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Gott, die unendliche Person

Aus der Oktober 1928-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es ist eine wohlbekannte Tatsache, daß viele unnötige und nutzlose Erörterungen stattfinden, weil die Leute die Ausdrücke, die sie gebrauchen, nicht genau bestimmen. Nur weil sie dieselben Ausdrücke verschiedenartig gebrauchen, ohne dessen gewahr zu werden, glauben sie oft, anderer Meinung zu sein, wo in Wirklichkeit keine Meinungsverschiedenheit besteht. Bei jeder wichtigen Besprechung ist es erwünscht, daß die Ausdrücke klar bestimmt, genau angewandt und verstanden werden. Nie ist dies wichtiger, als wenn über Gott gesprochen wird.

Häufig hört man fragen: Ist Gott persönlich? Auf diese Frage kann nun keine hilfreiche oder verständige Antwort gegeben werden, wenn man nicht sorgfältig erwägt, was mit dem Wort „persönlich” gemeint ist. Bedeutet die Frage: Ist Gott menschenähnlich?, d.h.: Ist Gott wie ein menschliches Wesen dem Zorn, der Eifersucht, dem Wankelmut unterworfen? Ist Er körperlich wie ein Sterblicher; ist Er endlich und begrenzt? Ist das die Bedeutung der Frage, dann lautet die Antwort: Nein!

Bedeutet aber andererseits die Frage: Ist Gott das allgegenwärtige, stets bewußte Höchste Wesen, das alle Menschen liebt und versteht und von allen geliebt und verstanden werden kann? Dann lautet die Antwort ohne Zweifel: Ja! Denn Gott ist der aus sich selbst bestehende, sich selbst erhaltende Ewige, Allweise, Unendliche, der alles weiß, was erkennbar ist, und der alles tatsächlich Bestehende hervorbringt und erhält, liebt und lenkt. Die Christliche Wissenschaft macht klar, daß Gott nicht nur persönlich in der höheren Bedeutung des Wortes ist sondern daß Gott auch tatsächlich die unendliche Person ist. Auf Seite 116 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „So wie die Worte Person und persönlich allgemein und unwissend angewandt werden, führen sie, wenn sie in bezug auf die Gottheit gebraucht werden, häufig zu verworrenen und irrigen Begriffen von der Gottheit in ihrer Unterscheidung von der Menschheit. Wenn die Bezeichnung Persönlichkeit, auf Gott angewandt, unendliche Persönlichkeit bedeutet, dann ist Gott unendliche Person — in dem Sinn von unendlicher Persönlichkeit, aber nicht in einem niederen Sinn. Ein unendliches Gemüt in einer endlichen Form ist eine absolute Unmöglichkeit”.

Jemand, der Gott recht verstehen will, darf nie aus den Augen verlieren, daß Er das immer bewußte, immer tätige Höchste Wesen ist. Nicht nur weiß, liebt und versteht Gott; sondern wahres Denken und wahres Lieben sind den Menschen einzig und allein dadurch möglich, daß Gott, die eine unendliche Ursache, das allwissende, all-liebende göttliche Gemüt ist, das vom Menschen und vom Weltall widergespiegelt wird. Alle wahren Gedanken gehen von Gott aus und bleiben immerdar unter Seiner Herrschaft und Obhut. In ihrem Buche „Unity of Good” macht Mrs. Eddy folgende Feststellung (S. 48): „Für mich ist Gott das All. Am besten versteht man Ihn als das Höchste Wesen, als das unendliche und bewußte Leben, als den liebreichen Vater und Mutter alles dessen, was Er schafft. Dieser göttliche Vater aber geht ebensowenig in Seine Schöpfung ein wie ein menschlicher Vater in sein Kind. Seine Schöpfung ist nicht das Ich, sondern die Widerspiegelung des Ich. Das Ich ist Gott selber, die unendliche Seele”.

Die Tatsache, daß Gott das Höchste Wesen ist, macht das Dasein Seiner wirklichen Wesenseinheiten mit ihren Eigenarten möglich und notwendig. Die weltliche Anschauung, daß wir als bewußte, denkende Wesen bestehen, aber durch verstandlosen Stoff und aus verstandlosem Stoff entwickelt wurden, ist eine Lehre, deren vollendete Folgewidrigkeit und daher Unmöglichkeit von der Christlichen Wissenschaft gezeigt wird. Gleiches bringt Gleiches hervor. Nur Gott, das immer bewußte Höchste Wesen kann Seine bewußten Geschöpfe hervorbringen. Daher bestehen die Eigenarten der Menschen, weil Gott die unendliche Person ist und als solche unzählige geistige Eigenarten schafft, um Sein Wesen auszudrücken. Alle diese geistigen Eigenarten bestehen in Gott und werden von Ihm gelenkt. Gott kennt, versteht und liebt sie, jede einzelne.

Genau so, wie das Dasein wirklicher Wesenseinheiten durch das Dasein des einen Höchsten Wesens ermöglicht ist, wird das Bestehen wirklichen Gesetzes einzig und allein dadurch ermöglicht, daß Gott das unendliche, allwissende göttliche Gemüt ist. Wirkliches Gesetz wird stets durch wirklichen Verstand hervorgebracht und aufrecht erhalten. Vieles von der Grausamkeit des Menschengeschlechts läßt sich auf den falschen Glauben der Menschen an einen grausamen Gott zurückführen. In ähnlicher Weise ist vieles von der Kälte und Herzlosigkeit der Sterblichen die Folge der Täuschung, daß es ein aus verstandlosem Stoff hervorgehendes Gesetz gebe. Diese beiden Irrtumserscheinungen vergehen, wenn ein wahres Verständnis des Gesetzes gewonnen wird. Dann wird die trostreiche Tatsache erkannt, daß das einzig wirkliche Gesetz das göttliche Gesetz ist, das von Gott dem Unendlichen und Vollkommenen ausgeht und immerdar den Ausdruck Seiner unfehlbaren Weisheit und grenzenlosen Liebe regiert.

Mitunter kann ein Lehrer oder ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft mit einem Schüler dieser Lehre in Berührung kommen, einem Schüler, der den Irrtum begeht, das Wort „Prinzip” fast ausschließlich für Gott zu gebrauchen, während er versäumt, von anderen sinnverwandten Ausdrücken wie Gemüt, Liebe Leben, Wahrheit, Geist, Seele Gebrauch zu machen. Durch einige Fragen kann es sich dann erweisen, daß dieser Schüler einen unbestimmten Begriff von Gott hat und dadurch die Tatsache aus den Augen verliert, daß Gott das immer gegenwärtige, stets bewußte Höchste Wesen ist. Schon vor der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft gewöhnte sich der aufgeklärtere Teil des Menschengeschlechts daran, sich unter dem Wort „Prinzip” etwas vorzustellen, was einem Gesetz gehorsam ist oder dieses aufrecht erhält, und das unwandelbar, beständig, zuverlässig ist. Sie verstanden aber unter dem Wort „Prinzip” nicht etwas mit göttlichem Bewußtsein oder Verstand untrennbar Verbundenes. Mrs. Eddy bestimmte und gebrauchte als erste dieses herrliche Wort in seinem höchsten und erhabensten Sinne. Sie erfaßte die Tatsache, daß es in Wirklichkeit nur ein Prinzip gibt, und daß das Prinzip göttlich, unendlich und bewußt sein muß. Sie erkannte, daß Gott, die göttliche Liebe, so gewiß das eine und einzige Prinzip ist, wie Er das eine und einzige Gemüt ist. Auch erkannte sie, daß genau so wie die Schönheit des Himmels und der Blumen auf die Schönheit hinweist, die im göttlichen Gemüt wohnt und ausgedrückt werden muß, auch die Verläßlichkeit und Beständigkeit des Rechengesetzes auf die Unwandelbarkeit der einen ewigen Ursache, Gottes, hinweist. Auf Seite 226 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” sagt Mrs. Eddy: „Was wir allgemein das Gesetz vom Mitschwingen, das Gesetz von der Erhaltung der Zehl in der Geometrie, das Gesetz von der schiefen Ebene in der Mechanik u.s.w. nennen, ist nur die Wirkung einer allgemeinen Ursache,— der Ausfluß des einen göttlichen verständigen Prinzips, das durch entfaltete geistige Kraft die Erde in ihrer Bahn hält, das den Wogen und Winden gebietet, das das Herabstürzen des Sperlings verhütet, und das alles vom unendlich Kleinen bis zum unendlich Großen regiert,— nämlich Gott”.

Wer sich danach sehnt, Gott und seine Mitmenschen völlig und vollkommen zu lieben, wie es von Christen und Christlichen Wissenschaftern gefordert wird, muß ein richtiges Verständnis Gottes als der unendlichen Person gewinnen. Je klarer man erfaßt, daß Gott das Höchste Wesen ist, das alle Seine Geschöpfe kennt und versteht, das sie alle zärtlich liebt und für sie sorgt, desto leichter und natürlicher liebt man Gott und die Menschen. Johannes erkannte, daß die große Liebe, die er im eigenen Herzen und in dem seiner Mitchristen emporquellen fühlte, davon herrührte, daß Christus Jesus durch seine Lehren und sein Leben klar erwiesen hatte, wie tief, ausgedehnt und allumfassend die Liebe ist, die der Vater im Himmel für alle Seine Kinder fühlt. Daher die Erklärung des Johannes: „Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden”.

In der ganzen Heiligen Schrift, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, wird Gott als das aus sich selbst bestehende, sich selbst erhaltende Höchste Wesen dargestellt. Alle alttestamentlichen Arbeiter, deren Worte und Werke uns noch heute begeistern und segnen, sahen Gott als das göttliche Wesen an, das sie wegen Seiner Seinem auserwählten Volke erzeigten großen Güte lieben und verehren konnten. Abraham wurde Gottes Freund genannt, weil er in gewissem Grade Gott erkennen gelernt und erfahren hatte, daß Gott des Menschen Freund ist. Mose lernte Gott als den großen Ich Bin kennen. Als er nach Ägypten zurückkehrte, um sein Volk aus der Knechtschaft ins gelobte Land zu führen, wußte er, daß er keinen bloß menschlichen Plan, sondern die gütige Absicht des allweisen Ich Bin ausführte. So klar und bestimmt fühlte Mose sein Verbundensein mit Gott, daß die Heilige Schrift berichtet, wie „der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet”. Das edelmütige Herz Davids floß beständig über von Dankbarkeit gegen Gott, den Spender alles Guten, weil er des herrlichen Reichtums der Liebe Gottes wohl gewahr wurde. Mit überströmender Freude verkündete David: „Wir danken dir, Gott, wir danken dir und verkündigen deine Wunder, daß dein Name so nahe ist”.

Weil keiner der Schreiber des Alten Testaments Gott völlig verstand, begingen sie mitunter den Fehler, Ihm rein menschliche Eigenschaften zuzuschreiben. Christus Jesus der Wegweiser beging diesen Fehler nie. Er verstand Gott vollkommen und offenbarte Gottes Wesen genau so, wie es ist, stets war und immer sein wird. Jesus unser Beispielgeber sprach nun beständig über Gott und mit Gott in der innigsten und zärtlichsten Weise. Er blieb in Gemeinschaft mit seinem Vater und folgte Seiner Führung auf Schritt und Tritt. Er führte die gesegnete Absicht seines Vaters aus, die ganze Menschheit das wahre Wesen Gottes und Seines Christus zu lehren. Kann man bezweifeln, daß der Meister verstand, daß Gott die unendliche Person ist?

Dank dem Leben und dem Werk der Mary Baker Eddy, Gottes erwählter Botin für unser Zeitalter, ist heute die so lang mißverstandene Heilige Schrift erschlossen und die Wissenschaft des Christentums Christi voll geoffenbart und an den Tag gebracht worden, in Erfüllung Jesu eigener Verheißung: „Ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich: den Geist der Wahrheit”. Allmählich erweckt dieser Tröster, die Christliche Wissenschaft, die Menschen, die innige Freundschaft wahrzunehmen, die zwischen Gott — als der unendlichen Person — und Seinen Söhnen und Töchtern besteht. Ihr wohltätiges Wirken wird fortdauern, bis alle Menschen Gott recht erkennen. In voller Erkenntnis der erhabenen Erklärung des Johannes werden dann alle frohlocken: „Und [ich] hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein”.

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