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Inbrünstiges Gebet

Aus der August 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen”. Dies ist vielleicht einer der beliebtesten Aussprüche des Meisters. Kein Wunder, denn es ist die Verheißung des Heils oder der Befreiung vom Bösen jeder Art. Sind wir aber immer der Bedingung eingedenk, an die diese Verheißung geknüpft ist, und die lautet: „So ihr bleiben werdet an meiner Rede”?

Jesu „Rede” war die von ihm gelehrte Wahrheit über Gott und den in Seinem Bild und Gleichnis erfundenen Menschen; und „bleiben” heißt „unentwegt beharren”, „ausharren”. In diesem Sinne bedeutet der Spruch: Wenn ihr im Vergegenwärtigen der Wahrheit über Gott und den in Seinem Bild und Gleichnis erfundenen Menschen ausharret oder unentwegt beharret, werdet ihr von jedem falschen Glauben an das Gegenteil befreit werden.

Durch Unterweisung und Beispiel lehrte der Meister den Wert des beharrlichen oder inbrünstigen Gebets; und das Licht, das die Christliche Wissenschaft auf das Gebet wirft, befähigt einen, ihre Lehre höher zu schätzen. In jenem herrlichen Kapitel über das Gebet im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, schreibt Mrs. Eddy (S. 3): „Seine Arbeit ist getan, und wir brauchen uns die Regel Gottes nur zunutze zu machen, um Seinen Segen zu empfangen, der uns dazu befähigt, zu schaffen, daß wir selig werden”.

Es ist also klar, daß das wahre Gebet den Allmächtigen nicht zu überreden sucht, etwas Wirkliches zu ändern oder etwas auszuführen, was Er nicht schon vollbracht hätte. Das wahre Gebet sucht vielmehr das menschliche Bewußtsein in Übereinstimmung zu bringen mit der Wahrheit über Gottes Schöpfung, die vollkommen war, vollkommen ist und immer vollkommen sein wird. In dieser Weise werden die falschen Annahmen oder Trugvorstellungen des materiellen Sinnes verscheucht.

Durch alle Zeiten hindurch ist die Wirksamkeit des inbrünstigen Gebets von denen, die in göttlicher Weise mit geistigem Verständnis erfüllt waren, erkannt worden. Von Jakob, der in Pniel rang, heißt es: „Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen”, und das Alte Testament erzählt auch, wie Mose, Daniel und andere Männer sich oft im ernsten Gebet an Gott wandten und die Antwort der Befreiung empfingen. Der Prophet Habakuk, der auf eine Antwort von Gott wartete, empfing eine Botschaft, die ihn zur Geduld mahnte, nämlich: „Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, ... Ob sie aber verzieht, so harre ihrer: sie wird gewiß kommen und nicht verziehen”. Und im Evangelium des Lukas lesen wir über den großen Meister selbst, „daß er mit dem Tode rang und betete heftiger”.

Einst baten die Jünger Jesus, daß er sie beten lehre, und er gab ihnen das Gebet, das wir als das Gebet des Herrn kennen. Er gab ihnen jedoch nicht nur den Buchstaben des Gebets; denn im Evangelium des Lukas lesen wir auch, daß ihnen Jesus durch ein kurzes Gleichnis erklärte, sie sollen inbrünstig beten. Sollte einer von ihnen um Mitternacht zu einem Freunde gehen und drei Brote von ihm borgen, damit er einen unerwarteten Gast bewirten könne, so wird der Freund, selbst wenn er sich wegen der späten Stunde und wegen der Unruhe für seine Familie zuerst weigert und nicht einmal „darum, daß er sein Freund ist, aufsteht und ihm gibt, doch um seines unverschämten Geilens willen aufstehen und ihm geben, wieviel er bedarf”. Ein andermal ermahnte der Meister seine Jünger, „daß man allezeit beten und nicht laß werden solle”; und er erzählte ihnen das Gleichnis von dem ungerechten Richter und der bittenden Witwe, indem er wieder die Kraft des beharrlichen, gerechten Bittens zeigt, die sowohl die Gleichgültigkeit als auch den beharrlichen vermeintlichen Widerstand der Ansprüche des Bösen gegen Gottes Gebote bezwingt.

Wir wissen sehr wenig über die Kindheit des Meisters, wir wissen nur, daß er im Alter von zwölf Jahren in dem war, das seines Vaters ist. Doch Jesus erhob sich durchaus nicht auf einmal über die Materialität; er tat es schrittweise. Aus eigener Erfahrung im Überwinden der Materialität konnte er sagen: „Suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan”. Zweifellos befähigte ihn sein in jüngeren Jahren erworbenes Verständnis der Kraft des geduldigen, beharrlichen Gebets, die vollständigen Beweise der Kraft der Wahrheit zu erbringen,— der Kraft, Wasser in Wein zu verwandeln, die Kranken zu heilen, das Volk zu speisen, auf dem Wasser zu gehen und den Tod zu überwinden.

In ihren sämtlichen Schriften hat unsere geliebte Führerin Mrs. Eddy die Notwendigkeit des inbrünstigen Gebets nachdrücklich betont. In einer Botschaft an Die Mutter-Kirche (Miscellaneous Writings, S. 127) schrieb sie als Ausdruck ihrer beständigen Sorge für das Wohlergehen anderer: „Eins habe ich sehr gewünscht, und ich bitte nochmals ernstlich darum, nämlich, daß die Christlichen Wissenschafter hier und überall täglich für sich beten, nicht laut und nicht auf den Knieen sondern im stillen, demütig und inbrünstig. Wenn ein hungerndes Herz den göttlichen Vater-Mutter Gott um Brot bittet, wird ihm nicht ein Stein sondern mehr Gnade, Gehorsam und Liebe zuteil”.

Genau wie vor alters Pharao, der die Kinder Israel in Knechtschaft hielt, glaubte, es gebe einen Aufschub, sein Herz verstockte und sie nicht gehen ließ, so verlangen auch die Pharaonen von heute,— Sünde, Krankheit, Armut, Mangel, Sorge jeder Art — immer nur Aufschub. Wie zur Zeit Jesu schreien auch heute diese unsauberen Geister,— diese falschen Annahmen, diese Teufel —: „Laß uns in Ruhe” (engl. Bibel).

Sollen wir daher nicht der liebevollen Ermahnung unserer Führerin gehorchen und täglich für uns „im stillen, demütig und inbrünstig” beten? Und sollen wir nicht Mut fassen und in der Verheißung des Meisters frohlocken, daß wir sogar in der Mitternachtsstunde unserer Schwierigkeit, wenn Finsternis, Zweifel und Furcht am aufdringlichsten zu sein scheinen, nur in seiner „Rede” zu bleiben, unsere göttliche Sohnschaft zu beanspruchen und frei zu sein brauchen?

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