Ein Teil der Erklärung des Wortes „ausüben” in Websters Wörterbuch lautet: „Gewisse Handlungen oft oder gewohnheitsmäßig ausführen, um sich Fertigkeit oder Geschicklichkeit anzueignen”. Auf Grund dieser Erklärung sieht man, daß jede Begebenheit im Tage des Christlichen Wissenschafters eine Gelegenheit ist, die Handlung wissenschaftlichen Wissens auszuführen, um geistige Fertigkeit zu erlangen. „Übung macht den Meister”, sind wir als Kinder gelehrt worden. Dies trifft in viel größerem Maße zu, als wir damals wußten. Üben wir uns, den Menschen als den Ausdruck des unendlichen Geistes zu sehen, so vervollkommnet sich unser Begriff. Der Schüler, der so durch beständiges Üben ein gewisses Maß von Fertigkeit erlangt hat, an Stelle der sterblichen Auffassung des Menschen die unsterbliche Wahrheit über den Menschen zu setzen, und von dieser Fähigkeit Gebrauch macht, um anderen zu helfen, ist ein Ausüber.
Was für ein Verhältnis besteht zwischen dem Ausüber und dem sogenannten Patienten? An einem sehr trüben und bewölkten Tage gehen wir ans Fenster, um besseres Licht für unsere Arbeit zu haben. Ebenso können wir, wenn uns die finsteren Wolken eines Problems umgeben, es für weise halten, uns an jemand zu wenden, dessen Bewußtsein das Licht der Wahrheit im Augenblicke klarer widerspiegelt, als unser eigenes Denken es kann. Dieses Gehen eines Menschen, der Licht braucht, zu jemand anders, dessen Bewußtsein das göttliche Licht widerspiegelt, versinnbildlicht das Verhältnis zwischen Patient und Ausüber.
Der Patient muß von Anfang an, wenn auch in noch so geringem Maße, beginnen, ein Ausüber zu sein. Das auszuarbeitende Problem, sei es sittlicher, körperlicher oder geschäftlicher Art, wird sich ohne Zweifel schneller lösen, wenn der Patient von ganzem Herzen mit seinem Helfer zusammenarbeitet. Der Patient, der in dieser Weise mitarbeitet, hat Gelegenheit, viele Eigenschaften des göttlichen Gemüts und auch viele jener sittlichen Übergangseigenschaften, die zum göttlichen Gemüt hinstreben, zu üben. Eine wichtige Eigenschaft ist Gehorsam, der unter anderem dadurch geübt werden muß, daß man bereitwillig aufhört, das Problem, wie es war, ist oder sein wird, zu betrachten. Dadurch bleibt das Bewußtsein für vernünftiges, geistiges Denken frei und jenem freudigen Erwarten, das im menschlichen Leben eine unschätzbare Hilfe ist, zugänglich.
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