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Zeugnispflicht

Aus der Dezember 1923-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Oft hört man die Bemerkung, die Christlichen Wissenschafter seien eigentümliche Menschen. Das hat zum Teil wohl seinen Grund darin, daß sie versuchen, die Lehren der Heiligen Schrift auf die Angelegenheiten des täglichen Lebens folgerichtig anzuwenden; in der Hauptsache aber machen sie diesen Eindruck, weil fast alle bemerkenswerterweise die Wohltaten und Segnungen, von denen sie sprechen, persönlich erfahren haben. Daher können sie im Lande umhergehen und sprechen „wie einer, der Vollmacht hat.” Matth. 7:29 nach der engl. Bibelübersetzung. Dieses lebendige Gefühl dafür, daß sie ihr Wissen aus erster Quelle erhielten, ist die überzeugendste Wahrheitsbestätigung, die der Welt seit den Tagen, da unser Heiland auf den Hügeln Galiläas wandelte, zuteil wurde. Der menschliche Bibelübersetzung. Verstand hat die mannigfaltigen Lehrund Glaubenssätze, die zum Wohle der Menschheit aufgestellt wurden, geduldig befolgt, aber wie der heidnische Dichter auf seiner Suche nach Wahrheit kam auch er immer wieder zu der Tür heraus, durch die er hineingegangen war. Die Wahrheit zieht nur dann genügend Aufmerksamkeit auf sich, wenn die Botschaft das Lebensbedürfnis der Menschheit berührt. Darum sollten die Zeugnisse, die wir ablegen, aufrichtig und dem Verständnis angepaßt sein und ein Ideal aufstellen, das durchführbar und erreichbar ist.

Das Zeugnis muß Glauben finden, wenn es seinen Zweck erfüllen soll. Eine rührende Geschichte über die Errettung aus Gefahren oder die Heilung von Krankheiten macht wenig Eindruck, wenn der Zuhörer nicht von der Aufrichtigkeit des Erzählers überzeugt ist. Es ist jedoch eine beseligende Tatsache, daß das, was für einen Menschen wahr ist, für alle andern auch wahr ist. Wenn ein Mensch also sieht, daß die Notdurft eines andern in der rechten Weise gestillt wurde, dann hat er den natürlichen Wunsch, sich zu ihm zu gesellen und an dem Segen teilzunehmen. Darum ist es unbedingt erforderlich, daß alle, die über die Wahrheit und das Wirken der Christlichen Wissenschaft Zeugnis ablegen, dieses ihr Verständnis im täglichen Leben durch überströmende Güte beweisen; denn „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.”

Das rechte Zeugnis gründet sich auf persönliche Erfahrung. Im ersten Abschnitt des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt Mrs. Eddy: „Ungeachtet dessen, was andre über diesen Gegenstand sagen oder denken mögen: ich spreche aus Erfahrung.” Das haben wir nicht so zu verstehen, als ob es ihr an Achtung für die Ansichten andrer Denker fehlte, oder daß sie deren Bedeutung nicht kannte; wenige Denker unsres Zeitalters haben ein so umfassendes und eingehendes Vertrautsein mit den Errungenschaften der größten Denker aller Zeiten an den Tag gelegt, wie Mrs. Eddy. Sie meint damit vielmehr, daß ihre Entdeckung das Ergebnis von Erfahrungen ist und kein bloßes Zusammentragen der Meinungen aller möglichen Büchermacher. Diese innige Beziehung zwischen Zeugnis und Wahrheit ist es, die das Zeugnis lebendig und eindrucksvoll macht.

Da uns die Christliche Wissenschaft durch Offenbarung und Erleuchtung enthüllt wird, muß die Botschaft, die sie bringt, ganz und gar geistig sein. Um sie zu verstehen, müssen wir den geistigen Sinn betätigen,—jenen Sinn, den Mrs. Eddy eine „bewußte, beständige Fähigkeit Gott zu verstehen” nennt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 209). Diese Botschaft fordert ausdrücklich, daß wir den Glauben üben, der nicht nur Worte sondern Werke schafft. Unsre Führerin hatte nichts übrig für Worte ohne Werke. Darum ist ein Zeugnis nur dann von größtem Wert, wenn es in klarer, einfacher Sprache über tatsächliche Ergebnisse unsres Verständnisses von der Wahrheit berichtet. Wer das Licht sucht, will in unzweideutigen Worten hören, welche Hilfe er vernünftigerweise von der Christlichen Wissenschaft erwarten kann.

Diejenigen, die sich mit großer Leichtigkeit auszudrücken vermögen, geraten zuweilen in die Versuchung, weitläufig über die Christliche Wissenschaft zu sprechen, anstatt über die Segnungen zu berichten, die ihnen durch das Studium dieser Lehre zuteil geworden sind. Obwohl ein eifriger Schüler, der den Gegenstand gründlich erforscht hat, sicherlich viel Hilfreiches zu bieten vermag, dürfen wir doch nicht vergessen, daß bereits reiche Unterrichtsmittel vorhanden sind. Das Lehrbuch und die andern Werke Mary Baker Eddys sowie die Vorträge und Zeitschriften liefern die notwendige Belehrung; aber der Reichtum „der Weisheit und Erkenntnis Gottes” ist auf ewig untrennbar von jenen liebevollen Bekundungen der göttlichen Gnade, die wir erleben, wenn wir uns vergegenwärtigen, daß „bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung.”

Wer diese göttlichen Segnungen empfangen hat, auf dem ruht die große Verpflichtung, öffentlich darüber Zeugnis abzulegen. Darauf weist auch der Psalmist hin mit den Worten: „So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn.” Das Berichten über solche Segnungen pflegt Kraft und Trost zu spenden. Es stärkt den Glauben und erhöht das Verständnis. Es macht die Unverständigen weise. Durch das Zeugnis der Apostel wurden am Tag der Pfingsten ihrer Schar dreitausend Anhänger hinzugetan. Ja, es gibt so viele Beispiele dafür, daß durch Wahrheits-Erklärungen Kundwerdungen der göttlichen Liebe herbeigeführt wurden, daß wir die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung deutlich zu erkennen vermögen. Unter dem starken Ansporn der Dankbarkeit erhebt sich das Herz glücklich und dankerfüllt zu dem Geber alles Guten. Die frohe Botschaft der Erlösung sollte mit großer Freude verbreitet werden. Sie gilt aber nicht bloß den Ungläubigen. Die Welt ist voll von guten Menschen, die die Heilige Schrift ernstlich durchforschen, um das ewige Leben zu finden, und die sich von ganzem Herzen danach sehnen, der Verheißung gemäß hier und jetzt die Kranken zu heilen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden und die Gefangenen des sündigen Sinnes zu befreien. Das sind die Werke der Gnade, und „jetzt ist der Tag des Heils!”

Es sollte wohl beachtet werden, daß die Christlichen Wissenschafter keinen Wert auf bloße Werbung für äußeren Zuwachs ihrer Anhängerschaft legen. Wie Mrs. Eddy auf Seite 418 von „Wissenschaft und Gesundheit” sagt, besteht die Aufgabe der Kirche darin, „die Wahrheit zu jeder Form des Irrtums” zu sprechen. Aber dabei kommt es durchaus nicht bloß auf die Anzahl der Anhänger an. Das Zeugnisablegen derer, die geheilt wurden, dient zwei bestimmten Zwecken, nämlich dem Vater zu danken, der „heilet alle deine Gebrechen,” und zu trösten, „die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, damit wir getröstet werden von Gott,” wie Paulus an die Brüder zu Korinth schrieb. Durch diese Art des Predigens werden die Menschen zu Christus geführt; denn das Beispiel eines andern ist eine große Hilfe. Man kann jahrelang bei den leeren Trebern der Theologie verweilen, ohne die beseligende Kraft eines lebendigen Glaubens zu erfahren. Wenn aber ein vertrauenswürdiger Freund davon erzählt, was die Wahrheit für ihn getan hat, dann können wir mit den sehnsüchtigen Worten Davids im fünfundfünfzigsten Psalm sagen: „Aber du [warst es], ein Mensch meines Gleichen, mein Vertrauter und mein Bekannter. Die wir zusammen süßer Geheimnisse pflogen, die wir zum Hause Gottes wandelten mit den Schaaren” (Züricher Bibel).

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