Jesus speiste speiste das hungrige Volk in der Wüste, wo nach menschlichem Ermessen keine Nahrung zu haben war. Er bewies die Allgegenwart der Versorgung. Diese Menschen hatten ihre geistigen Bedürfnisse vorangestellt und waren dem Meister vertrauensvoll gefolgt, um den Worten der Wahrheit zu lauschen. Die Tatsache, daß sie ihre geistigen Bedürfnisse voranstellten, ist beachtenswert. Es ist, als ob das geistig hungrige Volk gewußt hätte, daß „der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht”. Die Tatsache, daß Gott, das Leben, jede Kundwerdung des einen Lebens erhält, ist überaus ermutigend.
Auf Seite 17 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” legt Mrs. Eddy den Satz im Gebet des Herrn: „Unser täglich Brot gib uns heute” so aus: „Gib uns Gnade für heute; speise die darbende Liebe”. Die Liebe der Menschen darbt, weil sie, allgemein gesprochen, ihre Aufmerksamkeit zeitlichen Bestrebungen schenken und ihr höheres Wesen darben lassen. Viele mögen es z.B. für reine Vergeudung wertvoller Zeit halten, sich mit religiösen Schriften zu befassen. Während die Christliche Wissenschaft der Arbeit und dem Verdienst gebührende und praktische Beachtung schenkt, drängt sie nichtsdestoweniger darauf, daß wir in erster Linie unser höchstes Bedürfnis, Geistigkeit, ins Auge fassen und pflegen. Die Christliche Wissenschaft bahnt echtem, wahrem Denken den Weg und belohnt es.
Vorausgesetzt, daß das Denken nach geistiger Erleuchtung und Umwandlung trachtet und den wahren Sinn von Wesenheit und Versorgung erntet, können alle menschlichen Bedürfnisse ohne Unterbrechung reichlich befriedigt werden. Die Christliche Wissenschaft ist keine Schönwetterreligion; sie ist unser Halt in Zeiten der Bedrängnis. Das Denken sollte jedoch nicht bei dem menschlichen Bedürfnis sondern bei der Versorgung mit rechten Ideen und Eigenschaften verweilen. Wenn Dürftigkeit des Denkens geistiger Bereicherung weicht, weichen die beunruhigenden Gespenster materielle Armut und anderer Mangel den Engeln Seiner Gegenwart.
Als die Jünger darüber beunruhigt waren, daß sie bei ihrer Ausfahrt nur ein Brot auf dem Schiff hatten, erinnerte sie Jesus an die 12 Körbe voll, die nach der Speisung der Fünftausend in der Wüste übrig geblieben waren. Er sagte: „Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht, und denket nicht daran”. Die Durchsichtigkeit des geistigen Sinnes zeugt dafür, daß Versorgung vorhanden ist; die Undurchsichtigkeit der fünf Sinne erklärt, daß sie fehlt. Daher sollten wir in erster Linie diese Undurchsichtigkeit verneinen, indem wir erkennen, daß „er erquicket meine Seele”. Allgemein gesprochen ist aller scheinbare Mangel, sei es Mangel an Gesundheit, Kraft, Leben oder den täglichen Lebensnotwendigkeiten, vergegenständlichter geistiger Mangel. Daher ist geistiges Verständnis der Weg zur Versorgung in jedem Sinne des Worts.
Bei Erwähnung der Art, wie der Meister seine Jünger unterwies, schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 33): „Ihr Brot kam in der Tat vom Himmel herab. Es war die große Wahrheit des geistigen Seins, welche die Kranken heilt und den Irrtum austreibt”. Wir sollten dieses Brot täglich und unverdrossen suchen; denn ohne dieses Brot herrscht geistige Hungersnot und allerlei Mangel. Ist ein Christlicher Wissenschafter versucht, den Verlust oder die Abnahme von irgend etwas Notwendigen, einschließlich täglicher Gesundheit und Kraft, zu befürchten, so findet er in seinen Lehrbüchern, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, Stärkung. Speist er sein Bewußtsein gewissenhaft mit „der großen Wahrheit des geistiges Seins”, so kann er den materialistischen Einwendungen der Furcht entgegentreten anstatt ihnen zu erliegen. Da die unendliche geistige Schöpfung ewig von Gott, dem Schöpfer, versorgt wird, hat es keinem Teil dieser Schöpfung je an etwas gemangelt. Das geistige und ewige Leben hat nie Not gelitten, ist nie versiegt oder erlöscht. Und da es in der Ewigkeit keine Zeitlichkeit, keine Zeit, keine Zeitfolge gibt, hat es auch nie einen Zeitraum gegeben, wo tatsächlich Mangel eingetreten ist.
Jesus sagte: „Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten”. Die Christliche Wissenschaft bietet unermüdlich die wissenschaftlichen Tatsachen dar, daß das Sein geistig ist, und daß der Geist auf ewig für alle Bedürfnisse des Bildes und Gleichnisses Gottes Sorge trägt. Die Widerspiegelung Gottes hat nie Mangel an etwas gelitten. Diese unbedingten Wahrheiten können, wenn man sie im Denken festhält, die heftigen oder langwierigen Folgen materialistischen Denkens lindern. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365, 366): „Das arme, leidende Herz bedarf seiner rechtmäßigen Nahrung wie Frieden, Geduld in Trübsal und einen unschätzbaren Sinn von des lieben Vaters liebevoller Freundlichkeit”. Diese göttliche Nahrung, diese klare Auffassung der göttlichen Liebe ist nicht mit Geld zu kaufen; aber jedermann kann sie durch andächtiges Nachdenken und echte Bereitwilligkeit, seine alten Lebensanschauungen höherheben und geistig umwandeln zu lassen, erwerben.
Liest man die vier Evangelien mit dem wirklichen Verlangen, die Grundlage des Wirkens des Meisters, das Speisung des Volks, Bezahlung der Steuer, Wiederherstellung der Gesundheit, des Gesichts, des Gehörs, der Sprache, Heilung der Lahmen, Erlösung der Sünder und Auferweckung der sogenannten Toten in sich schloß, kennen zu lernen, so wird man zugeben, daß diesem mannigfaltigen Heilungswerk ein allmächtiges Prinzip zugrunde lag. Etwa 300 Jahre lang taten seine Jünger und deren Nachfolger dieselben Werke. Dasselbe unwandelbare, stets wirksame göttliche Prinzip durchdringt das heilende Wirken der Christlichen Wissenschaft in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und gibt dadurch die einzig befriedigende Antwort auf die lebenswichtige Frage: „Sollte Gott wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste?”
