Der Bericht in der Apostelgeschichte von dem Schiffbruch, bei dem Paulus und alle Gefangenen wohlbehalten ans Land kamen, enthält eine Botschaft für jedermann. Wir lesen: „Der Unterhauptmann wollte Paulus erhalten ... und hieß, die da schwimmen könnten, sich zuerst in das Meer lassen und entrinnen an das Land, die andern aber etliche auf Brettern, etliche auf dem, das vom Schiffe war. Und also geschah es, daß sie alle gerettet zu Lande kamen”.
Viele haben heute den Mut gefaßt, sich nicht mehr auf materialistische Hilfsmittel zu verlassen, und haben sich aufgemacht nach dem kaum erkannten Lande des Geistes, wie es in der Christlichen Wissenschaft geoffenbart ist. Manche sind jedoch versucht, ihren eigenen Fortschritt dadurch zu verzögern, daß sie ihn mit dem Fortschritt anderer vergleichen. Man hört zuweilen, daß Leute, deren Heilung sich langsam zu vollziehen scheint, etwas verdrießlich oder zum mindesten entmutigt werden, wenn sie hören, daß bei anderen die Heilung schnell verwirklicht wurde. Ein wenig Nachdenken über das unpersönliche und geistige Wesen alles durch die Christliche Wissenschaft vollbrachten Heilens kann jedoch neue Hoffnung, Vertrauen und Dankbarkeit gerade für den Umstand erwecken, daß die Heilung in vielen Fällen schnell zustande kommt. Die Wahrheit macht beim Austreiben des Irrtums keinen Unterschied.
Einige der Gefangenen konnten offenbar ohne Hilfe ans Land schwimmen. Man könnte ihre Erfahrung mit der Erfahrung vieler vergleichen, die durch ihr eigenes Studium ohne die Hilfe eines Ausübers in der Christlichen Wissenschaft geheilt worden sind. Andere kamen, wie wir lesen, mit Hilfe von Brettern sicher ans Land. Hätten nun diese Gefangenen dem Neid oder dem Selbstbedauern nachgegeben, als flinke, gewandte Schwimmer an ihnen vorbeikamen, so hätte Unzufriedenheit sie abhalten können, von ihren Brettern Gebrauch zu machen, und sie hätten dadurch das Land nicht so schnell erreicht. Die Christliche Wissenschaft, die die unparteiische göttliche Liebe auslegt, lehrt uns, andere nie wegen ihres Fortschritts zu beneiden, handle es sich um Heilung, Stellung, Gehalt oder Gelegenheit, sondern das eigene Verständnis aufs äußerste anzuwenden in dem Vertrauen, daß die göttliche Liebe der Ausführung jeder Aufgabe gewachsen ist und von den mancherlei Zuständen der sterblichen Annahme gänzlich unberührt bleibt.
Und wie verhielt es sich mit denen, die sich nur an Schiffstrümmer klammern konnten? Vielleicht schienen diese Trümmer im Vergleich mit den starken Brettern kaum wert, sich daran zu halten, so schwach schienen sie in der stürmischen See. Und doch kamen alle Gefangenen, wie wir lesen, ans Land,— die einen schnell, die anderen langsam. Sollten dann nicht alle, die durch die Christliche Wissenschaft Trost und Heilung suchen, gewiß sein, daß ihr von Gott stammendes, individuelles geistiges Verständnis nie im Bösen untergehen kann, daß dieses Verständnis vor Versuchung sicher ist und ihnen die nötige geistige Spannkraft verleiht, auf die immer näher heranrückende Stunde der Befreiung zu warten? Mögen sie jeden kleinen Schimmer der Wahrheit, den sie bislang gewonnen haben, nutzbar machen und nie zweifeln, daß dieselbe geistige Kraft und dasselbe geistige Gesetz, das den einen schnell befreit und heilt, allmählich allen Glauben an das Böse für die ganze Menschheit zerstört. Die eine große Mutter-Liebe ist zugegen, um selbst die unentwickeltsten Bestrebungen, sich über Disharmonie zu erheben, zu unterstützen.
Sollte dann der gewünschte Beweis immer noch so weit entfernt scheinen, wie das Land manchen der an ihre Trümmer sich klammernden schiffbrüchigen Gefangenen schien, so müssen wir bedenken, daß das geistige Gesetz unparteiisch und immer erfolgreich wirkt. Wir müssen uns an die Wahrheit, soweit wir sie kennen und sei es auch noch so wenig, klammern; positiv nie negativ denken, eingedenk, daß wir uns immer über den Beweis aller anderen freuen müssen, weil dasselbe göttliche Prinzip für uns am Werke ist. Wir müssen von ganzem Herzen mit Gott, dem Guten, zusammenarbeiten.
Zahllose Menschen führen heute ein glückliches, nützliches Leben, weil sie ausharrten, bis sie durch die Christliche Wissenschaft geheilt und wiedergeboren waren. Wer den Kampf aufgibt, gibt auch den Sieg auf. Ohne Zweifel gingen viele der Befreiten durch tiefe Wasser; als sie aber ihren Blick von der Materie zum Geist, vom Falschen zum Wahren hinwenden lernten, erhoben sie sich langsam aber sicher zu ihrer gottgegebenen Freiheit. Möge sich also jeder über seines Bruders Heilung freuen und ausharren, nicht allein um seiner selbst sondern auch um derer willen, die nach ihm kommen! Selbstlosigkeit ist ein weiterer Antrieb.
Ist man zuweilen verzagt, so findet sich immer eine ausgestreckte Hand, immer ein freundliches Wort von diesem oder jenem; denn die göttliche Liebe ist gegenwärtig und vertreibt alle sterblichen Befürchtungen. Erheben wir uns daher alle ohne Ausnahme geistig über die Wogen materialistischer Befürchtungen, aufrichtig dankbar, daß Unzählige der Kinder Israel von heute sicher durch das Rote Meer gehen, und daß alle dazu ausersehen sind, in „das Land der Christlichen Wissenschaft” einzugehen, „wo”, wie Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 226, 227), „die Fesseln fallen und die Rechte des Menschen völlig erkannt und anerkannt werden”.
