Das Gleichnis vom verlorenen Sohn spricht viele Leser besonders an, und in dem Lichte, das unser Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy auf die Bibel wirft, wird die tiefe Bedeutung des Gleichnisses klar.
Nachdem der jüngste Sohn „das Teil der Güter”, das ihm gehörte, erhalten hatte, verließ er seine schöne, friedliche Heimat, und die Obhut seines liebenden Vaters und „brachte sein Gut um mit Prassen”. Der Vater blieb zu Hause; er war immer von Harmonie umgeben. Der Glaube des Sohnes an Trennung von s einem Vater strafte sich selber, und es ging ihm immer schlimmer, bis er sich demütig entschloß, heimzukehren und seinen Vater zu bitten, ihn nicht als Sohn sondern als einen seiner Tagelöhner aufzunehmen. Bei seiner Rückkehr empfing ihn der Vater so freudig als Sohn, wie wenn er nie fortgegangen wäre.
Haben wir nicht oft das Gefühl, daß auch wir uns weit weg von unserem liebenden Vater in materielle Freuden und Schmerzen haben hineintreiben lassen, daß wir viele kostbare Gelegenheiten vergeudet, manche von unserem himmlischen Vater dem Menschen verliehene schöne Gabe geistiger Kraft und Wahrnehmung verschwendet und unbenutzt gelassen haben? Sind wir aber der Treber der Materialität gänzlich überdrüssig geworden, so denken auch wir wie der Sohn im Gleichnis zurück an unsere himmlische Heimat, die wir scheinbar verlassen haben, und entschließen uns, zu unserem liebenden Vater zurückzukehren, von dem der Mensch nie getrennt gewesen ist.
Können wir daran zweifeln, daß unser rechtmäßiger Platz unser harrt, und daß unser Vater-Mutter-Gott uns immer gern wieder willkommen heißt, damit auch wir an Seinem Segen teilnehmen, wie der Vater den ältesten Sohn im Gleichnis mit den Worten segnete: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein”? Ist es uns klar, was dieser einfache Satz bedeutet: „Alles, was mein ist, das ist dein”? Unser scheinbarer Mangel an geistiger Wahrnehmung verbirgt unserem Blick oft unsägliche geistige Gaben. Gottes Schöpfergebot: „Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen”, hat sich jedoch nie geändert und wird sich nie ändern. Unsere Führerin schreibt über des Menschen gottgegebene Herrschaft (Wissenschaft und Gesundheit, S. 518): „Er ist Herr über die Annahme von Erde und Himmel — allein seinem Schöpfer untertan”. Durch diese Lehre fangen wir an, einen Schimmer der durch geistiges Verständnis enthüllten Möglichkeiten zu erblicken. Der Idee Gottes, dem Menschen, ist nichts Wirkliches, nichts Gutes vorenthalten; wir müssen nur in diesem Verständnis der Einheit verharren, die zwischen Gott und dem Menschen, zwischen dem Vater und Seinem geistigen Kinde, besteht, das Seine Güte, Intelligenz, Kraft und Vollkommenheit immer widerspiegelt und zum Ausdruck bringt. Dann werden auch wir Harmonie und Frieden genießen.
Sind wir einmal zurückgekehrt, so brauchen wir uns keinen traurigen Gedanken oder Erinnerungen hinzugeben; denn was auch immer scheinbar zwischen den Vater und uns getreten ist, hat nur ein Traum sein können. Der Prophet erklärte über Gott: „Deine Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen”. Etwas, wovon Er keine Kenntnis nimmt, können auch wir nicht kennen; denn in Wirklichkeit besteht nur des Gute. Unsere verehrte Führerin sagt (in dems. Buche, S. 208): „Laßt uns von dem Wirklichen und Ewigen lernen und uns auf das Reich des Geistes, auf das Reich des Himmels vorbereiten — auf das Reich und die Herrschaft der allumfassenden Harmonie, die nicht verloren gehen, noch auf immer unsichtbar bleiben kann”.
