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Geistiges Erschauen

Aus der April 1924-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im dreizehnten Kapitel des Ersten Buchs Mose lesen wir: „Der Herr sprach zu Abram: Hebe deine Augen auf und siehe von der Stätte an, da du wohnst, gegen Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend. Denn alles Land, das du siehst, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich”.

Während Abram nach seiner Trennung von Lot eifrig bestrebt war, sich von neuem niederzulassen, erschien ihm Gott und verhieß ihm, daß alles Land, das er sähe, sein eigen sein werde. Abram war weise genug, gegen das Gebot gehorsam zu sein, was die Bedingung der Verheißung war. „Hebe deine Augen auf und siehe” gebot der Herr; und Abram, der an Gehorsam gewöhnt war, verstand, daß die Größe der Gabe Gottes davon abhing, daß er noch einmal rückhaltlos Seinem Gebot gehorchte. Er sah ein, daß die Größe des Landes, das ihm und seinem Samen für immer verheißen worden war, davon abhing, wie er die Anweisung befolgte, seine Augen aufzuheben und zu sehen; denn der Herr sagte: „Alles Land, das du siehst, will ich dir geben”. Hätte er mit Widerwillen gehorcht, so würde dies seinen Besitz beschränkt haben. Aber gehorsames Aufheben der Augen und Sehen von der Stätte, da er stand, nach allen Richtungen, erweiterte sein Gewahrwerden unermeßlich und vergrößerte infolgedessen die Ausdehnung seines neu in Besitz genommenen Landes. Dadurch, daß er eifrig nach allen Richtungen blickte, wuchs sein kleines Gebiet zu einem Erbe ungezählter Güter an. Alles, was er zu tun brauchte, war aufzusehen — wegzusehen von der Stätte, da er stand.

Wie oft beschränken wir unsern Besitz, weil wir hartnäckig und eigensinnig unsern Blick auf die Füße heften! Wie sehr fürchten wir, daß selbst der Fleck, auf dem wir stehen, anscheinend unser einziger Besitz, ja, daß selbst diese kleine beschränkte Habe vor unseren Augen verschwinden könnte, wenn wir den Blick erheben und wegsehen! Wie oft prüfen wir ängstlich unsere spärlichen Vorräte und heften unsern Blick auf sie, anstatt die Augen zu dem herrlichen Weltall zu erheben, über das Gott dem Menschen Herrschaft gegeben hat! Der beschränkte irdische Begriff von Besitz wird für uns nicht nur unbrauchbar sondern auch eine Last, die uns Sorge, Furcht und Unruhe bereitet.

Würden wir vertrauensvoll den Blick erheben und ihn von dem, was wir in der Hand halten, abwenden, wer könnte sagen, was für wunderbare Dinge wir gegen Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend sehen würden, — Dinge, die wir schon allein dadurch besitzen könnten, daß wir sie wahrnehmen! Könnten wir nur immer von der Stätte, da wir stehen, auf das Land, womit uns der Herr gesegnet hat, hinblicken, so würden sich unsere kleinen persönlichen Schwierigkeiten in nichts auflösen und gänzlich in Vergessenheit verschwinden vor der Herrlichkeit, die wir gegen Mitternacht, gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend sehen würden. Wir würden uns dann im Besitze all’ der überwältigenden Pracht und Fülle der Schöpfung Gottes sehen.

Wir können noch mehr von Abram lernen. Gottes Verheißung lautet: „Alles Land, das du siehst”. Es ist mit Recht gesagt worden, daß wir das sehen, wonach wir blicken. Hätte Abram von der Stätte, da er stand, nur eine kurze Strecke weit geblickt, so hätte er das ihm von Gott geschenkte Land nicht als eine so wunderbare Gabe erkannt. Wie oft beschränken wir uns gerade in dieser Weise! Wenn sich uns zur Arbeit in der Kirche oder zu einer Änderung in unseren täglichen gewohnheitsmäßig verrichteten Arbeiten eine Gelegenheit bietet, die uns neue und größere Segnungen verspricht, als wir bisher gekannt haben, mit der jedoch die Möglichkeit einer ernsten Arbeit zur Lösung einer Aufgabe verbunden ist, — wie oft ziehen wir uns da angesichts der möglichen Schwierigkeiten zitternd zurück, anstatt in allen Richtungen auf das neue Land und die wundervolle, reiche Segnungen versprechende Aussicht zu blicken! Wie oft weigern wir uns, die Augen aufzuheben und das gute Land zu sehen!

Wenn wir uns nach Schwierigkeiten umsehen, werden wir vieles finden, das uns entmutigt und erschreckt; wenn wir aber alle Dinge durch den geistigen Sinn betrachten, der, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 298) sagt: „allein für die Wahrheit Zeugnis ablegen kann”, dann werden selbst diese überaus hoffnungslos erscheinenden Dinge aufhören, als schwierige Lagen zu erscheinen, und werden sich als herrliche Gelegenheiten für uns erweisen. Mrs. Eddy sagt auf derselben Seite weiter: „Der geistige Sinn, der den materiellen Sinnen widerspricht, schließt Intuition, Hoffnung, Glaube, Verständnis, reife Fülle und Wirklichkeit in sich”.

Abram oder Abraham, wie er später genannt wurde, erkannte sein Erbe sicherlich durch den geistigen Sinn, nicht durch die vergänglichen Sinne; denn wir wissen, daß seine Güter immer mehr sich ausdehnten und ihm große Freude bereiteten. Er hatte genug Vertrauen in die liebevolle Güte Gottes, um etwas sehr Gutes und Befriedigendes zu erwarten, als er seine Augen aufhob und sich umsah. Er schaute mit Eifer aus, mit klarem vertrauensund erwartungsvollem Auge; er blickte in jeder Richtung, so weit er sehen konnte; er sah nur nach dem Guten, und er fand das Gute in Überfülle. Die Erkenntnis, durch die er sein neues Land sah, war dasselbe Erschauen, das ihn später befähigte, die drei Engel zu sehen und zu beherbergen.

Dieses Innewerden, dieser geistige Sinn, ist dem Menschen als dem Spiegelbild des all-sehenden Gottes eigen. Durch dieses Erschauen sehen wir Engel. Das eine, was uns not tut, ist, daß wir dem Beispiel Abrams folgend unser Land bewußt in Besitz nehmen und unsere Augen aufheben, und von der Stätte an, da wir wohnen, gegen Mitternacht und gegen Mittag, gegen Morgen und gegen Abend — nach allen Richtungen — blicken, dann werden wir das Land, das uns Gott verheißen hat, mit den klaren, zuversichtlichen Augen der Geistigkeit sehen. Die Erfahrung durch die vergänglichen Sinne gilt nicht als eine genaue und zuverlässige Berichterstattung über den Menschen oder das Weltall. Nur wenn wir wie Abram vom Vergänglichen, das die leiblichen Sinne als des Menschen vermeintliche Umgebung bezeichnen, weg- und in das Reich des Geistes, der Wirklichkeit, hineinschauen, können wir das Land in Besitz nehmen, das uns Gott als Erbe verheißen, und worüber Er uns Herrschaft gegeben hat.

Den Blick erheben und in allen Richtungen von der Stätte, der materiellen Annahme, wo wir stehen, wegwenden, bringt uns die Verwirklichung alles Guten. In „Wissenschaft und Gesundheit” (S. 575), wo Mrs. Eddy von der „Stadt des großen Königs” spricht, gibt sie uns einen herrlichen Ausblick auf das unendliche Gute, indem sie sagt: „Gegen Norden öffnen sich ihre Tore dem Polarstern, dem Wort, dem Polarmagneten der Offenbarung; gegen Osten dem Stern, den die Weisen aus dem Morgenlande sahen, und dem sie bis an die Krippe Jesu folgten; gegen Süden den heiteren Tropen, mit dem südlichen Kreuz am Himmel — dem Kreuz von Golgatha, das die menschliche Gesellschaft in feierliche Einheit zusammenschweißt; gegen Westen der erhabenen Vergegenwärtigung des Goldenen Gestades der Liebe und dem Friedensmeer der Harmonie”.

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