Durch das ganze Alte und Neue Testament hindurch begegnen wir immer wieder dem Gedanken der Barmherzigkeit und Langmut Gottes. In dem Maße, wie die Vorstellung der Menschen von Gott geistiger wird, breitet sich dieser Gedanke aus, nimmt an Nachdruck zu und wird über dem sterblichen Lärm der vielen falschen Vorstellungen vom göttlichen Willen und Charakter vernehmbar. Im Neuen Testament findet er uneingeschränkten Ausdruck in den Worten und Werken Christi Jesu, der wie kein Mensch vor ihm sprach und handelte. Und Erzväter, Gesetzgeber, Richter, Könige und Propheten ermahnten das Volk, an Gottes Barmherzigkeit zu denken und gegen Menschen und Tiere barmherzig zu sein.
Abraham legte Fürsprache ein, daß den wenigen Gerechten in den gottlosen Städten Barmherzigkeit widerfahren möge. Da er die geistige Tugend Barmherzigkeit gepflegt hatte, konnte er die Stimme der Wahrheit vernehmen, die seine falsche Auffassung von Opfer verdrängte, ihn das wahre Wesen der Forderung Gottes erkennen ließ und ihm so seinen geliebten Sohn Isaak wiedergab.
Ebenso konnte Joseph durch sein durch Gehorsam gegen seine höchste Erkenntnis erlangtes vergeistigtes Denken die Barmherzigkeit Gottes verstehen, der die boshafte Absicht seiner Brüder vereitelt hatte, und er selber konnte sie überzeugen, daß er ihnen ihre Grausamkeit vergeben hatte. Josephs Beispiel hat bis heute nicht im geringsten etwas von seiner Lebenskraft eingebüßt.
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