Die Christliche Wissenschaft vollbringt unermeßlich viel Gutes, indem sie die Welt das durchaus geistige Wesen des Lebens verstehen lehrt. Dadurch, daß sie zeigt, daß der Geist unendlich, die Materie also unwirklich ist, zerstört sie die irrige Annahme, daß das Leben aus der Materie hervorgehe und von ihr abhänge, und beweist in dieser Weise die Wahrheit der Worte Christi Jesu: „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze”. Genau in dem Maße, wie materielle Annahmen überwunden werden, gewinnen die Menschen ihre Freiheit und gehen in ein volleres Leben ein,—voller in dem Sinne, daß es gesünder, glücklicher, tätiger und nützlicher ist.
Jedermann weiß, wie entmutigend ein materieller Sinn vom Dasein ist. Der Kranke weiß es sehr wohl. Und, wahrlich, nur der materielle Sinn selbst entmutigt ihn,—der Annahme nach. Der Leidende ist vielleicht so weit gekommen, daß er glaubt, er sei an der Grenze des Erträglichen angelangt, und daß die Versuchung ihm einredet, die Schwierigkeit wäre leichter zu überwinden, wenn er sterben würde; denn dann, flüstert ihm der falsche Gedanke ein, würde er freier sein von der Last des Materialismus, die jetzt seinen Fortschritt zu hemmen scheint! Doch man denke an die Wirkung, die eine solche Lüge haben muß, wenn man sie für wahr hält. Sie würde einem den Tod als den Freund anstatt als den Feind der Menschen, was er ist, erscheinen lassen; doch glauben, der Tod sei ein Freund, hieße ihn einladen und so die Frist des Erdenlebens verkürzen. Andererseits wird Langlebigkeit in dem Maße zunehmen, wie der Tod als Feind angesehen wird—ja, als „der letzte Feind, der aufgehoben wird”, wie Paulus sagt,—und mit der ganzen Macht des geistigen Verständnisses, das auf diese Annahme angewandt werden kann, bekämpft wird.
Um der Unwahrheit, daß der Tod ein Freund ist, entgegenzuwirken, muß man etwas über das Leben und des Menschen wahre Beziehung zum Leben wissen. Hier kommt uns die Christliche Wissenschaft mit ihrer belebenden Hilfe entgegen; denn sie erklärt, daß Gott das Leben—das unendliche Leben—ist, und daß der Mensch dieses unendliche Leben widerspiegelt oder zum Ausdruck bringt. Kann des Menschen wirkliches Leben also je aufhören? Nein! Es geht ewig weiter; denn das unendliche Leben muß durch den Menschen ewig widergespiegelt werden. „Leben ist göttliches Prinzip, Gemüt, Seele, Geist”, schreibt Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 468). „Leben ist ohne Anfang und ohne Ende. Ewigkeit, nicht Zeit drückt den Gedanken des Lebens aus, und Zeit ist kein Teil der Ewigkeit”.
Mit einigem Verständnis vom Leben und von des Menschen Beziehung zum Leben erkennt man die Tücke des Irrtums, der einen versuchen möchte zu glauben, daß man seine Bemühung aufgeben sollte, sich die heilende Wahrheit gerade da, wo man ist, und wie man sich findet, zu vergegenwärtigen. Dem Irrtum liegt der Glaube zugrunde, der Mensch sei von Gott, von des Menschen Leben, getrennt. Doch der Mensch kann nie von Gott getrennt, mit andern Worten, er kann seines Lebens keinen Augenblick beraubt werden. Gott hat dem Menschen ewiges Leben gegeben; und der Mensch hat dieses ewige Leben jetzt. Unsere geliebte Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 203): „Gott, das göttliche Gute, tötet den Menschen nicht, um ihm ewiges Leben zu geben, denn Gott allein ist das Leben des Menschen”. Und ihre Worte legen die Wahrheit uneingeschränkt dar.
Was für eine Last ist oft von manchem Leidenden genommen worden, wenn es ihm offenbar geworden ist, daß sein Leben ewig und fortdauernd ist, und daß es unmöglich gebrochen werden kann! Mit der Beseitigung der Last erschien es ihm, als ob ihm ein neues Leben geschenkt worden wäre. Er sieht ein, daß er nicht mehr traurig darüber nachzudenken braucht, was sein bitteres Los zu sein scheint, weil dessen Bitterkeit nicht von Gott ist, der sein Leben—das vollkommene, harmonische und ewige Leben—ist; und er beginnt, diese Tatsache darzutun und sich zu freuen, daß Gott ihm die Fähigkeit verliehen hat, dies zu tun. Jedermann, der in diesem Sinne arbeitet, und die Wahrheit des Einsseins von des Menschen Leben mit Gott, selbst nur teilweise, beweist, hilft die Gewalt zerstören, die die Todesannahme über das Menschengeschlecht zu haben scheint.
Der Christliche Wissenschafter ist beständig bestrebt, sich die ewige Natur des Lebens zu vergegenwärtigen, nicht nur um seiner selbst sondern auch um anderer willen; denn er kennt sehr wohl die anscheinend lähmende Wirkung des mesmerischen Glaubens, daß der Tod zu irgend etwas gut sei. Für ihn ist das Leben wirklich und der Tod, sein mutmaßliches Gegenteil, eine Lüge. Er versteht, daß das Leben fortdauernd ist, daß seine Fortdauer nicht einmal einen Augenblick unterbrochen werden kann, daß seine Fülle und Vollkommenheit eine immergegenwärtige, ewige Tatsache ist, und daß das, was durch die göttliche Wissenschaft gebrochen werden muß und gebrochen werden wird, die Täuschung ist, daß irgend etwas den ewigen Ausdruck des Lebens stören könne. Auf Seite 427 und 428 von Wissenschaft und Gesundheit lesen wir die Worte: „Der Traum des Todes muß hier oder hiernach durch Gemüt besiegt werden. Der Gedanke wird erwachen aus seiner eigenen materiellen Erklärung:, Ich bin tot', um den Posaunenruf der Wahrheit zu vernehmen:, Es gibt keinen Tod, keine Untätigkeit, keine kranke Tätigkeit, keine Übertätigkeit, keine rückwirkende Tätigkeit'. Leben ist wirklich, und der Tod ist eine Illusion”.
