Geistiger Gewinn ist mehr als bloßes Umstellen sterblicher Gedanken: es ist deren Verdrängung durch geistige Ideen. Die Christliche Wissenschaft ist nicht eine weitere Religion: sie ist die allen Menschen unentbehrliche Wissenschaft des Lebens. Diese Wissenschaft des Seins gibt uns einen richtigen Sinn von Werten und erklärt die beständige Wiederkehr von Verlust und Gewinn im menschlichen Leben. Viele erwerben z. B. ein großes Vermögen, können es aber infolge von Verlust der Gesundheit oder anderer Fähigkeiten nicht genießen. Andere dagegen, die von ungünstigen Zuständen dieser Art verschont bleiben, verlieren vielleicht ihr Vermögen und damit ihren Seelenfrieden. Die Christliche Wissenschaft ersetzt jeden Sinn von Verlust durch den wahren Sinn von Gewinn.
Auf Seite 487 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Es liegt mehr Wissenschaft in dem beständigen Gebrauch der Gemüts-Fähigkeiten als in deren Verlust. Solange Gemüt besteht, können sie nicht verloren gehen”. Die Christliche Wissenschaft stellt durch Vergeistigung des Denkens die Fähigkeiten wieder her, die durch weltliches Denken scheinbar verloren gingen. Sie erklärt denen, die glauben ihr Teuerstes oder das Nötigste verloren zu haben, beruhigend, daß „Gemüt besteht”. Wenn Gesundheit, sittliches Empfinden und Glück zerrüttet und selbst das Lebensnotwendige nicht mehr vorhanden zu sein scheint, besteht doch das göttliche Gemüt und stellt sie von dem neuen und wahren Standpunkt der geistigen Vollständigkeit des Menschen aus wieder her. Sie sind von Dauer, wenn ihre geistige Grundlage verstanden wird; und diese Grundlage bleibt bestehen.
Der Durchschnittsmensch gibt sich damit zufrieden, mit dem Strom seiner Gedanken — nützlichen oder unnützen — dahinzutreiben. Aber die Christliche Wissenschaft führt uns in die Kunst ein, unser Denken durch geistige Intelligenz zu beherrschen. Dadurch vernichtet sie die Befürchtungen eines Menschen, zerstört seine Abgötterei, sein Leiden, und gibt ihm einen neuen Sinn von Verlaß und Zuverlässigkeit. Sie befreit ihn von Hochmut und Selbstsucht.
Die Christliche Wissenschaft zerstört Krankheit, indem sie Gesundheit als Zustand des göttlichen Gemüts und als im Menschen so unveränderlich wie in Gott offenbart. Wenn wir Leben, Gesundheit und Tätigkeit nicht in der Materie sondern im göttlichen Gemüt suchen, fürchten wir die geistlose Körperlichkeit nicht mehr. Und durch das Verständnis, daß die Gerechtigkeit des Menschen dem göttlichen Gemüt entspringt, kommen wir zu der Überzeugung, daß sie durch geistige Erneuerung wiederhergestellt werden kann.
Das Eindringen in das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch klärt unsern geistigen Blick und befähigt uns, die Eigenschaften der göttlichen Liebe widerzuspiegeln. Es ruft neue Dankbarkeit gegen Gott, neues Vertrauen und neue Stärke wach, und stellt einen dadurch seelisch und körperlich wieder her; kurz, durch die Christliche Wissenschaft kann man den wahren Menschen erkennen und der wahre Mensch sein, „der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit”.
Mrs. Eddy schreibt: „Was Gott gibt, geht nie verloren” (Miscellaneous Writings, S. 111). Das wirkliche Sein bleibt auf ewig von den vermeintlichen Grenzen der Zeit und der Weltlichkeit unberührt. Die Christliche Wissenschaft erzieht das menschliche Denken zum Trachten nach dem Gemüt, wo es kein hinderndes Altern, kein Aufhören des Lebens und keine Unfähigkeit gibt. Dadurch heilt sie Zustände, die für unheilbar gehalten wurden. Sie erreicht und befreit das Denken des Kranken. Die Gesetze des göttlichen Gemüts über Gesundheit und Stärke, Sehen und Hören haben die Macht, weltliche Lehren mit ihrer grundlosen Voraussetzung und Schlußfolgerung umzukehren. Das Leben und alle wahre Wahrnehmung bleiben unbeeinträchtigt und auf ewig in der göttlichen Liebe.
Tut uns mehr Stärke not? Stärke ist im göttlichen Gemüt und kommt vom göttlichen Gemüt, und solange „Gemüt besteht”, besteht Stärke. Geistiges Verständnis ist wirkliche Stärke, die Stärke der Intelligenz, die Stärke klaren Denkens und geistiger Überzeugung. Vom sterblichen Gemüt getrennt ist die Materie weder stark noch schwach. Werden diese Tatsachen erfaßt und angewandt, so vergeht die Schwachheit sterbliche Furcht, und des Menschen natürliche geistige Gemeinschaft mit seinem Schöpfer tritt in Erscheinung.
„Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen”. Gottseligkeit ist geistig, von der Widerspiegelung des Geistes untrennbar. Der Christliche Wissenschafter beeilt sich daher, seine falsche Vorstellung von sich abzulegen, um zu beweisen, daß er Gottes Kind ist. Bereitwillig vertraut er jeden Wunsch, jedes Bedürfnis und jedes Streben der unfehlbaren Leitung und Erfüllung des göttlichen Gemüts an; er legt die Last der Weltlichkeit nieder und befaßt sich mit dem Beweisen geistiger Gesundheit, geistiger Liebe und freudigen Dienens. Jeden Augenblick und in jeder Lage „besteht Gemüt” als das offene Reich wahren Bewußtseins, in das er demütig und lernbegierig eingehen kann. Der Irrtum kann weder die Tür des unendlichen Gemüts schließen, noch unserem Blick den Willkomm der Liebe verbergen. „Wie Zu- und Abnahme der Tonstärke der Musik Betonung verleiht, so drücken die mannigfaltigen Weisen menschlicher Zusammenklänge Verlust oder Gewinn des Lebens aus — Verlust der Freuden und Schmerzen und des Lebensübermuts: das Gewinnen seines lieblichen Einklangs, des Mutes ehrlicher Überzeugungen und schließlichen Gehorsams gegen das geistige Gesetz” (Miscellaneous Writings, S. 116).
