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„Beweise der Fürsorge Gottes”

Aus der März 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Mathematiklehrer in einer Realschule hielt in der Klasse in seiner Stunde häufig schriftliche Prüfungen ab. Diese bestanden aus vier oder fünf einfachen Aufgaben, die gewöhnlich fast alle Schüler während der Stunde lösen konnten. Bei diesen Gelegenheiten wählte der Lehrer immer zwei oder drei Schüler aus, die ihre Aufgaben gewissenhaft ausgearbeitet hatten und den anderen in der Klasse im Verständnis etwas voraus waren. Diesen gab er nicht die verhältnismäßig leichten Aufgaben, die er für die übrigen vorgesehen hatte, sondern nur eine sehr schwere Aufgabe. Die so Ausgewählten waren nie mißmutig über diese Behandlung. Nie murrten oder klagten sie, weil sie eine schwerere Aufgabe als die anderen lösen mußten. Sie waren im Gegenteil für das ihnen vom Lehrer entgegengebrachte Vertrauen dankbar und begrüßten die Gelegenheit, ihr Verständnis dessen, was sie gelernt hatten, zu beweisen. Konnten sie die Aufgabe nicht während der Stunde lösen, so gaben sie sie nicht auf, sondern nahmen sie mit nach Hause, wo sie daran arbeiteten, bis sie die Lösung fanden. Mit was für einem Gefühl der Freude und des Sieges sie dann die Lösung dem Lehrer brachten, der sich stets mit ihnen freute!

Im menschlichen Leben scheinen zuweilen sehr schwierige Probleme an uns heranzutreten, nicht bloß körperlicher oder seelischer Art und Geldfragen, sondern auch die Umgebung, die Beziehungen oder die Veranlagung betreffend. Anstatt dem Selbstbedauern und der Entmutigung nachzugeben, sollten wir ihnen freudig und zuversichtlich entgegentreten und sie als Gelegenheiten erkennen, zu beweisen, daß Gott „eine Hilfe in den großen Nöten” ist.

„Prüfungen sind Beweise der Fürsorge Gottes”, hat unsere geliebte Führerin im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 66) geschrieben. Das heißt nicht, daß unser liebender Vater-Mutter-Gott Krankheit, Sünde und Leid sendet, um Seine Kinder zu quälen, sondern es heißt, daß Gott uns mit dem Heilmittel für alle diese Übel versieht, und daß Seine liebreiche Fürsorge in Zeiten der Anfechtung sich immer beweisen läßt.

Schon die Tatsache, daß ein Problem an uns herantritt, beweist, daß Gott uns die Fähigkeit gegeben hat, es zu lösen. Sie beweist auch, daß wir für den weiteren Fortschritt bereit sind, den die Lösung des betreffenden Problems mit sich bringt. Laßt uns also an unsere Probleme freudig und mit Siegeserwartung und jener Ausdauer, die bis zum vollständigen Gelingen ausharrt, herantreten. Wir können sicher sein, daß die Lösung unseres Problems, welcher Art es auch sei und so schwierig es uns auch scheinen mag, im göttlichen Gemüt schon feststeht. Halten wir uns dann in Zeiten der Anfechtung unerschütterlich an dieses Gemüt, so werden wir den Beweis der Fürsorge Gottes unfehlbar erlangen.

Im 32. Kapitel des 1. Buchs Mose lesen wir: „Und [Jakob] blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach”. Offenbar ist das Wort „Mann” nicht buchstäblich zu nehmen, sonst wäre Jakob ja nicht allein gewesen. Was veranlaßte dann Jakob zu ringen? Ein Problem, nämlich sein Verhältnis zu seinem Bruder Esau; denn Jakob fürchtete, daß Esau ihm Schaden zufügen werde. Mit dieser Furcht rang Jakob, „bis die Morgenröte anbrach”, d.h. bis er die Lösung gefunden hatte. Diese Lösung ist aus dem 10. Vers des 33. Kapitels des 1. Buchs Mose ersichtlich, wo berichtet ist, daß Jakob nach einer sehr herzlichen Begegnung mit Esau zu seinem Bruder sagte: „Denn ich sah dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht; und laß dir's wohl gefallen von mir”. Mit anderen Worten, durch Ringen mit seinem Problem, bis es gelöst war, erlangte Jakob jenes geistige Verständnis, das ihn befähigte, seinen Bruder nicht mehr als einen rachsüchtigen, zornigen Sterblichen, sondern als das Bild und Gleichnis Gottes zu sehen, das nur Herzensgüte zum Ausdruck bringt. So wurde ihm in dieser Prüfungszeit Gottes Fürsorge bewisen, und was er als schweres, gefahrdruhendes Problem angesehen hatte, veranlaßte ihn, sein Denken zu Gott zu erheben, wodurch er gesegnet wurde. „Gerade den Umstand, den dein leidender Sinn für schreckensvoll und quälend erachtet, kann Liebe”, wie Mrs. Eddy so schön geschrieben hat, „zu einem Engel machen, den du ohne dein Wissen beherbergst” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 574).

Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft kämpfte einst mit einem Problem, bei dem er heftige Schmerzen hatte. Lange hatte er versucht, sich die Wirklichkeit und Fortdauer von Harmonie und die Unwirklichkeit von Disharmonie und Schmerzen klarzumachen; aber die Schmerzen dauerten unvermindert fort. Dann kam ihm der Gedanke: Wäre es nicht schrecklich, wenn dies wirklich wäre! Wäre es nicht schrecklich, wenn dieser Schmerz von Gott geschaffen und erhalten und daher unzerstörbar wäre! Der nächste Gedanke war: Ich bin froh, daß er nicht wirklich ist! Und gleichzeitig erfüllte ihn eine tiefe Dankbarkeit dafür, daß Gott die Liebe ist, daß die Liebe keine Schmerzen, keine Leiden, keine Krankheit und keine Sorge schafft noch schaffen kann; daß Gott nicht zuläßt, daß etwas derartiges in Seinem vollkommenen Reiche besteht. Mitten in diesem stillen Lobund Danklied merkte der Schüler plötzlich, daß der Schmerz aufgehört hatte. Er war geheilt; er hatte einen Beweis der Fürsorge Gottes erlebt.

Jakobus gibt uns den Rat: „Achtet es für eitel Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen” oder Prüfungen „fallet”; und Paulus schreibt an die Römer: „Wir rühmen uns auch der Trübsale”. Es ist unmöglich, in Anfechtungen dankbar zu sein, wenn man an ihre Wirklichkeit und die vermeintliche Macht solcher Erlebnisse glaubt. Dankbarkeit geht Hand in Hand mit dem freudigen Erkennen der Unwirklichkeit des Bösen und der Wirklichkeit und Allheit des Guten. Und dieses Erkennen entspringt dem Verständnis der unfehlbaren Liebe und zärtlichen Fürsorge Gottes für alle Seine Kinder.

Wer sich demütig unter Gottes Macht und Schutz stellt, findet, daß sogar die schwierigsten Anfechtungen dem Siege des geistigen Verständnisses weichen und so für ihn Beweise der Fürsorge Gottes werden. Petrus schreibt: „So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch”.

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