Jedermann hat das Verlangen nach Kameradschaft; aber obgleich dieses Verlangen berechtigt ist, scheint es doch oft unbefriedigt zu bleiben. Es kann den Anschein haben, daß gute Kameraden schwer zu finden sind; oder es kann einen beständig die Furcht quälen, man könne die Gefährten, die man hat, verlieren; oder man kann bei der Trennung von einem geliebten Gefährten glauben, man erleide einen Verlust und trage Leid um ihn. Nur durch die Christliche Wissenschaft wird untrügliche Kameradschaft bewiesen und das Verlangen danach dauernd befriedigt.
Die Anwendung der Christlichen Wissenschaft auf das Problem Kameradschaft kann in einer Hinsicht mit dem Prüfen gewisser Nahrungsmittel verglichen werden. Diese Untersuchungen dienen zur Feststellung der Reinheit der untersuchten Nahrungsmittel. Sie sind ein Schutz gegen Fälschungen. Unsere Annahmen über Kameradschaft sollten viel mehr der Prüfung unterzogen werden, damit nur das, was rein ist, erhalten werde. Ein Wörterbuch erklärt das Zeitwort „verfälschen” als „fälschen durch Vermischen mit geringeren Bestandteilen”.
Das uns von Gott gespendete Gute ist unverfälscht. Der Glaube, daß sich das Gute und das Böse vermischen — daß unsere Freudigkeit nicht rein sein könne, sondern mindestens mit ein wenig Freudlosigkeit verbunden sein müsse — ist in der Bibel oft verurteilt. Aber ohne das durch die Christliche Wissenschaft übermittelte wahre Verständnis der Bibel läßt man sich durch diesen irrigen Glauben an Verfälschung leicht täuschen. Die Schüler der Christlichen Wissenschaft sind dankbar, daß sie durch ihr Ergründen die wissenschaftliche Erkenntnis erlangen, durch die sie die Mahnung des Paulus befolgen können: „Prüfet aber alles, und das Gute behaltet”.
Wahre Kameradschaft ist geistig, ist ein Geschenk der göttlichen Liebe. Folglich brauchen wir sie nie zu missen, und dieses Verständnis befreit uns von dem Glauben an Einsamkeit. Man kann jedoch durch den falschen Glauben, daß Kameradschaft rein persönlich und eine Vermischung von Gut und Böse sei, scheinbar daran gehindert werden, diese gute Gabe zu genießen. Man könnte fragen: Wie können unsere Gefährten völlig gut sein? Die Antwort auf diese Frage wird verständlich, wenn man innehält und bedenkt, daß Kameradschaft stets ein Gesinnungszustand ist. Unsere Denkungsart ist für die Wahl unserer Freunde und unsere Freude an ihrer Gesellschaft bestimmend. Wenn wir verstehen, daß Kameradschaft geistig ist, sehen wir ein, daß wir, sobald wir gelernt haben, uns diese Tatsache zu vergegenwärtigen, gute Gefährten — wahre Gedanken — stets bei uns haben können. Gott gibt sie, und wir erlangen durch das Ergründen der Bibel und des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy die wissenschaftliche Kenntnis, die uns befähigt, die zu uns kommenden Gedanken zu prüfen und die echten zu erkennen und anzunehmen.
Den Tag damit beginnen, daß man sich in die Lektionspredigt vertieft, gibt einem am Morgen wahre Kameradschaft und hilft einem, sich bewußt an die Ideen Leben, Wahrheit und Liebe zu halten. Diese Ideen sind gute Gefährten; denn sie geben uns ein untrügliches Gefühl zärtlicher Liebe, des Schutzes und der Führung. Ihre Erleuchtung hilft uns auch wahre Kameradschaft zum Ausdruck bringen; denn durch sie haben wir etwas mit anderen zu teilen. Diese Kameradschaft mit edlen, liebevollen geistigen Ideen befähigt uns, Unedles, Liebloses und Falsches zurückzuweisen. Wer solche Kameradschaft einmal genossen hat, will keine Fälschungen; er erkennt die Unwirklichkeit einer sogenannten Liebe, die Eifersucht und Selbstsucht in sich schließt; er erkennt die Verfälschung der Wahrheit in einer Unterhaltung, die Klatsch und Tadel enthält; er entdeckt den Irrtum in dem falschen Vorwand, daß genaue Kenntnis des Bösen und eigene Erfahrung darin notwendig seien, um das Leben völlig zu verstehen; denn er hat verstehen gelernt, daß Gott das Leben ist. Somit findet er auf natürliche Art Freunde, in deren Gesellschaft er wahre Gedanken denken und austauschen kann, und er weiß gewiß, daß Gott sein Bedürfnis hinsichtlich wahrer Kameradschaft befriedigt.
Ein Schüler der Christlichen Wissenschaft kann sich in Gesellschaft von Menschen befinden, die sich mit Dingen befassen, die nach seiner durch die Christliche Wissenschaft erlangten Erkenntnis nicht dem geistigen Leben, das Gott gibt, sondern einer verfälschten Lebensauffassung angehören. Dann kann er versucht sein zu glauben, er müsse, um ein guter Freund zu sein, dasselbe tun. Wendet der Schüler aber die Proben an, wozu seine Kenntnis der Wissenschaft ihn befähigt, so sieht er, daß dieser Einwand falsch ist. Er sieht, daß seine wirklichen Gefährten geistige Ideen sind, denen er treu sein muß, wenn er ihre Gesellschaft nicht verlieren will.
Auf Seite 359 und 360 in Wissenschaft und Gesundheit vergleicht Mrs. Eddy einen Christlichen Wissenschafter mit einem Künstler, der sagt: „Ich habe geistige Ideale, die unzerstörbar und herrlich sind. Wenn andere sie sehen, wie ich sie sehe, d.h. in ihrem wahren Licht und ihrer wahren Lieblichkeit, und wissen, daß diese Ideale wirklich und ewig sind, weil sie nach der Wahrheit gezeichnet sind — dann werden sie gewahr werden, daß durch eine richtige Wertschätzung des Wirklichen nichts verloren, sondern alles gewonnen wird”. Der Christliche Wissenschafter weiß, daß er in seiner wirklichen Wesenseinheit Gottes Kind ist und nur das Rechte will und es auch tut. Die Nutzbarmachung seiner wissenschaftlichen Kenntnis von Gott und dem Menschen befreit ihn von dem, was der Irrtum ihm auferlegen und womit er ihn täuschen will. Die Weigerung, das Unrecht zu tun, das andere tun, beraubt uns keiner menschlichen Kameradschaft; denn wenn es uns auch von einigen Menschen trennen mag, wird es uns doch sicher die Achtung anderer einbringen, deren Gesellschaft wertvoller ist.
Wahre Kameradschaft gibt selbstlose Freudigkeit, und wir sollten unsere Freundschaften daraufhin prüfen. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 57): „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren. Es ist selbstlos; daher kann es nicht allein bestehen, sondern verlangt, daß die ganze Menschheit es teile”. Der Christliche Wissenschafter ist für wahre Freundschaft — für ihre Treue und Beständigkeit und für die ihm dadurch gebotene Gelegenheit, Gutes mit anderen zu teilen — dankbar. Er befürchtet keinen Verlust wahrer Freundschaft; denn er weiß, daß Gott sie erhält, und daß sie in Seinem Gewahrsam geborgen ist. Auch ist es für sein Glück nicht unerläßlich, daß er beständig in Gesellschaft derer ist, die er als seine vertrauten Freunde ansieht. Trennung von seinen Freunden kann dazu führen, daß der Schüler mehr Gelegenheit findet, in anderen das Gute zu sehen und ihnen gegenüber Gutes zum Ausdruck zu bringen. Es kann ihm auch helfen, sein Glück unmittelbar bei Gott, der Quelle alles Guten, zu suchen.
Durch das Anwenden der Christlichen Wissenschaft erlangen viele einen weiteren Begriff von menschlicher Kameradschaft; denn sie lernen zuerst an der Gesellschaft geistiger Ideen — einer wirklichen, dauernden und befriedigenden Gesellschaft — Freude finden.
