Infolge falscher Erziehung hat das menschliche Denken das Zeugnis der sogenannten materiellen Sinne, daß das Leben sterblich sei und Anfang und Ende habe, für wahr gehalten. Denn für diese Sinne hat es den Anschein, daß Materie das Leben schaffe, erhalte und vernichte. Während die Menschen diese Annahmen glauben, sich aber dennoch an die Hoffnung auf Unsterblichkeit klammern, haben sie unbestimmt und gedankenlos angenommen, daß das ewige oder endlose Leben nach der Erfahrung, die Tod genannt wird, beginne.
Aus diesen Theorien und Annahmen wurde das Denken der Mary Baker Eddy durch die geistige Offenbarung und Entdeckung der Christlichen Wissenschaft herausgehoben, die ihr zuteil wurde, weil sie für die Wahrheit des Seins, die geistige Wahrheit, die Christus Jesus durch Lehre und Beispiel darbot, empfänglich war. Mrs. Eddy wurde durch geistiges Innewerden und Unterscheiden zu der Erkenntnis geführt, daß Christus Jesus sein Denken und somit seine Worte und Werke auf die Wahrheit gründete, daß Gott das göttliche Prinzip oder der Schöpfer des Menschen und des Weltalls ist, und daß, da Gott der Geist ist und gut ist, Seine Schöpfung, der Mensch und das Weltall, geistig, gut, harmonisch und vollkommen ist.
Indem Mrs. Eddy dem Beispiel des Meisters folgte, nahm sie diese Wahrheiten über Gott und den Menschen als die Voraussetzung an, von der sie die Tatsache ableitete, daß alle materiellen Annahmen oder ungeistigen Gedanken und ihre Vergegenständlichungen oder Bekundungen unwirklich sind. Diese materiellen Annahmen und Bekundungen, die die Christliche Wissenschaft bloßstellt und verneint, wie Christus Jesus es tat, schließen alle mit der Vorstellung von Zeit verknüpften begrenzenden Theorien —äußerste Unreife und Unbeständigkeit der Jugend, Zerfall und Unfähigkeit des hohen Alters, den Gedanken, daß das Leben und das Gute Anfang und Ende haben — mit einem Wort, Sterblichkeit in sich. Mrs. Eddy sah, daß alles, was einen Anfang hat, auch ein Ende haben muß; daß daher des Menschen Unsterblichkeit oder Leben mit dem menschlichen Zeitbegriff nichts zu tun hat, weil der zum Bild und Gleichnis Gottes, des ewigen Geistes, der Wahrheit, geschaffene Mensch geistig wahr ist. Welch herrliche Gewißheit diese geistige Lehre bietet! Gott, das unveränderliche Gute, das unsterbliche Leben, die unendliche, allumfaffende Liebe schließt die Unveränderlichkeit und Unsterblichkeit des Menschen, seine Gesundheit, sein Glück, seinen Frieden, seine Freiheit — alles Gute — in sich und teilt sie mit.
Mrs. Eddy weist in ihrer Auslegung eines Teils des 1. Buchs Mose im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 502) nach Anführung des 1. Verses des 1. Kapitels: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde” auf das ewige Wesen der wahren Schöpfung mit den Worten hin: „Das Unendliche hat keinen Anfang. Das Wort Anfang wird gebraucht, um das Einzige zu bezeichnen — d.h. die ewige Wahrheit und Einheit von Gott und dem Menschen, einschließlich des Universums”. Wie die Vernunft uns versichert, daß alles im unumschränkten Sinn Wahre ewig sein muß und weder Anfang noch Ende hat, so liefert uns sowohl die Vernunft als auch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft die Gewißheit der Unsterblichkeit des wirklichen oder geistigen Menschen, „der weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens hat”. Was wir daher jetzt lernen müssen ist, daß des Menschen wahres Wesen und Sein geistig sind. Denn wenn wir diese Tatsache erfassen und uns aneignen, indem wir unser Denken und Leben damit in Übereinstimmung bringen, erlangen wir zuerst einen Schimmer und gewinnen dann allmählich eine klare Vorstellung davon, daß des Menschen Unsterblichkeit jetzt Tatsache ist.
Christus Jesus legte klar dar und bewies vollständig, daß diese Lehre befriedigend, zweckdienlich und beweisbar ist. Ebenso legte Mrs. Eddy es in ihren Schriften einfach dar, und Tausende von Männern, Frauen und Kindern bestätigen es täglich unanfechtbar in ihren christlich-wissenschaftlichen Beweisen über Sünde, Krankheit, Leid, Mangel — ja, über Mißklang in jeder Erscheinungsform.
Die Grundlage aller Mißhelligkeiten des menschlichen Lebens ist der Glaube, daß der Mensch aus der Materie hervorgehe und daher Anfang und Ende habe. Dieser Glaube, daß das Dasein begrenzt und von der Materie abhängig sei, erzeugt natürlich Furcht, Selbstsucht und Sinnlichkeit,— die Ursachen der Schmerzen und Leiden, die sich selber zerstören, da sie die Menschheit schließlich von der Materie wegund zu Gott, dem Geist, hinlenken. Dann lernt man durch die Christliche Wissenschaft verstehen, daß die Grundlage der unsterblichen Harmonie der wahre Begriff vom Ursprung des Menschen, d.h. die Wahrheit ist, daß der Mensch, das Kind oder der Ausdruck Gottes, des Gemüts, in der Seele, dem unendlichen, allumfassenden geistigen Bewußtsein lebt, das keinen Bestandteil von Mißklang oder Zerstörung enthält.
Das ist keine übersinnliche Schwärmerei, sondern praktisches, beweisbares Christentum. Denn alle christlich-wissenschaftlichen Beweise der Unwirklichkeit von Krankheit und Mißklang, von Sünde und Leid werden wie die eindrucksvollen Werke des Beispielgebers Christus Jesus auf der Grundlage dieser geistigen Tatsachen erbracht. Es ist in der Tat ermutigend und erhebend zu erkennen, daß, wenn man sich beim Heilen von Krankheit erfolgreich an Gottes Gesetz der Einmütigkeit wendet, daran festhält und es anwendet, sich die Tatsache der gegenwärtigen Unsterblichkeit des Menschen bestätigt.
Sind irgend welche der mit dem Gedanken an das sogenannte hohe Alter verknüpften begrenzenden und schwächenden menschlichen Annahmen mit Hilfe des angewandten geistigen Verständnisses von des Menschen wahrem Sein und Stand bestritten, verworfen und umgekehrt worden, so ist dem Grundirrtum Sterblichkeit, der Annahme, daß das Gute und das Leben Anfang und Ende haben, ein entscheidender Schlag versetzt worden. In diesem Zusammenhang verdienen die an Martha gerichteten Worte Christi Jesu Beachtung: „Wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben”. Und jeder heutige Jünger kann des Meisters daran anschließende Frage: „Glaubst du das?” sehr wohl als an ihn gerichtet ansehen.
Das durch die Christliche Wissenschaft gewährte Licht geistigen Verständnisses offenbart, daß Güte, Gesundheit, Harmonie, Friede, Freiheit, Leben — alle Gottesgaben — ohne Anfang sind und im Reiche des immer gegenwärtigen geistigen Bewußtseins unveränderlich bestehen, und daß das Böse, Mißklang, Krankheit und Tod — lauter Begleiterscheinungen und Folgen materieller Annahme — nie einen Anfang nahmen, weil sie kein Teil von Gottes Schöpfung oder von Gottes allumfassendem Bewußtsein sind. Die folgerichtige Anwendung dieser Wahrheiten führt zu einer beträchtlichen und ermutigenden Verwirklichung der Erklärung der Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 584): „Die Dinge der Zeit und des Sinnes verschwinden in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses, und Gemüt bemißt die Zeit nach dem Guten, das sich entfaltet. Dieses Entfalten ist Gottes Tag „und wird keine Nacht da sein‘”.
