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„Zu wachen und zu beten”

Aus der Januar 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unser großer Meister Jesus der Christus veranschaulichte und betonte in seiner Lehre und durch sein Leben beständig Wachsamkeit. Mehrere seiner schönsten Gleichnisse waren dazu bestimmt, seinen Zuhörern die Notwendigkeit einzuprägen, wachsam und auf der Hut zu sein. In genauer Übereinstimmung mit den Lehren unseres Meisters prägt auch unsere verehrte Führerin Mary Baker Eddy ihren Nachfolgern den großen Wert der Wachsamkeit und Vorsicht ein. Jeder, der der christlich-wissenschaftlichen Kirche beitritt, pflichtet folgendem bei: „Wir geloben feierlich, zu wachen und zu beten, daß das Gemüt in uns fei, das auch in Christus Jesus war; anderen zu tun, was wir wollen, daß sie uns tun follen, und barmherzig, gerecht und rein zu sein” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 497; Handbuch, S. 16).

Die Christliche Wissenschaft ist nicht etwas, dem man bloß beipflichtet, sondern sie schärft uns die Tatsache ein, daß es ein Leben gibt, das zu leben ist, daß die Wahrheit zu beweisen und die reine Wissenschaft nutzbar zu machen und anzuwenden ist. Die Liebe ist wirksam, die Wahrheit ist kraftvoll, das Leben tatkräftig. Die wahre Wissenschaft ist nicht eine Sache des Redens sondern des Handelns. Ihre lebendigen Wahrheiten sind beweisbar und müssen in unserem Leben zum Ausdruck kommen. Es ist etwas Schönes, einen Kraftwagen zu besitzen. Wird er aber nicht mit Benzin versehen und nicht benützt, so kommen wir nirgends damit hin. Die Kilometerzahl eines Kraftwagens wächst nicht, wenn man ihn in einem Schuppen stehen läßt. Die treibenden Teile einer Maschine sind unentbehrlich; aber ihr Wert kommt nur dann voll zur Geltung, wenn die Maschine funktioniert und den Zweck erfüllt, dem sie dient.

Die angeführte Stelle zeigt uns, wie die großen Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft anzuwenden und in unserem Leben tatsächlich zum Ausdruck zu bringen sind. Alle Stichworte drücken Handlung aus: die Worte geloben, wachen, beten, tun und sein bedeuten Tätigkeit im höchsten Grade. Wir sollen geloben, etwas zu tun, darüber wachen, daß wir es tun, um Kraft beten, es zu tun. Dann sollen wir tatsächlich das tun und sein, was wir als recht und wahr erkennen. Wir sollen nicht nur ein Verlangen nach dem Guten haben, sondern auch versprechen, daß wir darauf achten und danach trachten.

Da alles Gute im göttlichen Gemüt enthalten ist, ja, da das Gemüt Christi gerade der Ausdruck alles Guten ist, ist das Erlangen des Gemüts Christi das höchste Ziel jedes Christlichen Wissenschafters. Es ist das, worauf wir achten, wonach wir trachten und worum wir beten sollen. Wir sollen die Ansprüche des Bösen in keiner Weise außer acht lassen oder übersehen, sondern überwinden und zerstören. Wir sollen sie als nichts erkennen und sollen beweisen, daß sie nichts sind. Wenn wir das Gemüt in uns haben, „das auch in Christus Jesus war”, wenn das göttliche Gemüt unser Denken regiert und leitet, werden wir mit dem Guten so vertraut, daß uns kein vermeintlicher Anspruch des Bösen täuschen kann oder wird. Der Bergmann, der weiß, was Gold ist, hält nicht Blei für das kostbare Metall.

Das göttliche Gemüt ist immer gegenwärtig. Es drückt sich aus und entfaltet sich unwiderstehlich. Wenn wir auf das Gemüt Christi achten, wenn wir aufrichtig nach seinem Erscheinen trachten, läßt sein Kommen nicht lange auf sich warten. Die Wahrheit sagt immer: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir”. Es ist gerade das Wesen des göttlichen Gemüts, sich durch seine Ideen auszudrücken. Da der Mensch die Widerspiegelung des Gemüts ist, besteht sein wahres Wirken im Empfangen und Bekunden aller Ideen des Gemüts. Was für ein Vorrecht es doch ist, auf das Erscheinen des Gemüts aufmerksam zu achten und den Blick unverwandt auf das herrliche Licht der Wahrheit zu richten, das immer für alle scheint.

Wir sollen wachen und beten, daß dieses Gemüt in uns sei, nicht auf unsern Nächsten aufpassen. Wenn wir in unser Denken mehr vom Gemüt Christi aufnehmen, werden wir überall mehr Gutes widergespiegelt sehen. Wir werden in unserem Bruder klarer des Vaters Ebenbild sehen. Wir werden jede geringste Kundwerdung des Guten überall, wo wir sie sehen, schätzen. Wir werden uns über jede gerechte Errungenschaft, sei es unsere eigene oder die eines andern, freuen. Wir werden allumfassend denken, und „mich” und „mein” wird aus unserem Denken und Reden verschwinden. Wenn wir wachen und beten, daß das Gemüt Christi in uns sei, sind wir mit dem Beherbergen der Engel Gottes so beschäftigt, daß menschlicher Ehrgeiz oder das Verlangen nach Stellung und Macht sich demütig Gottes gnädiger Führung ergeben. Das Gemüt Christi wird uns seinen geistigen Reichtum so entfalten, daß wir den sogenannten fleischlichen Sinn als wertlos ansehen. Die „Schönheit der Heiligkeit” wird unserem erweckten Bewußtsein so klar werden, daß kein Kampf, sie zu erlangen, zu groß erscheint, und wir werden finden, daß jede rechtmäßige Anstrengung Erfüllung findet.

Da Gott das einzige Gemüt ist, und da Er allmächtig ist, rüstet uns das Erlangen des Gemüts Christi mit Kraft und Herrschaft aus und verleiht unseren Worten Kraft und Nachdruck. Diese geistige Kraft und Herrschaft ist jedoch von Sanftmut begleitet, so daß sie stets liebevoll und uneigennützig ausgeübt wird. Das Gemüt, das in Christus Jesus war, ist das All in allem, und da es das All ist, ist alles, was sich ihm zu widersetzen sucht, machtlos. Spiegeln wir dieses Gemüt wider, so sehen, fühlen und kennen wir nur das Gute und nehmen seine Erhabenheit und Herrlichkeit als die einzige Substanz und die einzige Wirklichkeit wahr.

Die Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist die Allheit Gottes, die Allheit der Liebe. Jede Ableitung oder Schlußfolgerung der wahren Wissenschaft beruht auf dieser allumfassenden Wahrheit. Jeder Gedanke kann an folgendem Prüfstein auf seine Wahrhaftigkeit erprobt werden: Verkündigt er die Unendlichkeit der Liebe? Die Liebe ist das All und drückt alles aus; aber diese große Tatsache muß in das menschliche Handeln übertragen werden, wenn sie für die Menschheit von praktischem Wert sein soll. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 8 ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902: „Wenn wir lieben, lernen wir verstehen, daß, Gott die Liebe ist‘”. Diese große aber einfache Wahrheit ist vielleicht eine der schönsten Erklärungen aus der Feder unserer Führerin. Wie kann man ohne Übung Musiker werden? Wie kann man ohne praktische Tätigkeit Ingenieur werden? In der Metaphysik verhält es sich ebenso. Liebe üben, leben und beweisen muß zu lieblichen Zuständen und dauernder Eintracht führen.

Das Wort „Barmherzigkeit” im höchsten Sinne bedeutet Freundlichkeit. Wo das Wort „Barmherzigkeit” im Alten Testament vorkommt, gebrauchen einige neuere Übersetzungen oft das Wort „Herzensgüte”. Nichts tut der Welt heute mehr not als einfache Herzensgüte. Welch wohltätige Folgen hat die Bekundung von Herzensgüte in unseren Kirchen, in unseren Beziehungen zueinander, in unserem Urteil über unsere Mitmenschen, in unserer Berührung mit der Welt! Wenn wir diese bewundernswerte Tugend dauernd übten, könnten wir gar nicht anders als gerecht und rein sein. Das Gerechte, Ehrliche und Liebevolle ist stets das Richtige, das Redliche. Das Rechte tun heißt also jene Liebe bekunden, die immer nur das sieht, was der Vater sieht. Als Christliche Wissenschafter sind wir beständig bestrebt, uns so zu sehen, wie Gott uns sieht. Warum sollen wir dann in unserem Bestreben, dieses vollkommene Ebenbild zu sehen, nicht jedermann durch dieselbe Linse betrachten? Lasset uns anderen tun, was wir wollen, daß sie uns tun, von anderen denken, wie wir wollen, daß sie von uns denken, über andere reden, wie wir möchten, daß sie über uns reden! Dann wird kein ungerechter, liebloser Gedanke sehr lange in unserem Bewußtsein bleiben; denn wir werden nur Liebe und Lieblichkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Gutes und Güte sehen.

Reinheit fordert nicht nur Redlichkeit, sondern jenes unbefleckte Bewußtsein, das nur die makellose, hohe, erhabene Schöpfung des Geistes wahrnimmt, wo alles schön, heilig und rein ist. Dies offenbart das Lamm Gottes, „die geistige Idee der Liebe” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 590), welches der Welt Sünden trägt. Dieses lautere, gehobene Bewußtsein ist unser aller — jedes einzelnen — Erbe. Es ist nicht weit entfernt, sondern jetzt hier. In dem Maße, wie wir es uns zu eigen machen, ist unsere menschliche Erfahrung erlöst und gesegnet. Freudig gehorchen wir jedem geringsten Gebot der Liebe und empfangen unfehlbar den Lohn der Liebe. Unsere Führerin hat uns gesagt (Miscellaneous Writings, S. 206): „Euer Wachstum wird rasch sein, wenn ihr das Gute über alles liebet und den Wegweiser verstehet und ihm gehorchet, der euch voran den steilen Aufstieg der Christlichen Wissenschaft erklommen hat, auf dem Berge der Heiligkeit, der Stätte unseres Gottes, steht und in dem Taufbecken der ewigen Liebe badet”.

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