In ihrer Schilderung der Schritte, die sie unternahm, als sie die Wissenschaft des Christentums gründete, schreibt Mary Baker Eddy: „Ich wußte, daß das Prinzip aller harmonischen Gemüts-Tätigkeit Gott ist, und daß in der ersten Zeit des christlichen Heilens durch heiligen, erhebenden Glauben Heilungen bewirkt wurden; aber ich mußte die Wissenschaft dieses Heilens ergründen, und durch göttliche Offenbarung, Vernunft und Demonstration fand ich meinen Weg zu absoluten Schlüssen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 109). Sie erkannte, wie bedeutungsvoll ihre Entdeckung war, die alle menschlichen Standpunkte ändert und der Menschheit unberechenbare Erlösungsmöglichkeiten bietet. Sollte sie weiter verfolgt und angenommen werden, so bedeutete dies eine umwälzende Haltung nicht nur gegen die Probleme, die die Menschen, einzelnen und insgesamt, bedrängen, sondern tatsächlich auch gegen Gott selber.
Wie alle wirklich großen Forscher nach wissenschaftlicher Erleuchtung ließ sich auch unsere Führerin nicht von ihrem Entschluß abbringen und war unermüdlich tätig, die Wahrheit ihrer Entdeckung zu beweisen, indem sie sie von jedem Gesichtspunkte aus erprobte. Was sie der Welt gab, durfte nicht bloß das Ergebnis der ihr zuteil gewordenen geistigen Offenbarung sein, die sie zu Gesundheit und größerer Nützlichkeit erweckt hatte; es mußte in jeder erdenklichen Hinsicht als richtig bewiesen und aus einen so unerschütterlichen Felsen gebaut werden, daß die Stürme des Unglaubens oder der Zweifelsucht, der Feindseligkeit oder des Vorurteils es vergeblich bedrohen würden.
So kam es, daß Mrs. Eddy drei Jahre lang „nach der Lösung dieses Problems des Gemüts-Heilens suchte” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 109), bis sie schreiben konnte: „Durch göttliche Offenbarung, Vernunft und Demonstration fand ich meinen Weg zu absoluten Schlüssen”. Das waren die Mittel, wodurch das Prinzip und die Regel der Wahrheit der Menschheit zugänglich gemacht wurde.
Der einzelne Christliche Wissenschafter lernt erkennen, daß auch er seinen Weg zu absoluten Schlüssen durch dieselbe dreifache Tür finden muß, die unsere Führerin benützte, wenn er im Verständnis fortschreiten und seinen Stand behaupten will. Dies ist seine sichere Schutzwaffe gegen jeden heimtückischen Angriff des Bösen; es ist sein Ansporn, seine Erleuchtung und sein Lohn in jedem überstandenen Kampf, in jedem errungenen Sieg.
Wir sehen, wie unerläßlich und immer gegenwärtig diese dreifache Tätigkeit in Jesu Laufbahn war. Vor allem enthüllte er in allem, was er sagte und tat, die völlige Klarheit der Wahrheit, wie er es mit folgenden Worten zeigte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn”. Wir sehen, welch großen Wert er auf Vernunft legte, sei es beim Unterweisen derer, die die Dinge des Geistes schon einigermaßen begriffen hatten, oder derer, die noch nicht zur Erkenntnis eines Selbst außerhalb der Materialität erwacht waren. Schon im frühesten Alter konnte man das Kind Jesus im Tempel finden, wo er „mitten unter den Lehrern saß, ihnen zuhörte und sie fragte”, indem er sich so auf jene planmäßigen Angriffe auf seine Ermächtigung und seine Lehre vorbereitete, die keiner großen und neuen Lehre erspart bleiben.
Wenn wir versucht sind zu denken, daß Jesus dem dritten Gesichtspunkt dieses von unserer Führerin erwähnten geistigen Standpunkts — dem Beweis — weniger Beachtung geschenkt habe, brauchen wir uns nur zu erinnern, wie oft er in Wort und Tat die Wichtigkeit jener Zeichen hervorhob, die der Beweis des Verständnisses sind. Die Zwölf und dann die Siebzig wurden ausgesandt, zu heilen und zu erretten. Beständig wies Jesus auf seine Werke als den Beweis seiner Sohnschaft hin. Mit äußerster Sorgfalt bereitete er den Boden zu, damit alle durch Unterweisung und Beispiel den einzig möglichen Standpunkt verstehen lernen möchten, von dem aus die Werke vollbracht werden konnten. In jedem Falle, wo er um Hilfe gebeten wurde, zeigte er, daß es der Zweck des Christus ist, Erlösung zu bringen und im menschlichen Herzen das Bewußtsein der Macht der göttlichen Liebe, zu heilen und zu befreien, zu wecken.
Doch während wir erkennen, welch großen Nachdruck Jesus auf das Verständnis legte, das Befreiung von Krankheit und Sünde bringen sollte, das Fülle bewirken und Harmonie wieder herstellen sollte, sehen wir in seiner Lehre und in seinem Vorbild aber auch, daß er noch mehr als diese großen Wohltaten die Tatsache betonte, daß das Kommen des Christus den ganzen menschlichen Standpunkt ändern muß, so daß das Reich Gottes nicht mehr in weiter Ferne, sondern inwendig gesucht wird. Er bekundete dies durch einen ununterbrochen stufenweise fortschreitenden Beweis des geistigen Gesetzes, bis er sich über die Erkenntnis derer erhob, die ihn hier sahen.
Heutzutage haben alle, die diesen geistigen Standpunkt erlangen wollen, das gesegnete Vorrecht, durch die Christliche Wissenschaft zu lernen, wie es geschehen kann. In unserem Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit ist es uns klar dargelegt. „Wenn das Verständnis”, lesen wir dort (S. 322), „die Standpunkte des Lebens und der Intelligenz verändert und sie von einer materiellen auf eine geistige Basis bringt, so werden wir die Wirklichkeit des Lebens, die Herrschaft der Seele über den Sinn gewinnen und werden das Christentum oder die Wahrheit in ihrem göttlichen Prinzip wahrnehmen”. Nur von dem göttlichen Gemüt kann diese Lehre gelernt werden. In sterblicher Weisheit und materieller Erfahrung suchen wir sie vergeblich.
Wenn wir gehorsam und vertrauensvoll auf Gott harren, kommen materielle Wünsche und der menschliche Wille zum Schweigen. Auf dieser Höhe des Denkens wird die Wahrheit enthüllt, und sie bringt Erleuchtung und Freude; die Vernunft wird geklärt und gestärkt, der Beweis gesichert. Wir befinden uns nicht mehr in der Gewalt der Ereignisse oder Zustände, und wir tasten nicht mehr nach etwas unendlich Wünschenswertem aber scheinbar weit Entferntem. Wenden wir uns von den Irrtumsschlußfolgerungen mit ihren Befürchtungen und Fallgruben ab und horchen wir auf das, was Geborgenheit und Frieden zusichert, so haben wir die Kraft und den Mut, vorwärtszugehen und unser Recht geltend zu machen, die völlige Klarheit des Gesetzes Gottes zu gewährleisten und jeden falschen Gegenzeugen zu vernichten. Die göttliche Offenbarung, Vernunft und Demonstration, wodurch unsere Führerin ihren Weg zu absoluten Schlüssen fand, sind auch unser Weg und bringen täglich, stündlich die Oberherrschaft des Gemüts mit sich, „Der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren”.
Jetzt und immerdar haben wir diesen in seiner ganzen Schönheit und Erhabenheit enthüllten göttlichen Standpunkt, der in gleichem Maße den Verstand und das Herz der Menschheit anspricht.
