In jener Sammlung weiser Sprüche, die allgemein die Sprüche Salomos genannt werden, steht der Spruch: „Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich Angesicht”; und wer möchte seine Wahrheit bezweifeln? Wie einem Gesicht ein Gesicht im Spiegel entspricht, so spiegelt das Angesicht das Herz wider,—das heitere Angesicht das fröhliche Herz, das betrübte Angesicht das beladene Herz.
Wenn nun die Christliche Wissenschaft für etwas mehr sorgt als für alles andere, so ist es für das Erheitern der Herzen der Menschen, indem sie sie glücklicher und froher macht. Ihre Botschaft von der unaussprechlichen Liebe Gottes, ihre herrliche Botschaft, die uns verkündigt, daß Gott Liebe ist—die unendliche Liebe—, erreicht heute die hörenden Ohren der Menschen und wandelt viele von ihnen von Grund aus um, befreit sie von schweren Sorgenlasten, heilt Krankheit, beseitigt Leiden, reinigt von Sünde,—kurz, macht in allen Fällen das Herz leichter, freudiger, froher. Nichts kann die Furcht, die die Herzen der Menschen bedrückt, in dem Maße zerstören wie die verstandene und bewiesene Wahrheit, daß Gott die unendliche, immer gegenwärtige Liebe ist.
Der Grund, weshalb die Christlichen Wissenschafter, allgemein gesprochen, durch ein frohes Gesicht gekennzeichnet sind, besteht darin, daß sie in gewissem Maße die große göttliche Tatsache von Gottes unendlicher Liebe und Güte und die daraus folgende Tatsache, daß das Übel unwirklich ist,—die Entdeckung der Mrs. Eddy—, erkannt haben. Und das frohe Gesicht ist nicht bloß ein äußerer Anstrich, es ist auch keine Verstellung, es ist der aufrichtig zum Ausdruck gebrachte innere Friede, das unmittelbare Ergebnis geistigen Verständnisses. Die Christliche Wissenschaft hat ihnen das Weltall des Geistes geoffenbart. Sie haben in das herrliche vollkommene Weltall, den Ausdruck des vollkommenen, göttlichen Gemüts, hineingeschaut und sein ewiges Wesen erkannt; sie haben etwas von seiner wunderbaren Schönheit, seiner unaussprechlichen Reinheit, seiner unbedingten Güte gesehen; und in vielen Fällen hat die Vision sie aus Leid oder Schmerz oder Krankheit herausgehoben. Daher der Friede und die Freudigkeit,—ja, die Fröhlichkeit des Herzens. Obwohl sie so gesegnet wurden, verschließen sie doch nie die Augen dem Unglück anderer. Von sich selbst sprechend, sagt Mrs. Eddy in Miscellaneous Writings (S. 279) klar, wie das Herz des Christlichen Wissenschafters teilnahmsvoll dem seines Mitbruders entgegenkommt. Sie schreibt: „Ich freue mich mit denen, die sich freuen, und bin zu sehr geneigt, mit denen zu weinen, die weinen, aber über und über allem ist ewiger Sonnenschein und unaussprechliche Freude”.
Jedes Herz sollte froh sein. Und jedes Herz wird froh sein, wenn alle die Wahrheit über Gott und den Menschen, wie die Christliche Wissenschaft sie offenbart, kennen. Die Christliche Wissenschaft verkündigt der Welt die Wahrheit, daß Gott die unendliche Liebe, das unendliche Gute, ist. Sie erklärt, daß der Mensch das vollkommene Bild Gottes ist. Sie zeigt also, daß in Wirklichkeit keine Ursache für das Leiden, das ein so großer Teil des menschlichen Daseins zu sein scheint, vorhanden ist. Und da es keine Ursache für das Leiden gibt, so kann dieses keine tatsächliche Wirkung sein. Was ist es dann? Die Christliche Wissenschaft erklärt es für ein Nichts, für ein Trugbild des sogenannten sterblichen oder fleischlichen Gemüts—des falschen materiellen Sinnes. Ist also das Leiden trügerisch und unwirklich, so kann es verneint, durchaus verneint werden, was auch immer seine scheinbare Form sein mag.
Daher gewinnen die Christlichen Wissenschafter im Verhältnis zu ihrem geistigen Verständnis den Sieg über die Traurigkeit des sterblichen Daseins und erfahren ein Maß jener Fröhlichkeit des Herzens, auf die jedes Gotteskind ein Anrecht hat. Wie ausgezeichnet weist unsere geliebte Führerin auf die „sündlose Freude”, die den wirklichen Menschen kennzeichnet, hin, wenn sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 76) sagt: „Die sündlose Freude—die vollkommene Harmonie und Unsterblichkeit des Lebens, denen unbegrenzte göttliche Schönheit und Güte zu eigen sind, ohne eine einzige körperliche Freude oder einen einzigen körperlichen Schmerz—sie macht den einzig wahren, unzerstörbaren Menschen aus, dessen Sein geistig ist!”
Ein tiefer Abgrund steht zwischen einem fröhlichen Herzen—das bei der Arbeit singt und sich freut, allen in seiner Umgebung Liebe widerzuspiegeln—und dem unglücklichen Herzen, das nur den hohlen Ton seiner eigenen Traurigkeit vernehmen läßt. Die beiden können nie verwechselt werden. Das fröhliche Herz wird eben seiner Güte wegen—einer Güte, die aus dem Gehorsam gegen das Gesetz der Liebe hervorgeht—nie unweise, nie unaufrichtig, nie unziemlich, sondern immer rücksichtsvoll, höflich, gütig erfunden werden. Sein Lächeln wird nie das der Eitelkeit sein. Sein Lachen wird immer Wohlwollen ausdrücken. Seine Freundlichkeit wird stets göttliche Heilkraft in sich tragen.
Als Paulus die Römer auf gewisse praktische christliche Pflichten aufmerksam machte, ermahnte er sie, diese Pflichten „fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, inständig im Gebet” (engl. Bibel), zu verrichten. Wie weise er doch war! Wenn aber Paulus die Christen jener ersten Tage ermahnen konnte, in ihrer Hoffnung fröhlich zu sein, wie viel mehr sollten dann die Christlichen Wissenschafter,—sie, die die größte Offenbarung der göttlichen Wahrheit aller Zeiten empfangen haben—, sich freuen können!
