Jeder Schüler der Christlichen Wissenschaft erkennt, daß er beweisen muß, was er von dieser Lehre versteht. In diesem Lichte betrachtet, sollte er sich außergewöhnliche Prüfungszeiten als hervorragende Gelegenheiten zu geistigem Siege dienen lassen, „auf daß da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesichte des Herrn”. Aber die Schüler hören zuweilen auf die heimtückische und entmutigende Einflüsterung, daß es ihnen vielleicht nicht gelingen werde, bis zum endgültigen Siege standhaft für das Rechte einzutreten. Wird der Christliche Wissenschafter von diesem Argument, das ihn abzuschrecken sucht, bedrängt, so muß er es aus Treue gegen Gott und sein eigenes wahres Menschentum abweisen. Klar und freudig sollte und kann er anerkennen und beweisen, daß es die Eingebung des unendlichen Gemüts ist, die ihn in den Stand setzt, für das geistige Heilen, für das geistige Gesetz, für vollständige Erneuerung und Befreiung einzutreten. Dieses Anerkennen bringt jeden widerstrebenden Zweifel an seinem göttlich behaupteten und belohnten Eintreten für die Wahrheit den bedrängenden Irrtümern Sünde, Krankheit, Leid, Armut und anderem Mißklang gegenüber zum Schweigen. Geistige Stärke, die einzige Stärke, ist im Menschen widergespiegelt, und sie ist absolut unveränderlich. Der Wahrheit Zeuge siegt in Versuchung.
Der Christliche Wissenschafter frohlockt über die Tatsache, daß Gott bei jedem Beweis der wohltätigen Macht des Gemüts von Anfang bis zu Ende seine einzige und vollauf genügende Quelle der Erleuchtung, Führung und Herrschaft ist. Derselbe göttliche Einfluß macht sich bei allem fühlbar, was dem menschlichen Sinn die einzelnen Schritte — ernstes Verlangen, Ausdauer und Erfüllung — zu sein scheinen. Immer mehr bekundet sich jedoch das Wirken des Christus, der Wahrheit, im menschlichen Bewußtsein durch unmittelbare und oft augenblickliche Heilung, und diese Heilung sollte die Erwartung jedes Schülers sein.
In „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 295) schreibt Mrs. Eddy: „Die Bibel ist unser vom Meer bespülter Fels”; und sie fügt hinzu: „sie steht fest im Sturm”. Wer sich also an das göttlich eingegebene Wort der Heiligen Schrift hält, ist dadurch gewappnet, den Stürmen irriger Einflüsterung zu widerstehen und sie zu überwinden. Sie alle sind dazu bestimmt, aufzuhören, wenn ihnen beharrlich mit der Macht der Wahrheit entgegengetreten wird — wie der Sturm auf dem Meer infolge der Zurechtweisung Christi Jesu aufhörte —„da ward es ganz stille”. Diese geistige Stille erreicht und segnet das gehobene menschliche Bewußtsein durch die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft.
„Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig” ist immer die wissenschaftliche Tatsache; denn die durch den Geist mitgeteilten Eigenschaften sind keiner Schwankung unterworfen. Das eine Gemüt mit seiner unendlichen Kundwerdung wird von dem sterblichen Glauben an Zeit, Überlieferung, Furcht und Aberglauben nicht berührt. Aus diesem Grunde ist der Zeuge des Gemüts erhaben über die Versuchung, an Untreue, an Unfähigkeit, gegen eine Schwierigkeit anzukämpfen, oder an Unterwerfung unter den Irrtum zu glauben. Die Arbeit des Christlichen Wissenschafters besteht in der Abweisung und Umkehrung der irrigen Einflüsterungen des fleischlichen Gemüts; und die Macht der Wehrheit selber befähigt ihn, diese Aufgabe zu Ende zu führen. Das göttliche Prinzip ist unanfechtbar, und wer seine Erleuchtung und Ermächtigung aus dieser Quelle schöpft, ist gewappnet, den Anstürmen des Irrtums zu widerstehen. Er richtet den Blick unverwandt auf das geistige Licht, das Macht ist. Indem der Schüler dieser Wissenschaft anerkennt, daß die wissenschaftliche Kraft des Beweises vom Geist stammt, erwacht er zu der Erkenntnis, daß seine widergespiegelte Kraft unbegrenzbar ist und nicht von der Person sondern vom Prinzip abhängt.
„Siehe, lobet den Herrn, alle Knechte des Herrn, die ihr stehet des Nachts im Hause des Herrn!” Der Zeuge des Gemüts weilt immerdar in der unendlichen Feste des Gemüts. In dunklen wie in sonnigen Stunden ist also beharrliche und tiefgefühlte Dankbarkeit gegen Gott ein Beweis geistigen Verständnisses und bringt klare Zeichen der heilenden Gegenwart der Liebe. Der geistige Sinn des Menschen wird auf ewig von der göttlichen Liebe erhalten. Wenn wahre Ideen im menschlichen Bewußtsein Aufnahme finden, brechen sie die mesmerischen Furcht- und Verzweiflungsannahmen. So „werden die Gottlosen umgestürzt und nicht mehr sein; aber das Haus der Gerechten bleibt stehen”. Die im Menschen widergespiegelten Eigenschaften des göttlichen Gemüts stehen in der Wirkung so fest wie in Gott, der einen Ursache, von der sie nicht getrennt werden können.
Das Geheimnis des Feststehens und des Siegens in der Wahrheit ist die Erkenntnis, daß wir Gottes unfehlbare Zeugen sind. Das hörende Ohr vernimmt den himmlischen Rat: „Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden!” geradezu als die Stimme des Vater-Mutter-Gottes. So erkennt der Christliche Wissenschafter, daß sein beharrliches Eintreten für die Wahrheit gegen den Irrtum mehr ist als das eines persönlichen Glaubens und Mutes. Dieses Eintreten entspringt geistiger Erleuchtung und ist daher eins mit „dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”. In „Miscellaneous Writings” (S. 369) erklärt unsere Führerin nachdrücklich: „Metaphysik, nicht Physik, befähigt uns, aufrecht auf erhabenen Höhen zu stehen und das unermeßliche Weltall des Gemüts zu überblicken, in die Ursache, die alle Wirkung beherrscht, hineinzuschauen und dabei in der Einheit Gottes und des Menschen stark zu sein”. So gestützt steht der Christliche Wissenschafter geistig siegreich da.
