Eine Sonntagschülerin kam zu ihrer Lehrerin und bat sie, ihr zu zeigen, wie sie ein Problem lösen könne. Anscheinend war in dem Geschäft, wo sie arbeitete, allen Büroangestellten einige Wochen vorher das Gehalt um 10 Prozent gekürzt worden, und es war ihnen mitgeteilt worden, daß für den kommenden Zahltag wieder eine solche Kürzung bevorstehe. Da das junge Mädchen ihre Angehörigen unterstützen half, erschien ihr die Gehaltskürzung als großes Problem, und sie war daher niedergeschlagen und in Sorge.
Als erster Schritt zur Lösung dieser Aufgabe wurde dem Mädchen gesagt, keine Einflüsterung einer Kürzung ihres wahren Einkommens als wirklich anzunehmen, da Gott immer Liebe in Fülle ausgießt, und Er hat den Strom der Liebe nie und in keiner Weise begrenzt oder gekürzt. Der nächste Schritt war, an der wissenschaftlichen Tatsache festzuhalten, daß alle Ideen Gottes immer mit der herrlichen Arbeit, Ihn widerzuspiegeln, beschäftigt sind. In dieser unaufhörlichen Tätigkeit gibt es keinen Rückschritt und keinen Stillstand, da Gott das ewige und durch sich selbst bestehende Leben ist und Er daher unmöglich Seine Versorgung mit Gutem kürzen oder irgend einem Seiner Kinder vorenthalten kann.
Das junge Mädchen sah dies, besonders im Zusammenhang mit der angekündigten Kürzung, leicht ein; aber es war ihr nicht so klar, wie die Wahrheit auf die bereits vorgenommene Kürzung angewandt werden könnte. Es wurde ihr gesagt, daß für diese Seite des Problems dieselbe Wahrheit gelte, da es für Gott weder Vergangenheit noch Zukunft gibt. Zur Bekräftigung dieser Erklärung wurde der 15. Vers des 3. Kapitels im Prediger Salomo angeführt: „Was geschieht, das ist zuvor geschehen, und was geschehen wird, ist auch zuvor geschehen; und Gott sucht wieder auf, was vergangen ist”. Dieser Vers zeigt klar, daß Gott überall stets zugänglich ist, nicht nur mit Bezug auf die Gegenwart und die Zukunft, sondern auch, wenn es sich um die Vergangenheit handelt, da Zeit nur eine menschliche Annahme ist. Und die junge Schülerin rief aus: „Jetzt sehe ich, daß ich nicht glauben darf, daß wirkliche Versorgung je irgendwie gekürzt worden sei oder gekürzt werden könne, und daran werde ich festhalten; denn in der Wahrheit hat nie eine Kürzung stattgefunden”.
Am folgenden Sonntage war sie schon früh an ihrem Platze, ganz erfüllt von dem Verlangen, ihren Beweis zu erzählen. Sie berichtete, daß sie beim Empfang ihres Gehaltes am Tage vorher in ihrem Geldumschlag außer ihrem Lohn die Mitteilung vorfand, daß nicht nur die angekündigte Kürzung ihres Gehaltes unterbleiben würde, sondern daß es wieder auf den früheren Betrag erhöht worden sei, und daß das Geschäft ihr alles nachzahlen werde, was sie seit der ersten Gehaltskürzung weniger erhalten habe, da ihre Arbeit das, was sie dafür erhalte, wert sei.
Das war ein Beweis der göttlichen Herrschaft sowohl über die sogenannte Vergangenheit als auch über die Zukunft. Gott fordert, daß wir hinsichtlich der Vergangenheit die Wahrheit wissen, und dies hilft uns die Lehren für heute lernen. Wir brauchen keine Zeit der Enttäuschung und des Mangels durchzumachen, wenn wir wachsam genug sind und die in Unterdrückung, Furcht und Begrenzung zum Ausdruck kommenden Irrtumseinflüsterungen und vielleicht verurteilendes Denken über andere und Empörung über bestehende Geschäftszustände abweisen. Solche Gedanken sind sicher nicht aufbauend oder hilfreich. Weil Gott unser barmherziger und immer liebender Vater-Mutter ist, können wir von den Wirkungen irrigen Denkens in dem Maße frei werden, wie wir über alles, was an uns herantritt, die Wahrheit wissen.
Viele willigen darein ein, sich unter der Last einer unglücklichen Vergangenheit, vielleicht einer freudlosen Kindheit, mangelhafter Ausbildung oder versäumter Gelegenheiten abzumühen. Viel wertvolle Zeit wird damit vergeudet, solche Umstände zu bejammern; aber durch das Verständnis der Allgegenwart Gottes, das wir durch beständiges Ergründen der Christlichen Wissenschaft erlangen, lernen wir erkennen, daß uns nichts Unharmonisches in der Vergangenheit die volle Freude in der Gegenwart rauben kann, und daß keine Besorgnis wegen der Zukunft unser klares Bewußtsein der Allgegenwart des Guten trüben kann.
In der Schule oder auf der Hochschule kann die Erinnerung an frühere Fehlschläge in gewisser Hinsicht oder in gewissen Fächern die Arbeit des Schülers beeinträchtigen und Furcht vor dem Ergebnis vorliegender Aufgaben seine Bemühungen zu hindern suchen. Wäre es nicht eine große Erleichterung, alle Besorgnis aufzugeben und die Aufgabe mit der klaren Erkenntnis der Tatsache zu beginnen, daß wir heute alles ausdrücken, was wir zu wissen brauchen, da das Gemüt, Intelligenz, unsere ganze Tätigkeit lenkt? Wir können dies tun; und wenn wir sofort damit beginnen, werden wir uns viel zwecklose Reue über frühere Fehlschläge und unnötige Sorge um die Zukunft ersparen.
Der Psalmist sagt: „Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasset uns freuen und fröhlich darinnen sein”. Heute ist also das Gute allmächtig und das Böse machtlos; heute umgibt und stützt uns die Liebe vollständig. Auf das Heute hat die Vergangenheit keinen Einfluß, und heute gibt es keine Zukunft zu fürchten; denn Gott ist gegenwärtig und schützt, behütet und leitet uns, gibt uns jeden Augenblick alles, was wir brauchen, und gibt es uns reichlich. Sollten wir uns also nicht jeden Tag freuen und froh darin sein?
Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (Vorw. S. vii): „Für alle, die sich auf den erhaltenden Unendlichen verlassen, ist das Heute reich an Segnungen”. Verlassen wir uns, vertrauen wir und setzen wir also unsere Zuversicht auf diesen „erhaltenden Unendlichen” und zweifeln wir nie, daß Gott gegenwärtig, willens und bereit ist, uns zu helfen, wenn wir Ihn anrufen!
