Es gibt wohl kaum ein Argument, das den Neuling in der Christlichen Wissenschaft beharrlicher bedrängt als das, daß er sich in einer schwierigeren Lage befinde als ein anderer. Er hat eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, wenn es ihm klar wird, daß er seine unmittelbare Umgebung in geistige Begriffe übertragen muß, nicht unbedingt sich in eine neue Umgebung zu versetzen braucht. Die Stimme aus dem brennenden Busch ruft jetzt, wie sie vor alters Mose zurief: „Der Ort, darauf du stehst, ist ein heilig Land”.
Diese allen Menschen reichlich gebotene Gelegenheit ist namentlich in dem Falle herrlich, wo eine Schülerin, die Mutter einer Familie ist, wenn die Christliche Wissenschaft in ihr Leben tritt, sie ergreift. Sie ist vielleicht von der „Sorge dieser Welt”, die „das Wort zu ersticken” droht, das sie durch gelegentliches Erkennen der Wahrheit empfangen hat, sehr in Anspruch genommen. Sie mag sehnsuchtsvoll nach ihrer Nachbarin sehen, deren freie Zeit unbegrenzte Gelegenheit zum Studieren und Nachdenken gibt. Aber wie bei allen anderen Menschen entfaltet sich der große Segen der Mutter, wenn sie ihre Gelegenheit wahrnimmt, ohne Unterlaß anzuwenden, was sie von der Wahrheit gelernt hat. Nur durch Beweisen jeder erfaßten Idee wird der Grund zu weiterem Wachstum gelegt. Ohne Beweis nützt Studieren wenig. Sie muß ihr Verständnis Gottes und der ewigen Kindschaft des Menschen unaufhörlich anwenden. In der Erkenntnis, daß alle wahren menschlichen Beziehungen die göttliche Wirklichkeit in gewissem Maße widerspiegeln, beginnt sie, ihre Beziehungen zu ihrer Familie in geistige Begriffe zu übertragen. Jeden Tag kann der sterbliche Glaube allerhand Ansprüche geltend machen, durch deren Umkehrung sie jenseits der materiellen Vorstellung den immer gegenwärtigen geistigen Menschen sieht.
Wie die Welt im allgemeinen hat sie ein Kind als eine in einem materiellen Körper ausgedrückte Person angesehen, die bis zur Volljährigkeit zu ihrem Vater und ihrer Mutter gehört. Infolgedessen waren ihre Gedanken wohl hauptsächlich, wenn nicht vollständig, auf die materielle Versorgung und Pflege dieser Kleinen gerichtet. Sie war gelehrt worden, daß Kinder sorgfältig bewacht und gewogen und ihre Körperwärme und viele sogenannte materielle Gesetze, die das körperliche Dasein und Wachstum zu beherrschen beanspruchen, beachtet werden müssen. Aber in dem Maße, wie sich im Bewußtsein der Mutter ein Verständnis des wirklichen Seins entfaltet, lernt sie diese Kleinen von einem andern Gesichtspunkte aus ansehen. Sie lernt verstehen, daß Gott die einzige Ursache und der einzige Schöpfer, der einzige Vater-Mutter ist, und daß der wirkliche Mensch Seine göttliche Idee ist. Sie lernt verstehen, daß das, was sie als ihre Kinder angesehen hat, in Wirklichkeit die Kinder des einen Vater-Mutter-Gottes sind. Dieser Gott kennt Seine Kinder nicht als materiell, sondern „in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit”, als geistige, rechte Ideen.
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