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Richtige Wahrnehmung

Aus der Juli 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein Künstler prüft ein Gemälde nicht mit dem Vergrößerungsglase, um es zu würdigen, auch betrachtet er es nicht aus zu großer Entfernung, noch kehrt er ihm den Rücken. Ein richtiges Urteil über das Bild kann man am besten von einem Platze aus gewinnen, von dem aus man die Einzelheiten des Gegenstandes in ihrer rechten Beziehung zum Ganzen sehen kann. Ebenso stellt man sich, wenn man ein breites Tal oder einen schönen Berg betrachtet, nicht vor einen Felsen oder einen im Blickfeld stehenden Baum; denn dadurch würde die allgemeine Aussicht verdeckt und der Gegenstand in unmittelbarer Nähe entstellt. Von einem freien Punkte aus kann man das ganze Gelände in der richtigen Perspektive überblicken und die vor einem ausgebreitete Schönheit und Pracht erfassen.

Das sogenannte menschliche Selbst wird nur dann richtig eingeschätzt und seine Beziehung für den denkenden Menschen befriedigend richtig gestellt, wenn die wahre Selbstheit in der rechten Perspektive, d.h. vom erhabenen Standpunkte der göttlichen Wissenschaft aus gesehen wird. Von einem Standpunkte außerhalb der Wissenschaft aus, d.h. von der Annahme aus gesehen, daß der Körper der Sitz des Gemüts sei, erscheint das menschliche Selbst in ähnlichem Mißverhältnis wie der Baum für den, der unmittelbar davor steht. Dieses entstellte Bild, auf dem das menschliche Selbst immer im Vordergrund steht, vernichtet die Harmonie des Menschen und verursacht Furcht und ihre üblen Folgen. Diese Übel—Sünde, Krankheit und Tod—werden dadurch berichtigt, daß man den Gesichtspunkt ändert, d.h. daß man den Menschen von der Materie oder dem sterblichen Körper getrennt als Gottes geistige Widerspiegelung sieht.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, hat im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” und in ihren anderen Schriften so viel Wertvolles über das Selbst geschrieben, daß man gut daran tut, sich in diese Bücher zu vertiefen, um aus maßgebender Quelle zu erfahren, was die Christliche Wissenschaft offenbart.

Die Konkordanzen zu Wissenschaft und Gesundheit und den anderen Schriften der Mrs. Eddy weisen eine Anzahl Wörter auf, die die Verfasserin gebraucht, um Eigenschaften darzustellen, die zu vermeiden und zu überwinden sind, wie Eigenliebe, Eigenwillen und Selbstverdammung, lauter mit einer falschen Auffassung vom Selbst verknüpfte Eigenschaften. Andere Wörter stellen Eigenschaften dar, die zu pflegen und zum Ausdruck zu bringen sind, wie Selbstvergessenheit, Selbstverleugnung und Selbstaufopferung, Eigenschaften, die uns den wahren Blick für die geistige Selbstheit gewinnen helfen. Gründliches Sichvertiefen gemäß den erwähnten Richtlinien enthüllt die Tatsache, daß Fleisch und Bein nicht die wahre Selbstheit ist. In ihrer Erklärung des Menschen sagt Mrs. Eddy unter anderem (Wissenschaft und Gesundheit, S. 475): „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und andern materiellen Elementen”; und sie fährt weiter unten fort: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich”. Dies bezieht sich sicher nicht auf die Körperlichkeit oder die endliche Persönlichkeit. Es offenbart, daß das wirkliche Selbst kein von Gott getrenntes Dasein hat.

Betrachtet man die wahre Selbstheit von dem Gesichtspunkte aus, den die Christliche Wissenschaft gewährt, so wird man den sogenannten materiellen Körper weder lieben noch hassen. Manche Anhänger irriger Glaubensanschauungen peinigen den Körper auf allerlei Arten in dem Bemühen, in geistiger Gnade zu wachsen. Dies ist nicht das Verfahren geistiger Läuterung in der Christlichen Wissenschaft. Selbstzüchtigung führt nicht zu dem gewünschten Ziel, dem Erlangen des Himmelreichs. Da sie falsche Gedanken nicht heilt, kann sie den Körper nicht heilen.

Um wissenschaftlich zu sehen, daß es kein von Gott getrenntes Selbst gibt, bedarf es wahrer Demut, einer Eigenschaft, die Mrs. Eddy mit Selbsterkenntnis und Liebe verbindet, wenn sie drei wichtige Schritte nennt, die zu machen sind, um aus der falschen, materiellen Auffassung vom Selbst herauszukommen (vgl. Miscellaneous Writings, S. 355). Selbsterkenntnis, Demut und Liebe führen aus der falschen Auffassung vom Selbst heraus. Die Liebe, das Gegenteil der falschen, materiellen Auffassung von Liebe, das Gegenteil der Eigenliebe oder der Liebe einer Person, muß die Stelle der falschen Auffassung einnehmen, soll der wahre Gesichtspunkt erhalten bleiben. Die Liebe, die gefordert wird, „ist langmütig und freundlich, ... sie blähet sich nicht, ... sie rechnet das Böse nicht zu”. Selbsterkenntnis, Demut und Liebe befähigen uns, das Treiben des sogenannten sterblichen Gemüts zu verstehen und den falschen Sinn zu vernichten, der fürchtet, er könne verletzt oder krank werden und sterben, Mangel an etwas leiden oder vernachlässigt werden.

Ein hochgeschätztes Wort im heutigen Wortschatz der Sterblichen ist „Persönlichkeit”; aber Persönlichkeit ist ein Fels, an dem eine rechte Perspektive zerschellen kann. Die Sterblichen beurteilen sich nach dem Zeugnis des persönlichen Sinnes, mit andern Worten, nach der Persönlichkeit. Wie unähnlich der dem geistigen Sinn geoffenbarten wahren Individualität erweist sich bei genauer Betrachtung die endliche Persönlichkeit, und wie leer erweisen sich oft die auf menschlichem Wissen beruhenden geistigen Fähigkeiten! Wer nicht wissenschaftlich denkt, findet eine Person schön, und er bewundert den Gegenstand seines Denkens. Er findet jemand anders häßlich, und es regt sich ein Gefühl der Abneigung in ihm. Er hält jemand für gut und betet dieses persönliche Heiligtum an, und jemand anders für böse und dünkt sich berechtigt, diesen Gegenstand persönlicher Auffassung zu verabscheuen und so gegen andere Gefühle zu hegen, wie sie ihm seine Auffassung von Persönlichkeit vorschreibt. Und er empfindet und handelt in dieser Weise, weil er das wahre Selbst noch nicht vom erhabenen Standpunkt der Wissenschaft aus gesehen hat.

Wer wissenschaftlich denkt, trennt die Person von seinem Begriff vom wahren Selbst, indem er dem Materiellen jede wirkliche Wesenheit abspricht und geltend macht, daß die Schönheit und Vollkommenheit der geistigen Individualität wirklich ist, wodurch er sich und der ganzen Welt hilft; denn auf diese Art wird die Liebe bekundet. Wer recht denkt, ist barmherzig. Er will den Nebel, der das Falsche als wahr erscheinen läßt, vertreiben helfen. Bittet ihn ein Kranker oder Sünder um Hilfe, so kann er, wenn er eine mentale Behandlung gibt, recht oder wissenschaftlich denken, weil er das wirkliche, geistige Selbst sieht und durch materiellen Anschein nicht getäuscht wird. Er erkennt, daß das wirkliche Selbst kein schwacher, kranker oder sündiger Sterblicher ist und weist so den lügnerischen Anspruch der materiellen Sinne zurecht. Daß er gerechtfertigt ist, wenn er dies von sich und anderen erklärt, geht aus den Worten der Mrs. Eddy hervor: „Der wissenschaftliche Mensch und sein Schöpfer sind hier; und du wärest nichts anderes als dieser Mensch, wenn du die fleischlichen Wahrnehmungen dem geistigen Sinn und der geistigen Quelle des Seins unterordnetest” (Unity of Good, S. 46).


Wer Sonnenschein in das Leben anderer bringt, kann sich nicht davon ausschließen.—

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