Wenn Knaben und Mädchen anfangen, sich in der Schule mit einer materiellen Wissenschaft zu befassen, erhalten sie ein Lehrbuch über den Gegenstand, in das sie sich Tag für Tag vertiefen, um ein Verständnis zu erlangen, auf Grund dessen sie das erworbene Wissen anwenden können. Das Lehrbuch wäre wertlos, wenn es sich bei der Anwendung nicht nützlich erwiese. Ebenso beginnen wir, wenn wir, um die wahren Tatsachen über Gott und den Menschen verstehen zu lernen, in die Christliche Wissenschaft eindringen, damit, daß wir uns in ihre Lehrbücher, die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, vertiefen; und in dem Maße, wie wir diese Wissenschaft verstehen lernen, beweisen wir ihre Wahrheit dadurch, daß wir sie anwenden können.
Sowohl die Bibel als auch Wissenschaft und Gesundheit lehren uns, daß es nur einen Gott gibt; aber sie geben diesem ewigen, vollkommenen, allgegenwärtigen, allwissenden und allmächtigen Gott viele Namen. Die Bibel offenbart Gott als das Leben und die Wahrheit; sie erklärt: „Gott ist Geist” und: „Gott ist Liebe”. Wissenschaft und Gesundheit fügt diesen Namen noch andere hinzu: Prinzip, Seele, Gemüt. So haben wir die sieben Synonyme für Gott, die wir im Kapitel „Zusammenfassung” (S. 465) in Wissenschaft und Gesundheit zusammengestellt finden, wo Mrs. Eddy den Begriff Gott erklärt. Auf Seite 331 dieses Buches schreibt Mrs. Eddy, daß das Leben, die Wahrheit und die Liebe „gleich im Wesen, obwohl vielgestaltig im Amt” sind. Wenn dies schwer verständlich scheint, wollen wir zur Veranschaulichung an einen menschlichen Vater denken, der gleichzeitig auch Sohn, Bruder, Onkel, Neffe, Freund, Geschäftsmann—eine Person in vielen Ämtern—sein kann. Wir sehen, daß die Eigenschaften, die ihn zu einem guten Vater machen, sich in jedem andern Verwandschaftsverhältnis zeigen. Indem der Vater viele verschiedene Ämter versieht, ist er nicht in getrennte Teile geteilt, sondern seine ganze persönliche Eigenart tritt in jedem Amte in Erscheinung. Ebenso sehen wir, wenn wir über die Ämter Gottes nachdenken, daß es keine Liebe ohne das Leben, kein Leben ohne das Gemüt, kein Gemüt ohne die Liebe geben kann, und daß Gottes vollständiges und vollkommenes Wesen in Seinen vielen Ämtern jedes Bedürfnis Seiner Schöpfung befriedigt.
Auf Seite 243 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Wahrheit hat kein Bewußtsein vom Irrtum. Liebe hat keinen Sinn für Haß. Leben hat keine Gemeinschaft mit dem Tode. Wahrheit, Leben und Liebe sind ein Gesetz der Vernichtung gegen alles ihnen Unähnliche, weil sie nichts verkünden außer Gott”. Es ist leicht einzusehen, daß, wo die Liebe ist, es keinen Haß geben kann, der versuchen könnte, Groll, Zorn oder Rache hervorzurufen. In der Gegenwart der Wahrheit kann die Ungewißheit des Irrtums nicht bestehen. Das Leben zerstört den Glauben an die Möglichkeit einer krankhaften Tätigkeit oder der Untätigkeit. Das Prinzip, die Quelle des allgegenwärtigen und allmächtigen Guten, kennt nichts Böses. Die Wirklichkeit des Geistes beweist die Unwirklichkeit der Materie. Die geistigen und freudigen Sinne der Seele bringen die Widerwärtigkeiten und schmerzlichen Klagen des materiellen Sinnes zum Schweigen. Das Gemüt widerlegt immer die unwahren Beweisgründe der Versuche des sogenannten sterblichen Gemüts, ein falsches Gesetz aufzustellen.
Diese Tatsachen über Gott und den Menschen, die wir unseren Lehrbüchern entnehmen, müssen wir durch Anwendung beweisen. Es ist immer leichter, eine Tatsache anzunehmen, als sie zu beweisen; aber für uns liegt ihr Wert im Beweis. Indem wir die Regeln der Christlichen Wissenschaft anwenden und befolgen, verrichten wir manche unserer Pflichten mit Leichtigkeit; aber es kann Zeiten geben, wo unsere Bedürfnisse so klein und menschlich scheinen und Gott so unermeßlich und so weit entfernt, daß wir anscheinend nicht wissen, wie wir von Seiner Hilfe Gebrauch machen sollen.
Nehmen wir an, wir wohnen in einer Stadt, die durch eine Wasserleitung mit nie versiegendem klarem, gesundem Wasser aus einem Bergsee versorgt wird. Wir könnten wissen, daß für jedermann jederzeit Wasser vorhanden ist, und doch könnte es vorkommen, wenn wir von den Anschlußleitungen keinen Gebrauch zu machen verständen, daß wir Durst leiden, während unsere Nachbarn sich erfrischten, weil sie den Hahn aufzudrehen verstehen, durch den das Wasser ins Haus kommt. Hätten wir ebenfalls gelernt, von diesem Anschluß Gebrauch zu machen, so würden wir beständig mit Wasser für alle unsere Bedürfnisse versorgt. Wie können wir nun lernen, von unserer Verbindung mit Gott, die uns die ganze Macht des unendlichen Guten erschließt, Gebrauch zu machen? Durch die Kraft der Intelligenz.
Zur Veranschaulichung wollen wir uns ein Mädchen denken, das sich mit einer Freundin entzweit hat. Sie zieht sich in ihr Zimmer zurück und schließt die Tür zu, schließt sich mit ihren verletzten Gefühlen, ihrem Groll und Stolz ein. Diese unglückseligen Annahmen können so lang wüten, bis sich ein kleiner Gedanke der Liebe einstellt, vielleicht die Erinnerung an eine liebevolle Handlung der Freundin. Sie schenkt dem Gedanken Beachtung und denkt darüber nach, bis Dankbarkeit sich regt und Milde den Zorn verdrängt. Mit diesem kleinen liebevollen Gedanken hat das Mädchen von ihrer wahren Verbindung mit der immer gegenwärtigen, allmächtigen Liebe Gebrauch gemacht, die ihr Bewußtsein zu durchströmen beginnt und selbstsüchtige Annahmen entfernt, bis sie wieder frei und froh und liebevoll ist und sich anschickt, ihre Gedanken in Worte und Taten umzusetzen.
Angenommen ein Schuljunge stehe vor einer Prüfung in der Geometrie. Er hat fleißig gelernt und in der Schule gut gearbeitet; wenn aber die Prüfung herannaht, wird er unsicher und ist von Zweifel und Furcht erfüllt, ob er die Prüfung wohl bestehen werde. Das Gemüt, die Quelle seiner Intelligenz, weiß nichts von Zweifel oder Unruhe, und sobald dem Jungen der Gedanke kommt und er ihn sich zu eigen macht, daß das Gemüt immer gegenwärtig, immer mächtig ist, und daß es sein Gemüt ist, da er keine von Gott getrennte Intelligenz haben kann, macht er von seiner wahren Verbindung mit dem Gemüt Gebrauch, dessen Verständnisfülle dann seine Furcht und seinen Zweifel zerstört, worauf er ohne Bedenken in die Prüfung geht.
Die Hilfe durch jedes Amt Gottes ist stets vorhanden, und wir können unsere Verbindung mit Gott immer verwirklichen, indem wir uns von falschen Annahmen abwenden und für Gedanken von dem Leben, der Wahrheit, der Liebe, dem Prinzip, der Seele, dem Geist, dem Gemüt empfänglich werden. Überall und bei jeder Beschäftigung können wir uns dem unfehlbaren Strom des Guten zur Befriedigung jedes Bedürfnisses zuwenden. Und wenn wir gelernt haben, von unserer Verbindung mit Gott und von dem Leben und der Erfrischung, die von der unendlichen Liebe kommen, Gebrauch zu machen, haben wir verstehen gelernt, wie man betet und in gewissem Maße eine christlich-wissenschaftliche Behandlung gibt.
