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Unser Liederbuch — eine Anerkennung

Aus der August 1931-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unser Liederbuch in seiner heutigen Form ist weit mehr als ein nur zum Gebrauch in unseren Kirchen bestimmtes Buch mit Melodien und passenden Texten. Für den öffentlichen Gottesdienst und die häusliche Andacht ist es das Hilfreichste, was ein hingebungsvoller Ausschuß nach langem und andachtsvollem Bemühen vor zwanzig Jahren zustande bringen konnte; und nachdem es nun jahrelang seinen Zweck erfüllt hat, soll es durch Hinzufügung vieler neuer Melodien und Texte erweitert und bereichert werden.

Wie wir im Vorwort unseres jetzigen Liederbuches lesen, „dürfte es den besten religiösen und dichterischen Gedanken im Gesangbuchwesen darstellen”; und da angekündigt worden ist, daß die neue Ausgabe im Laufe des Jahres 1932 fertiggestellt und versandbereit sein werde, ist es angebracht, das Gute, das das Liederbuch in seiner jetzigen Form vollbracht hat, anzuerkennen.

Abgesehen davon, daß unser Liederbuch bei jedem Gottesdienste unentbehrlich ist, sollte ihm in jedem christlich-wissenschaftlichen Haushalte ein Ehrenplatz eingeräumt werden. Es hat sich solcher Gastfreundschaft würdig erwiesen; denn bei jeder ihm gebotenen Gelegenheit hat es gezeigt, daß es ein heilsamer Helfer, ein Freund in der Not, ein Führer zur Erhebung und Erbauung ist. Manche pflichtgetreue Mutter hat darin das Wiegenlied gefunden, mit dem sie ihr Kind zur Nachtruhe gebracht hat; seine Zeilen mit Heilung in ihren Schwingen haben oft den Weg ins Krankenzimmer gefunden und dort das Bewußtsein der Liebe hinterlassen, die „heilet alle deine Gebrechen”.

Die Angehörigen einer Familie, die sich versammeln und gemeinsam ihre Lieblingslieder aus unserem Liederbuche singen, schmieden eine Kette der Einheit, die kostbarer ist als Gold und stärker als Stahl. Viele Kinder unserer Sonntagsschulen kommen aus Familien, wo die Christliche Wissenschaft wohl gebilligt wird, aber wenig bekannt ist. Diese Kinder bringen die Weisen unseres Liederbuchs mit nach Hause,— ein unwillkürlicher, nützlicher Missionsdienst, der oft fruchtbar und dauernd ist. Manche Mutter, die keine Wissenschafterin war, kam in Verlegenheit, als ihr Kind sie in Zeiten der Not bat, das „Hirtenlied” zu singen, von dem sie weder Text noch Melodie kannte.

Unsere Sonntagsschullehrer können bei ihren Schülern mehr Gefallen an unserem Liederbuche dadurch erwecken, daß sie ihnen etwas über seine Entstehung und seine wesentlichen Merkmale erklären und sie darauf aufmerksam machen, welch wichtigen Platz unsere Führerin ihm in unseren Gottesdiensten eingeräumt hat. Vielleicht haben viele das Liederbuch nur als notwendiges Hilfsmittel beim Singen angesehen. In diesem Zusammenhange fragt sich ein Lehrer vielleicht: Wie kann ich in unserer Sonntagslektion die Sprache auf einen so ungewöhnlichen Gegenstand bringen? Es kann geziemend geschehen, so oft z.B. in der Bibellektion eine Stelle aus den Psalmen vorkommt, wobei darauf hingewiesen werden kann, daß im Altertum die Psalmen beim Gottesdienste die Stelle unserer Lieder in unseren heutigen Gottesdiensten einnahmen. Sie wurden mit Musikbegleitung gesungen, und unser Liederbuch ist in dieser Hinsicht heute für uns dasselbe, was das Buch der Psalmen denen war, die vor ein paar tausend Jahren Gott anbeteten. Der Name „Psalm” stammt von dem griechischen Worte psalmos und bedeutet den durch Berühren der Saiten der damaligen Musikinstrumente erzeugten Ton.

Die Psalmen waren genau wie unsere Lieder in Versen abgefaßt. Die Schüler haben vielleicht noch nie beachtet, daß alle unsere Lieder Gedichte sind, und sie dürfen auf diese Tatsache wohl aufmerksam gemacht werden. Die Lieder unserer Führerin in unserem Liederbuch erschienen ursprünglich als Gedichte und wurden später in Musik gesetzt. Sie werden in unseren Kirchen und Sonntagsschulen darum häufiger als alle anderen Lieder im Buche gesungen, weil sie die reinere Wissenschaft enthalten. In Der Mutterkirche wird jede Woche entweder beim Sonntagsgottesdienst oder am Mittwochabend ein Lied unserer Führerin gesungen, und ihre Lieder werden immer von Anfang bis zu Ende vorgelesen, nicht bloß der erste Vers wie bei anderen Liedern. Dies ist in allen unseren Kirchen üblich.

Es dürfte für die Schüler von Vorteil sein, wenn ihnen die Bedeutung der Worte auf jeder Seite über den Noten erklärt wird, da dies lehrreich und wissenswert ist. Nach der Nummer steht die Überschrift des Liedes in Fettdruck. Die Überschrift besteht manchmal aus der ersten Zeile des Liedes, in anderen Fällen ist sie der Name einer oft Jahrhunderte alten Melodie. Unsere Väter und Großväter und deren Väter und Großväter sangen als Kinder viele der alten Weisen, die wir jetzt Sonntag für Sonntag aus unserem Liederbuche singen. Einige sind schon so alt, daß ihr Ursprung gar nicht mehr festgestellt werden kann.

Hinter dem Namen jedes Liedes erscheinen zur Bezeichnung seines Versmaßes Buchstaben und Zahlen in kleinerer Schrift: S.M. bedeutet kurzes (short) Maß, L.M. langes Maß, C.M. gewöhnliches (common) Maß, P.M. besonderes (peculiar) Maß usw. Die manchmal erscheinenden Zahlen 8s, 7s usw. bedeuten, daß eine Zeile je nachdem 8 oder 7 Silben hat. Unter der Überschrift steht zuweilen der Name des Dichters oder des Komponisten. Die Abkürzung anon. bedeutet, daß der Name des Verfassers nicht bekannt ist. Die Buchstaben abr. bedeuten, daß das Lied gekürzt oder zusammengezogen worden ist, während die Abkürzung alt. bedeutet, daß das Lied unseren Bedürfnissen entsprechend abgeändert worden ist. Dem Namen des Verfassers des Textes gegenüber steht in der Regel der Name des Komponisten, wenn er bekannt ist. In anderen Fällen ist auf den Ursprung des Liedes hingewiesen, wie z.B. Sicilian melody (sizilianische Weise) u. dergl.

In unserem Liederbuche kommen verschiedene berühmte Namen vor, die die Welt noch nach Menschenaltern zu den Großen zählen wird. Luther, Wesley, Watts, Milton, Cowper, Whittier und Lowell umgeben unter anderen den Namen unserer Führerin. Es ist beachtenswert, daß Harriet Beecher Stowe, die Verfasserin von „Onkel Toms Hütte”, die Dichterin des Liedes Still, still with Thee when purple morning breaketh (Noch bei Dir, wenn die Morgenröte anbricht) ist, und daß das Lied Sun of our life, Thy quickening ray (Sonne unseres Lebens, dein belebender Strahl) von „unserem genialen Philosophen” Oliver Wendell Holmes stammt. Die Melodien unseres Liederbuches sind zum Teil die Werke alter Meister wie Schumann, Händel, Mendelssohn, Haydn, Rossini u.a. Auch Martin Luther sollte hier genannt werden, da er das Lied „Ein’ feste Burg” sowohl gedichtet als auch in Musik gesetzt hat.

Alle, die suchen wollen, können in unserem Liederbuche Heilung finden. Ein lehrund hilfreiches Buch ließe sich schreiben über Beispiele von Heilungen, bei denen unser Liederbuch zusammen mit unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy zum Verständnis der göttlichen Liebe verhalf, die „die Musik der Seele” (Miscellaneous Writings, S. 106) erklingen läßt.

Wir können unsere Sonntagsschüler nach und nach mit dem Wert des Liederbuches bekannt machen; denn das kurze Erwähnen einiger wissenswerter Tatsachen ist am besten geeignet, sie mit dem Buche besser vertraut zu machen. Vergessen wir nicht, sie anzuleiten, über die Bedeutung der Worte, die sie singen, nachzudenken, und wie sie sie anwenden können!

Diejenigen, die das große Vorrecht genossen haben, im Haushalte unserer Führerin zu leben, behalten in dankbarer Erinnerung, welch wichtigen Platz sie dem Liederbuche in der Führung ihres Haushaltes einräumte. In ihrem Hause in Chestnut-Hill waren drei Klaviere: eines im unteren Wohnzimmer, das nur von den zum Haushalte Gehörigen benützt wurde, wenn sie gegen Abend zusammenkamen, um aus dem Liederbuche zu singen, ein anderes im Empfangszimmer, wo einige von uns gelegentlich miteinander sangen, und das dritte im Wohnzimmer unserer Führerin, dem rosenroten Zimmer, wie sie es oft nannte. Dort-versammelten wir uns regelmäßig Sonntags um sie und auf ihre Einladung gelegentlich auch zu anderen Zeiten; und wir waren in der Tat eine glückliche Familie. Der Wert der Unterweisung, Ermahnung und liebevollen Beratung, die sie uns bei solchen Gelegenheiten gab, kann nicht hoch genug geschätzt werden. Aber immer, ehe wir auseinandergingen, und gewöhnlich, wenn wir zusammenkamen, wurden die Liederbücher hervorgeholt, und wir warteten, bis unsere Führerin ein Lied gewählt hatte. Oft ließ sie uns selber wählen, und dann tat jeder sein möglichstes mit Rücksicht auf Text und Melodie. Keiner von uns Fünfen hatte, was Byron „Gesangsausbildung” nennt; und obgleich unsere Stimmen fast durchweg mehr klangvoll als musikalisch waren, dankte unsere Führerin uns allen immer herzlich, wohl mehr für das, was wir zu leisten versuchten, als für das, was wir in Wirklichkeit leisteten. Aber so klangvoll unser Gesang auch sein mochte, über ihm ertönte die klare, liebliche Sopranstimme unserer Führerin, die niemand mehr vergaß, der sie einmal gehört hatte. Sie sang jedes Lied von Anfang bis zu Ende mit; und die Erinnerung kann kein entzückenderes Bild von ihr malen, als wie sie im Sonnenschein dort saß, zart und aufrecht wie eine Blume, geschmackvoll gekleidet, ruhig lächelnd, und wie sie uns allen ein freundliches Wort schenkte, wenn wir uns in unsere Zimmer zurückzogen.

An unser Liederbuch knüpfen sich zweifellos viele derartige innige Erinnerungen in der Familie, der Kirche oder der Sonntagsschule; und wir können vertrauensvoll erwarten, daß, wenn die Zeit seiner Vergrößerung gekommen ist, das Gute, das es vollbringen wird, im Verhältnis zu seinem Zuwachs stehen wird.

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