Der Wunsch, zu Größe zu gelangen, liegt tief im menschlichen Herzen; doch über die Art, sie zu erlangen, befindet sich die Welt allgemein in Unwissenheit. Da die Menschen glauben, Größe hänge von Reichtum, Stellung oder persönlichem Ruhm ab, so haben sie unter Anwendung falscher Mittel und Wege danach gestrebt. Zu denen, die ehrgeizig strebten, die Größten zu werden, sagte Christus Jesus: „Welcher aber der Kleinste ist unter euch allen, der wird groß sein”. Sicherlich ist der groß, der am wenigsten selbstisch, am wenigsten eigenwillig und ehrgeizig ist, der am wenigsten Stolz, Unwillen oder Selbstgerechtigkeit bekundet, selbst wenn er auch in den Augen der Welt als der Kleinste erscheint. Hätte einer die ganze menschliche Größe Cäsars, so wäre dies nichts im Vergleich zu den Gesinnungseigenschaften, die das Himmelreich in uns ausmachen; denn weltlicher Ruhm ist leer und vergänglich, aber die Herrlichkeit des Charakters verleiht Befriedigung und ist von Dauer. Mrs. Eddy schreibt in The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany (S. 194): „Nur solche Männer und Frauen gewinnen Größe, die durch vollständige Selbstüberwindung sich gewinnen”. Demut, Selbstbeherrschung, Weisheit, geistiges Schauen liegen wahrer Größe zugrunde. Menschliche Elemente überwinden, das Denken vergeistigen und die Herrlichkeit der Göttlichkeit suchen ist vom Trachten nach Volksgunst und nach persönlicher Anerkennung ganz verschieden. Durch bescheidenes Christentum werden wir wahrhaft demütig und gehen in das Reich geistiger Größe ein.
Wie selten erkennt jedoch die Welt die Größe einer geistigen Natur! Der demütigste, mächtigste Mensch, der je gelebt hat, sagte: „Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmet mich nicht an. So ein anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr annehmen. Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet? und die Ehre, die von Gott allein ist, suchet ihr nicht”. Weil der Christus nicht in Stellung und Macht gekleidet zu uns kommt, ziehen wir ihm zu oft jemand vor, der sich durch seine Person darbietet; auch erwarten wir den König der Juden in königlichen Kleidern weltlicher Würde und Klugheit und sehen nicht den Christus in dem in der Krippe verborgenen Kind oder in dem bescheidenen Zimmermann.
Politik, Diplomatie und Ansehen drehen sich um Persönlichkeit; sie haben an dem bescheidenen, selbstlosen Geist des reinen Christentums keinen Teil. Persönliche Huldigung mit ihrem unterwürfigen „Du bist größer als ich” ist so verkehrt wie Überheblichkeit mit ihrem herablassenden „Ich bin größer als du”. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy (S. 239) lesen wir: „Nimm Reichtum, Ruhm und soziale Einrichtungen weg, welche nicht ein Jota in der Wagschale Gottes wiegen, und du gewinnst klarere Anschauungen vom Prinzip”. Das Verdienst des Charakters sollte die Anerkennung der Größe bestimmen. Draußen im Sumpflande Flanderns vergaßen die Soldaten persönlichen Ehrgeiz und gesellschaftliche Unterschiede; Bankiers und Kleinhändler, Künstler und Feldarbeiter dienten nebeneinander als Mitbrüder. Sie erstrebten dort keine persönlichen Lorbeeren; durch Selbstaufopferung gingen sie miteinander ins Reich der Größe ein.
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