Jeder denkende Mensch wird gewiß zugeben, daß das wirkliche Sein besteht, und daß es die Wahrheit darüber gibt. Die Christliche Wissenschaft hebt diesen Punkt besonders hervor. Sie erklärt, daß das wirkliche Sein Gott ist, sie verkündet die Wahrheit über Ihn und versichert die Menschen, daß sie diese Wahrheit erkennen können. Inmitten vieler Ungewißheit in Bezug auf das, was wirklich und was unwirklich ist, anerkennt der Schüler der Christlichen Wissenschaft mit großer Dankbarkeit das außergewöhnlich helle Licht, das diese Wissenschaft auf das wirkliche Sein wirft. Und seine Dankbarkeit wird noch größer, wenn er versteht, wie das geistige Verständnis, wenn es angewandt wird, die Finsternis der Unwissenheit vertreibt und das Gefühl der Harmonie und der Gesundheit vertieft.
Gott ist der allumfassende Geist, das allumfassende Gemüt; und da Er allumfassend oder unendlich ist, ist Er allgegenwärtig. Weil Gott das Gemüt ist, besteht Seine Schöpfung aus geistigen Ideen, deren Summe die zusammengesetzte Idee Mensch ist. Der Mensch ist also der volle Ausdruck Gottes; daher schließt er alle geistigen Ideen, die Gottes Schöpfung bilden, in sich. Somit kann man sagen: der wirkliche Mensch „hört” Gottes Stimme fortwährend, da er nie aufhört, Gottes Ideen widerzuspiegeln oder auszudrücken. Er kann unmöglich irgend etwas anderes „hören”, da in Wirklichkeit nur Gott und Seine Ideen bestehen.
Das soeben Gesagte bezieht sich auf den wirklichen Menschen — tatsächlich den einzigen Menschen. Aber scheinbar gibt es sogenannte menschliche Wesen, und diese scheinen sich der Wahrheit nur teilweise bewußt zu sein. Sie scheinen sich des Guten — das von Gott stammt — und des Bösen — das nicht von Gott stammt und daher nicht wirklich besteht — bewußt zu sein. Sie sind sich der Ideen oder Eigenschaften Gottes wie Leben, Liebe, Harmonie, Gesundheit bewußt und scheinen sich auch vieler Annahmen bewußt zu sein, die keine Spur von Göttlichkeit an sich haben wie Uneinigkeit, Krankheit, Sünde und Tod. Die Sterblichen sind sich also der „Stimme” Gottes, d. h. der Ideen oder Eigenschaften, die Ihn ausdrücken, bewußt und scheinen sich auch dessen bewußt zu sein, was das Gegenteil Gottes ist, was aber, weil es das Gegenteil von Ihm ist, kein wirkliches Dasein hat.
Die Christliche Wissenschaft offenbart durch ihre Lehrbücher — die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy — das Wesen Gottes und des Menschen. Ja noch mehr: sie zeigt den Menschen, wie sie auf Gottes Stimme — die geistige Wahrheit — hören und es unterlassen können, auf den Irrtum — auf das, was über Gott und Seine Idee, den Menschen, nicht wahr ist — zu hören, damit sie ihr wirkliches Wesen, ihr geistiges Selbst, beweisen können. Es sollte klar verstanden werden, daß es in Wirklichkeit keinen sterblichen Menschen gibt, da nur Gott und Seine Idee oder Widerspiegelung, der Mensch, besteht. Weil aber der sterbliche Mensch zu sein scheint, muß man durch die Wahrheit die falsche Vorstellung aufgeben und so den wirklichen Menschen beweisen.
Wie sollen wir nun unsere Fähigkeit, auf Gottes Stimme zu hören, vergrößern? Wie sollen wir die Wahrheit deutlicher „hören”? Mrs. Eddy schreibt auf Seite 89 in Wissenschaft und Gesundheit: „Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen”, und auf Seite 15: „Die Lippen müssen verstummen, und der Materialismus muß schweigen, auf daß der Mensch beim Geist Gehör finde, bei dem göttlichen Prinzip, der Liebe, die allen Irrtum zerstört”. Der Weg ist also klar vorgezeichnet: um mit Gott, der Quelle aller Wahrheit, Gemeinschaft zu haben, um Seine Stimme zu „hören”, Seine Wahrheit zu erfassen, muß der materielle Sinn durch den geistigen Sinn zum Schweigen gebracht werden.
Unsere Fähigkeit, mit Gott Gemeinschaft zu haben, nimmt in dem Maße zu, wie sündhafte Annahmen aufgegeben werden und Reinheit des Denkens beständiger vorherrscht. Jesus sagte: „Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen”. Die reines Herzens sind, „schauen Gott”, „hören” Seine Stimme, verstehen Seine Wahrheit, und haben so Gemeinschaft mit Ihm. Jeder echte Christliche Wissenschafter erkennt, daß er Sünde überwinden muß, um weiter in das Himmelreich — die Harmonie — einzudringen, um Glück und Gesundheit in vollerem Maße zu genießen und seinen Mitmenschen besser helfen zu können.
Der christlich-wissenschaftliche Ausüber sollte sich bei seiner Arbeit innig an Gott halten. Er sollte immer auf Gottes Stimme hören — sich immer der Ideen der Wahrheit bewußt sein — um den Irrtum im Denken derer, die bei ihm Hilfe suchen, aufzudecken und die Nichsheit des Irrtums zu erkennen. Und seine Kraft, geistig zu hören, hängt von seinem Verständnis, seiner Reinheit, seiner Demut, seiner Vergegenwärtigung der Wahrheiten des Seins ab, die die Christliche Wissenschaft ihm geoffenbart hat. Im 20. Kapitel der Sprüche Salomos lesen wir: „Ein hörend Ohr und sehend Auge, die macht beide der Herr”.
Es ist sehr notwendig, daß die Ausüber der Christlichen Wissenschaft sich schützen. In ihrem Berufe bekommen sie alle möglichen falschen Annahmen zu hören. Unerschütterliches Festhalten an der geistigen Wahrheit und beharrliches Behaupten dieser Wahrheit, klares Verstehen der Allheit Gottes und der Unwirklichkeit des Bösen schützt den gewissenhaften Arbeiter vor allen Formen des tierischen Magnetismus, vorausgesetzt, daß auch sein Leben mit Gottes Gesetz der Gerechtigkeit übereinstimmt.
