über den falschen Begriff der materiellen Sinne zu erheben; doch über seine eigne Körperlichkeit mag er sagen: „Das ist etwas ganz andres. Mein Körper scheint überaus wirklich zu sein. Er drückt Sündhaftigkeit, Krankheit, Unvollkommenheit aus. Was soll ich damit machen?” Indem man nacheinander die nötigen menschlichen Schritte tut und den unharmonischen, falschen, materiellen Sinn von Leben überwindet, wird die Annahme von einem materiellen Dasein nach und nach einer klareren Auffassung von geistiger Individualität weichen. Wir lernen einsehen, daß die Nöte und Unvollkommenheiten des sogenannten materiellen Körpers ihr mutmaßliches Dasein im fleischlichen oder sterblichen Gemüt haben. Die kleine Puppe in den Händen eines Bauchredners scheint Merkwürdiges zu reden und vorzuführen, aber wir wissen, daß die sie bewegende Kraft ihr nicht innewohnt. Der geistige Mensch als der individuelle Ausdruck Gottes ist für immer die vollkommene Wiederspiegelung des göttlichen Prinzips, trotz aller irrigen menschlichen Auffassung vom Menschen. Und so wie das Gemüt, das auch in Christus Jesus war, in uns wirkt, so erhebt sich jeder von uns über den falschen Begriff der materiellen Sinne.

Mit dem Entfalten oder Zum-Ausdruck-Bringen geistiger Eigenschaften lösen alte Annahmen sich auf. Das Licht der Wahrheit offenbart den harmonischen und Gott-ähnlichen Menschen. Zur Erläuterung diene die Schilderung eines kleinen Erlebnisses der Verfasserin, dessen sie sich zu ihrer Hilfe wiederholt erinnert hat. Vor einigen Jahren half sie einem Familienmitglied eifrig beim Photographieren. Sie beobachtete mit gespannter Aufmerksamkeit, wie beim Entwickeln der Platte die schwach erkennbaren Umrisse des Gegenstandes darauf immer deutlicher wurden. Sie verfolgte dann das Reinigen und schließlich das Vervielfältigen der Bilder, das mit Hilfe der chemischen Lichteinwirkung auf das empfindliche Papier geschah. Das Bild war bereits da und harrte der Entwicklung. Es bedurfte nur der weisen Anwendung des Lichts und der kunstgerechten Behandlung der Platte, um es zum Vorschein zu bringen. Unsre Führerin sagt in Miscellaneous Writings (S. 18): „Die durch den Geist bewirkte Reinigung oder Taufe entwickelt Schritt für Schritt das ursprüngliche Bild des vollkommenen Menschen und löscht das Zeichen des Tieres aus.” Wenn wir mit der Kraft des Wortes ausgerüstet vorwärtsschreiten, um jede Erscheinungsform des Irrtums zu besiegen, der Gottes vollkommenen Ausdruck, den Menschen, zu entstellen trachtet, dann können wir uns freuen, und zwar nicht darüber, daß „uns auch die Teufel untertan” sind, sondern weil wir wissen, daß wir nun Gottes geliebte Kinder sind.

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