Nichts kommt an Wichtigkeit einem Verständnis des wahren Wesens Gottes und des Menschen und der zwischen ihnen bestehenden Beziehung gleich. Dieses Verständnis, das die Menschen allmählich erlangten, wie aus der Bibel hervorgeht, erreicht in der Lehre der Christlichen Wissenschaft seinen Höhepunkt. Sein Wert liegt hauptsächlich darin, daß es die Menschen befähigt, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen—zwischen Gut und Böse, der Wahrheit und dem Irrtum, dem Geist und der Materie—zu unterscheiden, und daß sie durch dieses Unterscheiden das Falsche zurückweisen und das Wirkliche als wahres Bewußtsein behalten können. Und auf diese Art kommt beim christlich-wissenschaftlichen Ausüben Heilung zustande.
Was für ein Verständnis von Gott und dem Menschen und von der zwischen ihnen bestehenden Beziehung gibt nun die Christliche Wissenschaft? Sie lehrt, daß Gott als der Geist, das Gemüt, das Prinzip unendlich ist, daß Er die eine und einzige Ursache oder der alleinige Schöpfer ist, und daß der Mensch die Idee des Gemüts ist. Hat man die Wahrheit über Gott und den Menschen erkannt, so wird ihre Beziehung zueinander offenbar und erweist sich als eine unzertrennliche Beziehung, die immer bestand und auf ewig fortbestehen muß. Und was könnte diese ewige Beziehung besser zum Ausdruck bringen als die in der Christlichen Wissenschaft häufig gebrauchten Begriffe „Vater” und „Sohn” oder „Vater-Mutter” und „Sohn”?
Ohne Zweifel suchte Christus Jesus den Menschen die Wahrheit der Vaterschaft Gottes zu übermitteln. Nach dem Bericht des Matthäus sagte er: „Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist”. Paulus lehrte dasselbe; denn er schrieb an die Römer: „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind”. Und Johannes sagt in seinem ersten Briefe: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder”. Es steht daher fest, daß der Meister und seine treuen Nachfolger die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen als eine Beziehung zwischen Vater und Sohn verstanden.
Wie wirkt sich dieses Verständnis aus? Es greift den Glauben, daß der Mensch sowohl geistig als auch materiell sei, unmittelbar an der Wurzel an. Denn da Gott der Geist oder das Gemüt und der Mensch die Idee des Gemüts ist, muß der Mensch ganz und gar geistig sein. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 476 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Gott ist das Prinzip des Menschen, und der Mensch ist die Idee Gottes. Folglich ist der Mensch weder sterblich noch materiell”, woraus klar hervorgeht, daß der Mensch geistig ist. Da Gott überdies vollkommen ist, muß Seine Idee, der Mensch, ebenfalls vollkommen sein. Daher konnte unsere Führerin schreiben (in dems. Buche, S. 475): „Der Mensch ist geistig und vollkommen, und weil er geistig und vollkommen ist, muß er in der Christlichen Wissenschaft so verstanden werden”.
Die Wahrheit ist also, daß der Mensch, der wirkliche Mensch, die geistige Idee Gottes, das Ebenbild Gottes ist, und daß er die vollkommenen Eigenschaften Gottes widerspiegelt. Der geistige Mensch ist somit harmonisch, glücklich, freudig, gesund und zufrieden. Erfaßt man dies, so wird man gewahr, daß alles Leiden, alles Leid und alle Sünde, die im menschlichen Leben anscheinend vorherrschen, unwirklich sind. Man wird sich der tiefen geistigen Tatsache bewußt, daß, da Gott vollkommen ist, der geistige, wirkliche Mensch unmöglich anders als vollkommen sein kann, und daß der Mensch das, was die Menschen Krankheit und Sünde nennen, nie erleben kann. „Der Mensch ist”, wie Mrs. Eddy auf Seite 393 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt, „niemals krank, denn Gemüt ist nicht krank, und die Materie kann es nicht sein”.
Wie oft haben nicht schon Schüler der Christlichen Wissenschaft mit Hilfe dieses unbedingt wahren Satzes die Krankheitsannahme zerstört! Und das Verständnis, daß der Mensch als die Idee Gottes vollkommen ist, sollten alle erlangen, die sich gegen Krankheit und Sünde schützen und sich oder andere heilen wollen, falls sie sich von der Lüge, daß das Unvollkommene irgendwie wirklich sei, vorübergehend sollten haben täuschen lassen. Aus diesem Grunde vertiefen sich die Christlichen Wissenschafter so eifrig in ihre Lehrbücher, die Bibel und die Schriften der Mrs. Eddy. Die Materie und das Böse erscheinen dem sterblichen oder materiellen Sinn wirklich, und nur dadurch, daß man im Denken beständig bei den ewigen Wahrheiten des Seins verweilt und ohne Unterlaß um geistiges Verständnis betet, trägt man den Sieg über die Trugvorstellungen des sterblichen Gemüts davon.
Welche Freude doch der Gedanke bereitet, daß wir durch die Christliche Wissenschaft ein sicheres Verständnis der Wirklichkeit erlangen können; daß dieses Verständnis uns befähigt, alles Falsche oder Unwirkliche aufzudecken und ihm so den Eintritt in unser Bewußtsein zu verweigern; und daß es uns in den Stand setzt, mehr dem göttlichen Prinzip gemäß zu leben! Tut dieses Verständnis nicht allen not? Wie soll denn sonst das Menschengeschlecht von den Lasten des materiellen Sinnes errettet, geheilt und befreit werden? Im 21. Kapitel der Offenbarung des Johannes steht geschrieben: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen”. Die Christliche Wissenschaft erfüllt diese Weissagung dadurch, daß sie der Menschheit die Erkenntnis Gottes und des Menschen mitteilt.
