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Einer Mutter heiliges Land

Aus der März 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt wohl kaum ein Argument, das den Neuling in der Christlichen Wissenschaft beharrlicher bedrängt als das, daß er sich in einer schwierigeren Lage befinde als ein anderer. Er hat eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, wenn es ihm klar wird, daß er seine unmittelbare Umgebung in geistige Begriffe übertragen muß, nicht unbedingt sich in eine neue Umgebung zu versetzen braucht. Die Stimme aus dem brennenden Busch ruft jetzt, wie sie vor alters Mose zurief: „Der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land”.

Diese allen Menschen reichlich gebotene Gelegenheit ist namentlich in dem Falle herrlich, wo eine Schülerin, die Mutter einer Familie ist, wenn die Christliche Wissenschaft in ihr Leben tritt, sie ergreift. Sie ist vielleicht von der „Sorge dieser Welt”, die „das Wort zu ersticken” droht, das sie durch gelegentliches Erkennen der Wahrheit empfangen hat, sehr in Anspruch genommen. Sie mag sehnsuchtsvoll nach ihrer Nachbarin sehen, deren freie Zeit unbegrenzte Gelegenheit zum Studieren und Nachdenken gibt. Aber wie bei allen anderen Menschen entfaltet sich der große Segen der Mutter, wenn sie ihre Gelegenheit wahrnimmt, ohne Unterlaß anzuwenden, was sie von der Wahrheit gelernt hat. Nur durch Beweisen jeder erfaßten Idee wird der Grund zu weiterem Wachstum gelegt. Ohne Beweis nützt Studieren wenig. Sie muß ihr Verständnis Gottes und der ewigen Kindschaft des Menschen unaufhörlich anwenden. In der Erkenntnis, daß alle wahren menschlichen Beziehungen die göttliche Wirklichkeit in gewissem Maße widerspiegeln, beginnt sie, ihre Beziehungen zu ihrer Familie in geistige Begriffe zu übertragen. Jeden Tag kann der sterbliche Glaube allerhand Ansprüche geltend machen, durch deren Umkehrung sie jenseits der materiellen Vorstellung den immer gegenwärtigen geistigen Menschen sieht.

Wie die Welt im allgemeinen hat sie ein Kind als eine in einem materiellen Körper ausgedrückte Person angesehen, die bis zur Volljährigkeit zu ihrem Vater und ihrer Mutter gehört. Infolgedessen waren ihre Gedanken wohl hauptsächlich, wenn nicht vollständig, auf die materielle Versorgung und Pflege dieser Kleinen gerichtet. Sie war gelehrt worden, daß Kinder sorgfältig bewacht und gewogen und ihre Körperwärme und viele sogenannte materielle Gesetze, die das körperliche Dasein und Wachstum zu beherrschen beanspruchen, beachtet werden müssen. Aber in dem Maße, wie sich im Bewußtsein der Mutter ein Verständnis des wirklichen Seins entfaltet, lernt sie diese Kleinen von einem andern Gesichtspunkte aus ansehen. Sie lernt verstehen, daß Gott die einzige Ursache und der einzige Schöpfer, der einzige Vater-Mutter ist, und daß der wirkliche Mensch Seine göttliche Idee ist. Sie lernt verstehen, daß das, was sie als ihre Kinder angesehen hat, in Wirklichkeit die Kinder des einen Vater-Mutter-Gottes sind. Dieser Gott kennt Seine Kinder nicht als materiell, sondern „in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit”, als geistige, rechte Ideen.

Jede Mutter muß also, wenn sie den Menschen als geistig erkennt, ihre Kinder von Rechts wegen als in Wirklichkeit geistig und mit den die Identität des Menschen in Gottes Gleichnis bildenden göttlichen Eigenschaften ausgerüstet ansehen. Im Verlauf dieses Vorgangs wendet sich ihre Aufmerksamkeit ganz natürlich von den körperlichen sogenannten Gesetzen ab, und sie beginnt, den sie und ihre Kinder regierenden geistigen Gesetzen zu gehorchen. Die Liebe beschützt sie auf Schritt und Tritt bei dieser Erfahrung und gibt ihr die für die nötige menschliche Pflege ihrer Lieben erforderliche Weisheit. Wie Abraham vor alters gibt sie ihre Lieben dem Vater aller zurück und opfert in dem Bewußtsein, daß Gott sie vor Schaden bewahrt, auf dem Altar der Wahrheit ihre falsche Vorstellung von menschlichem Besitz. Sie beginnt zu verstehen, daß Gesundheit kein materieller, sondern ein geistiger Zustand ist.

Indem sie so ihr Denken befreit, befreit sie ihre Kinder von ihrer falschen Auffassung von Besitz und von Furcht. Wenn sie Gott als den einzigen Vater und die einzige Mutter und Seine Kinder als geistige Ideen erkennt, erkennt sie auch, daß Er fähig ist, Seine Schöpfung zu regieren und für sie zu sorgen. Sie fürchtet nicht, daß ein materieller Besitz beschädigt oder ihr genommen werden kann. Wie die sunamitische Mutter kann sie zuversichtlich behaupten: Es ist „wohl”. Der Eltern Furcht ist wie eine finstere Wolke, die das Wirken des Gesetzes der Liebe verbirgt, und ihre Beseitigung vervollkommnet das Verwirklichen des Heims. Hagar, die ihres Sohnes Erbe suchte, war von Furcht oder Sorge, von Zweifel, Eigenwillen, materieller Unwissenheit, einem falschen Persönlichkeitsbegriff erfüllt, als sie „den Knaben unter einen Strauch warf ... und ihre Stimme aufhob und weinte”. Ähnliche tückische Einflüsterungen veranlaßten die Mutter der Kinder des Zebedäus, daß sie an Jesus herantrat, „vor ihm niederfiel und etwas von ihm bat”. Aber zu der vertrauenden kanaanäischen Mutter sagte Jesus, wie wir im 15. Kapitel des Evangeliums Matthäi lesen: „O Weib, dein Glaube ist groß! dir geschehe, wie du willst”. Und es heißt weiter: „Ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde”.

Das sterbliche Denken möchte die Mutter veranlassen, auf das materielle Wachstum des Kindes zu achten; aber sie beweist die Wahrheit hinsichtlich des Wachstums durch die Vergegenwärtigung, daß Gottes Kinder als Ideen des Gemüts in geistiger Vollkommenheit erwachsen sind. Rechte menschliche Entwicklung wird durch das Verständnis des wahren Seins, die Entfaltung der Schöpfung in rechtem Denken, harmonisch geleitet. Unsere Führerin hat dies in „Unity of Good” erklärt, wo sie schreibt (S. 61): „Dem materiellen Sinn erschien Jesus zuerst als ein hilfloses, menschliches Kind; aber für den unsterblichen und geistigen Blick war er eins mit dem Vater, war er die ewige Idee Gottes, die weder jung noch alt, weder tot noch auferstanden war—und ist”. Und sie fügt hinzu: „Die dem Erfassen ihrer Nichtsheit zusteuernde menschliche Wahrnehmung hält inne, weicht zurück und geht wieder voran; aber das göttliche Prinzip und der Geist und der geistige Mensch sind unveränderlich,—sie gehen weder voran, noch weichen sie zurück, noch halten sie inne”.

Während die Mutter Tag für Tag auf ihre Lieben achtet, mögen sich viele Charakterzüge, persönliche Eigenheiten, Einflüsterungen von körperlichen oder geistigen Begrenzungen zeigen. Sie muß wachsam sein, damit nicht diese anstatt ihrer Kenntnis geistiger Eigenschaften das Kind in ihrem Bewußtsein bestimmen. Besonders vor einem Argument, der materiellen Vererbung, muß sie sich hüten; denn der sterbliche Sinn beansprucht, jede Tatsache des geistigen Seins materiell nachzuahmen. Persönliche Ähnlichkeiten, Charakterzüge, Gewohnheiten des Denkens und Benehmens sprechen vereint dafür, daß Kinder ein körperliches Erbe haben. In Wirklichkeit ist Vererbung geistig, von unbegrenztem Umfange und vollkommener Beschaffenheit, und jedes Kind Gottes ist „ein individuelles Bewußtsein, das von dem göttlichen Geist als Idee, nicht als Materie gekennzeichnet ist” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 76). Der wirkliche Mensch kann von seinem Vater-Mutter-Gott nie getrennt werden. Seine Vererbung besteht daher darin, daß er Gott genau gleicht: durch Widerspiegelung hat er vollständige Bewegungsfreiheit, unbegrenzte Intelligenz, endlose Kraft, vollkommenes Gleichgewicht und unaufhörliche Versorgung mit der Substanz des Guten. Tag für Tag muß die Mutter für ihre Kinder dem Argument Körperlichkeit entgegentreten und in ihrem Bewußtsein den wahren Begriff vom Menschen Gottes aufbauen. So kann sie ihre Lieben segnen.

Aufgaben der Zucht und Leitung werden dadurch gelöst, daß man sich stets dem geistigen Weltall zuwendet und dessen Gesetze wirken läßt, ohne daß sie durch sogenannte menschliche Willenskraft oder Gewalt gehindert werden. Da jede geistige Idee unter der Rechtsgewalt des Gemüts steht, müssen menschliche Eltern nur sich und die falsche Auffassung ihrer Stellung als Eltern aus dem Bewußtsein entfernen: sie müssen beiseite treten und sehen, daß „die Herrschaft auf seiner Schulter ist”. Dies bedeutet durchaus nicht, daß Eltern von ihren Kindern keinen Gehorsam erwarten sollen. Mrs. Eddy zeigt in ihrer Lehre klar, daß Gehorsam äußerst wichtig ist. Gehorsam ist eine notwendige Forderung des Gesetzes der Liebe. Die Liebe ist immer die leitende Kraft, und dieses göttliche Prinzip verleiht der menschlichen Mutter die Weisheit, die strauchelnden Schritte zu leiten. Die Mutter kann durch Führung, Ermahnung und unablässiges metaphysisches Beschützen dazu beitragen, daß jeder menschliche Schritt der Führung Gottes gemäß erfolgt.

Wenn dann die Kleinen der unmittelbaren Obhut der Mutter entzogen mit einem andern als dem bisher gekannten Denken in Berührung kommen, bedarf die Mutter dringend der Führung, um die Ausbildung ihrer Kinder in der rechten Bahn zu halten. Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß alle wahre Erziehung darauf hinzielt, das Verständnis des geistigen Wesens des Menschen auszubilden. Die Erziehung eines Christlichen Wissenschafters, die seine notwendige Schulbildung durchdringen muß, besteht darin, daß sich ihm durch die Pflege des geistigen Sinnes die Erkenntnis entfaltet, daß sein und seines Mitmenschen wahres Selbst geistig ist. Diese Erkenntnis verdrängt nach und nach die falsche Erziehung, die auf der Vorstellung beruht, daß der Mensch ein materielles Lebewesen sei. Der Schüler lernt verstehen, daß er nicht unter den materiellen Gesetzen der Geburt, des Wachstums, der Reife, des Verfalls, des Todes, der Zeit, des Zufalls, des Glückes, des Geschicks, der Begrenzung, und der zahllosen abergläubischen Annahmen steht, in denen das nicht erweckte Denken immer noch befangen ist, sondern unter der Herrschaft des Gesetzes der Liebe. Hier findet die Mutter reichlich Grund zur Dankbarkeit für die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule, wo ihre Bemühungen jede Woche durch liebevolle Unterweisung ihrer Kinder in Gesellschaft anderer gleichgesinnter Kinder ergänzt werden und alle darauf bedacht sind, zu helfen und sich helfen zu lassen.

Berührung mit anderen Kindern in der Schule und beim Spiel kann die Annahmen Krankheit und Ansteckung bringen. Die wachsame Mutter kehrt sie um, da sie weiß, daß alle Kinder Gottes ihr Dasein im Bereiche des Geistes haben und daher nur Liebe gegeneinander zum Ausdruck bringen. Wenn sie sich dies klar macht, werden die Kinder frei von Ansteckung, Malpraxis oder dem Glauben, daß das Böse sich in der Form von Körperverletzung ausprägen könne.

Durch dieses ganze geistige Denken gibt die Mutter nicht nur, sondern sie empfängt auch. Sie lernt durch Berührung mit der Einfachheit des kindlichen Gedankens jenen Glauben und jene Demut, durch die „ihre Engel im Himmel allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel sehen”. Indem sie Tag für Tag ihre Aufgaben ausarbeitet, werden ihr in ihrem Leben die Beweise zuteil, die nach den Worten unserer geliebten Führerin die Übertragung von einer körperlichen zu der geistigen Auffassung des Seins kennzeichnen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 115): „Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit”. „Wider solche”, sagt Paulus, „ist das Gesetz nicht”.

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